»Vertrauen in Zutrauen«

Führungsqualitäten sind in Krisenzeiten besonders gefragt. Die Pandemie hat zudem gezeigt, dass sich Unternehmen mit 
starken Hierarchien und dem Festhalten an starren Prozessen schwerer getan haben als andere. Karl-Heinz Täubel, Geschäftsführer der unit-IT, über Zusammenhalt, Teamgeist und offene Kommunikation. [...]

Karl-Heinz Täube ist Geschäftsführer von unit-IT. (c) Christian Huber Fotografie

Denken Sie heute im Geschäftsleben anders als im Jänner 2020?

Meine Einstellung zu Geschäftsreisen hat sich geändert. Ich bin von Haus aus jemand, der gerne face to face mit den Leuten spricht, und wir bei unit-IT werden sicher nie gänzlich darauf verzichten. Die letzten Monate haben aber gezeigt, dass es Vorteile haben kann, das eine oder andere Meeting in den virtuellen Bereich zu verlagern – vor allem wenn es sich um laufende Projekte handelt. So können beispielsweise verschiedene Kolleginnen und Kollegen bei Bedarf, etwa zur Klärung von Detailfragen, zu einer Videokonferenz dazu geholt werden, die bei einer Geschäftsreise nicht alle dabei gewesen wären. Außerdem bedarf ein virtuelles Meeting weniger Planung im Voraus. Und natürlich reduzieren wir auf diese Weise auch unseren CO2-Ausstoß. Die wichtigste Erkenntnis der letzten Monate ist aber im Grunde die Bestätigung dessen, was ich schon vorher wusste: Unser starker Zusammenhalt und großartiger Teamgeist sind einer der Hauptgründe für unseren unternehmerischen Erfolg. Das wurde vor allem während des Lockdowns deutlich.

Welche Prioritäten sollten Unternehmen heute setzen, um möglichst gut auf eine eventuelle nächste Krise vorbereitet zu sein? Welche Rolle spielt dabei die digitale Transformation?

Die digitale Transformation spielt natürlich eine ganz zentrale Rolle. Unternehmen müssen darauf eingestellt sein, jederzeit zu Remote-Working wechseln zu können. Das ist aber noch nicht alles. Wir haben während der Krise erlebt, wie sich einige Unternehmen schwergetan haben, etwa weil sie sich jetzt erstmals mit der Notwendigkeit von E-Commerce befasst haben. Hier reicht es nicht, einfach nur einen Webshop zu errichten – dazu gehören viele andere Komponenten wie Logistik, ERP, Automatisierung und User Experience. Auf der anderen Seite konnten wir beobachten, dass digitale Technologien und Flexibilität produzierenden Betrieben geholfen haben, neue Geschäftszweige in kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel Staubsaugerfirmen, die während der Krise Atemschutzgeräte herstellten, oder Betriebe, die mittels 3D-Druck kurzfristig Gesichtsschutzschilder produzierten. Unternehmen, die rasch, flexibel und agil auf veränderte Bedingungen reagieren können, kommen deutlich besser über die Krise.

Wie hat sich die Krise auf Ihren Geschäftsverlauf ausgewirkt?

Die Nachfrage an Lösungen aus dem Bereich digital Workplace ist ungebrochen. Zudem verzeichnen wir einen stärkeren Bedarf unserer Kunden in den Bereichen Automatisierung, Infrastrukturausbau und Rechenzentrumsleistungen. Anders als befürchtet, sind unsere Kunden – nach einem ersten, kurzen Schock – durchaus bestrebt, Innovationen voranzutreiben und entsprechende Projekte umzusetzen. Jetzt sogar mehr als zuvor. Die meisten Unternehmen haben begriffen, dass die Digitalisierung kein »nettes Add-on« oder Zukunftsprojekt, sondern unbedingt erforderlich ist, um künftig weiterhin am Markt bestehen zu können. Und was wir aus dem IT-Sektor schon lange predigen, wird nun auch umgesetzt: Nämlich der Einsatz von Analytics, um wertvolle Insights aus dem Datenschatz zu gewinnen, der in den Unternehmen immer größer wird. Schließlich verzeichnen wir auch noch eine erhöhte Nachfrage nach moderner Soft- und Hardware, um Altsysteme abzulösen, zumal dies gegenwärtig vom Bund mit 14 Prozent gefördert wird.

Gibt es Bereiche, die Sie künftig stärken bzw. neu aufbauen wollen?

Wir arbeiten bereits am Ausbau unseres Portfolios im Bereich digital Workplace. Dazu gehört freilich mehr als mobile Endgeräte und VPN-Zugänge. Cybersecurity, Zutritts- und Authentifizierungslösungen, Collaborations-Tools, aber auch Workshops und Schulungen gehören dazu. Zudem wird unsere Rolle als Berater immer wichtiger: Uns geht es nicht nur darum, Lösungen und Services zu verkaufen. Wir sehen uns in erster Linie als Consulter, der aufgrund langjähriger Erfahrung in den verschiedensten Wirtschaftszweigen über spezialisiertes Branchenwissen verfügt. Ziel ist es, das Business unserer Kunden zu unterstützen, zukunftsfähig zu machen und weiterzuentwickeln.

Was machen Sie als führendes »Great Place to Work«-Unternehmen besser als die Marktbegleiter?

Was uns bei unit-IT über den Lockdown geholfen hat, war in aller erster Linie unser überaus starker Zusammenhalt und Teamgeist – so konnten wir Aspekte wie Isolation und Einsamkeit ganz gut abfedern. Uns war es uns von Anfang an besonders wichtig, Ängste und Unsicherheiten durch regelmäßige, offene Kommunikation auf Augenhöhe und eine explizite Vertrauenskultur abzubauen. Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut, ihr Wohlbefinden die wichtigste Grundlage für unseren Erfolg. Gemeinsam ist es uns gelungen, dass keiner bei uns das Gefühl von Hilflosigkeit haben musste – im Gegenteil: Die Erfahrung zu machen, eine derart beispiellose Situation gemeinsam gemeistert zu haben, macht uns alle nicht nur stolz, die erlebte Resilienz hat uns auch einen erneuten Motivationsschub gegeben. Unternehmen mit starken Hierarchien, Festhalten an starren Prozessen und einem Bestehen auf Kontrolle und Präsenzdienst haben sich, wie man sehen konnte, während der Krise ziemlich schwergetan. Das sollten Unternehmen unbedingt bedenken: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter merken sich – vollkommen zu Recht – ganz genau, wie gerade in schwierigen Lagen mit ihnen und den Umständen umgegangen wird. Was vorher vielleicht schon nicht optimal für sie war, ist jetzt nur noch deutlicher geworden. Nicht wenige Arbeitnehmer hat das zum – ohnehin schon in Betracht gezogenen – Jobwechsel bewegt.

Was unternehmen Sie gegen den Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel betrifft uns freilich auch, aber wir arbeiten seit längerem daran, dem entgegenzuwirken, etwa indem wir mit Schulen und Universitäten kooperieren und auch selber Lehrlinge ausbilden und Werkstudenten einstellen. Selbstverständlich ist es auch wichtig, dass wir die Attraktivität unseres Betriebs auf einem hohen Niveau halten und das auch kommunizieren.

Ihre Erfahrung der letzten Monate in einem Satz?

Vertrauen in Zutrauen – dieses Motto begleitet mich schon über meine gesamte Laufbahn. Ich bin den Menschen sehr dankbar, die Vertrauen in mich und das, was ich mir selber zugetraut habe, hatten. Und genau das gebe ich jetzt auch an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter.


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