Unwissenheit kostet Unternehmen Lehrgeld

Microsoft vergibt mit Softwarelizenzen auch kostenlose Trainings-Voucher. Viele davon werden jedoch nicht eingelöst. [...]

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird in Unternehmen oftmals an der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter gespart. Dieser Umstand ist an und für sich bedenklich, da Weiterbildung auch wirtschaftlichen Nutzen bringt. Umso bedenklicher ist es aber, wenn Trainings, die kostenlos und trotzdem qualitativ hochwertig sind, nicht genutzt werden. Wenn nämlich Microsoft-Lizenzverträge an Unternehmen verkauft werden, erhalten diese – je nach gekauftem Lizenzvolumen – Software Assurance Training Voucher (SATV) dazugeschenkt.
Ein Gutschein gilt für einen Tag und eine Person für ein offizielles Microsoft-Training – die Gutscheine sind also bares Geld wert, denn damit kann ein Seminar kostenlos besucht werden. Wie viele Voucher Unternehmen erhalten, hängt davon ab wie groß der Vertrag ist. »Oft sind es etwa zwischen 15 und 30 Tagesvoucher, es gibt aber durchaus auch große Verträge mit 50, 70, 150 oder mehr Gutscheinen«, erklärt Michael Swoboda, Geschäftsführer des Schulungsanbieters ETC, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Ein Voucher-Tag ist an die 400 Euro wert – bei 30 Vouchern sind das schon 12.000 Euro, die für Trainings aufgewendet werden könnten.
»Das Problem ist, dass diese Voucher ein Ablaufdatum haben – sie sind drei Jahre gültig. Vor diesem Ablaufdatum müssen sie online aktiviert werden, damit sie nutzbar sind. Am Tag der Ablauffrist werden sie gelöscht, daran kann niemand etwas ändern, auch Microsoft nicht«, erklärt Swoboda. Das passiere in Österreich sehr oft – die Einlösequote der Software Assurance Training Voucher liege nur etwa bei 40 Prozent.
ETC bietet mit SATV All Inclusive Service auch die Möglichkeit, dass der Trainings-Anbieter die Voucher-Verwaltung im Administrations-Tool übernimmt. Das Unternehmen nennt nur noch den Bedarf an Vouchern, ETC kümmert sich um den Rest, informiert regelmäßig über den aktuellen Stand der Gutscheine und empfiehlt sinnvolle Trainings. Microsoft-Unternehmenssprecher Thomas Lutz, gibt auf Nachfrage der COMPUTERWELT hierbei allerdings zu bedenken, dass dies eine Zahl sei, die lediglich einen Trainingsanbieter in Österreich betrifft. »Daraus lässt sich nicht auf den Markt schließen.«

AN DER FALSCHEN STELLE

Verwaltet werden die Gutscheine meist nicht von IT-Mitarbeitern oder der Personalabteilung, sondern von Einkäufern oder Lizenzverantwortlichen. Diese erkennen den direkten Nutzen dieser Voucher oft nicht bzw. denken an diese Möglichkeit gar nicht, da die Gutscheine nicht haptisch ausgegeben werden, sondern auf einem Portal liegen. »Die Voucher werden oft aus Unwissenheit nicht genutzt, weil sie nicht bedacht werden oder jemand Zugriff auf die Voucher hat, der selbst keinen Bedarf sieht«, sagt Michael Swoboda, und weiter: »Dann werden oft trotzdem Trainings zu den vollen Konditionen gebucht. Ich frage oft nach, ob denn nicht Lizenzen bei Microsoft gekauft wurden. Wenn ja, rate ich dazu, die Voucher im Unternehmen nachzufragen. Eine Woche später wird dann meist von den selben Unternehmen ein Training gebucht, das letztendlich Microsoft bezahlt.«
Microsoft selbst habe laut Swoboda natürlich auch Interesse daran, dass die ausgegebenen Voucher auch genutzt werden. Denn wenn die Kunden mit der jeweiligen Software nicht umgehen können, sind sie unzufrieden und kaufen andere Produkte. Deshalb sei es auch für Microsoft wichtig, den Kunden eine kostenfreie Möglichkeit zu bieten, sich weiterzubilden. »Ich glaube nicht, dass es bei uns betreute Kunden gibt, die nicht entsprechend über diese Möglichkeit Bescheid wissen«, erklärt Microsoft-Sprecher Thomas Lutz. »Ich finde es aber gut, wenn auch die Medien mithelfen, diese Nachricht an unsere Kunden zu kommunizieren.« (mi)

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