Veränderungen sind auch Chancen

Hannes Gutmeier, Leiter der IT-Abteilung der Soravia Group, hat mit seinem Team in den letzten Jahren zahlreiche Digitalisierungsvorhaben umgesetzt. Wie er an Projekte in Zeiten der Pandemie herangeht erklärt der 2020 als Top CIO ausgezeichnete Experte im Interview. [...]

Hannes Gutmeier, Leiter der Konzern-IT der Soravia Group. (c) SORAVIA Group
Hannes Gutmeier, Leiter der Konzern-IT der Soravia Group. (c) SORAVIA Group

Sie wurden schon mehrmals als CIO ausgezeichnet. Was macht sie zu einem Top-CIO?

Ich glaube, was mich auszeichnet ist, dass ich jede Änderung als Chance sehe. Ich verfolge das Motto „Change is Chance“ schon seit über zehn Jahren, egal in welchem Unternehmen ich tätig war. In sich verändernden Situationen in den Unternehmen oder in deren Umfeld habe ich immer wieder Chancen erkannt und Dinge frühzeitig gesehen und deswegen waren wir immer gut aufgestellt. Bei SORAVIA ist Digitalisierung das ganz große Thema und unser Ziel ist es, hier eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wir wollen in unseren Projekten immer etwas Außergewöhnliches machen. Wir bauen zum Beispiel gerade mit Danubeflats den höchsten Wohnturm im deutschsprachigen Raum. Deshalb passe ich gut in das Unternehmen, weil ich gerne einen Schritt vorne bin und speziell in dieser nicht allzu innovationsfreundlichen Branche etwas bewegen möchte. Genau hier sehe ich Chancen, mit Veränderung etwas zu bewegen und die Fachbereiche mitzunehmen.

Wie sehr ist Ihr Unternehmen von der Coronakrise betroffen?

Das werden jetzt andere nicht so gerne hören, aber rein von der IT und der IT-Infrastruktur her war COVID für uns kein Thema. Es hat zwar immer wieder mal ein wenig geknirscht, wenn ein Mitarbeiter im Home-Office kein stabiles Internet oder Hardware zur Verfügung hatte, aber hier haben wir ein eigenes Tochterunternehmen, das diese Probleme gelöst hat. Spannender war eher die Projektsituation. Wir haben von den Fachbereichen so viele Projekte wie nie zu vor bekommen, weil sie mehr Zeit hatten. Auch so mancher Dienstleister von uns konnte mehr Zeit für uns aufwenden. Wir haben 2020 einen gewaltigen Projektabbau betrieben und es sind viele neue Projekte dazugekommen. 

Verteiltes Arbeiten habe ich schon vorher im Unternehmen eingeführt und das hat uns auch in der Krise geholfen. Zudem haben wir die Kommunikationskanäle reduziert und die Intervalle der Abstimmungen verkürzt. Bis auf Kleinigkeiten hat das in den meisten Bereichen sehr gut funktioniert. Wir sind mit unseren Unternehmen in ganz Österreich verteilt und deshalb haben wir auch die Strukturen für verteiltes Arbeiten. In anderen Bereichen haben wir uns sehr schnell auf die Covid-Beschränkungen eingestellt und z.B. die Wohnungsbesichtigungen auf Onlinevideobesichtigungen umgestellt. Auch die konstituierenden Bauherrenversammlungen haben wir auf Videositzungen umgestellt und somit die Geschäfte erfolgreich weitergeführt.

Wie gehen Sie an IT-Projekte heran?

Ich bin kein klassischer IT-ler und das wird auch hier im Unternehmen immer wieder hervorgehoben. Mit mir kann man schlecht über Server, Clients oder den gesamten Infrastruktur-Bereich reden. Meine Themen sind Digitalisierung, Prozessoptimierung, das Erkennen und Nutzen von Synergien oder die Erschließung digitaler Geschäftsfelder. SORAVIA ist ein umfassender Immobilienkonzern mit Bereichen von der Projektentwicklung bis hin zur Vermarktung und Verkauf aber wir machen auch Asset- und Facility Management und Energiemanagement sowie Finanzdienstleistungen mit Immobilienbezug. Zudem sind wir auch in den Bereichen Photovoltaik, Reinigung und Sicherheit tätig. Wir haben auch selbst entwickelte Internetplattformen, auf denen wir online Unternehmensanleihen zeichnen können. SORAVIA ist sehr Wachstumsorientiert und wir kaufen immer wieder gesunde Unternehmen zu. Meine Stärke ist es zu erkennen, wie man diese am besten integrieren kann ohne deren Identität zu verändern. Mein Ziel ist es, Synergien für den gesamten Konzern zu nutzen. Ich bin sehr system- und konzeptunabhängig. Ich habe in den letzten 15 Jahren immer ein anderes System eingesetzt, ob das eine Lösung von Microsoft, Oracle oder SAP ist, ist nicht das wichtigste. Es muss für das Unternehmen passen. 

Wie sieht Ihre Strategie aus?

Ich schaue immer darauf, dass wir einen Schritt von den anderen sind und das bedarf auch der richtigen Mitarbeiter. Sie müssen ins Team passen und eigenverantwortlich Themen übernehmen. Ich bin hier bei der Auswahl sehr kritisch. Wenn ich nicht gleich jemanden finde, der meiner Meinung nach passt, dann lasse ich die Position lieber unbesetzt. Das Problem mit dem Fachkräftemangel habe ich natürlich auch wie alle anderen CIO. Aber mein pragmatischer Zugang ist eben nicht nur nach Schema F zu arbeiten, sondern Chancen zu nutzen. Dieser ausgewogene und strategische Gesamtplan, Digitalisierung umzusetzen zeichnet uns sicher aus. Wir haben bei SORAVIA zudem eine eigene Softwareentwicklungsabteilung. Wenn wir erkennen, dass etwas einen Mehrwert bringt aber  es keine Lösung am Markt gibt, dann entwickeln wir individuell für diesen Bereich eine eigene Software. 

Welche Fähigkeiten muss ein moderner CIO haben?

An oberster Stelle steht die Fähigkeit zu kommunizieren. Und er muss über die Geschäftsfelder, in denen das Unternehmen tätig ist, Bescheid wissen, denn sonst wird man nicht ernst genommen. Und vor allem muss er offen sein für neue Themen. Wichtig: Die Infrastruktur muss funktionieren wie das Stromnetz, das ist Voraussetzung, aber sie bringt keinen wirklichen Mehrwert. Mehrwert bringt, wenn ich neue Produkte schaffen, neue Synergien erkennen oder Prozesse digitalisieren und optimieren kann. Das muss ein IT-Chef können. Wichtig ist auch gut vernetzt zu sein. Der Themenkomplex ist zu groß, dass jeder alles wissen kann. Ich weiß bei jedem Thema an wen ich mich wenden kann.


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