Videos zur Mitarbeiterinformation sind heute schnell erstellt und zeigen mittels Ton und Bild anschaulich, was vermittelt werden soll. Doch nicht alle Menschen können gleichermaßen von der gezeigten Information profitieren. Gehörlose und Menschen, die die in den Videos gesprochenen Sprache nicht verstehen, können den Inhalt nicht zur Gänze erfassen. Abhilfe schafft Barrierefreiheit. [...]
An einer praktikablen, technischen Lösung für die oben beschriebene Herausforderung hat das Kooperationsprojekt „Content Annotation für Videos“ gearbeitet, das der IT-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria von Beginn an begleitet hat. Die beiden Kooperationspartner Joobster GmbH und Moweex GmbH haben sich gemeinsam mit dem Institut Integriert Studieren der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) der Sache angenommen und ein Fundament geschaffen, um einen bestehenden Videostandard um die Aspekte der Barrierefreiheit zu ergänzen und andere Sprachen automatisch via Untertitel in Videos zu integrieren.
Kommunikation als Sicherheitsaspekt
Kommunikation ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Eckpfeiler für gelingende Integration. Sprechen Menschen nicht dieselbe Sprache, scheitern oft schon einfache Erklärungsversuche. Gerade in Produktionsstätten, in denen häufig Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten, müssen wichtige Arbeitsanweisungen problemlos verstanden werden. Nur so können Fehler vermieden und Sicherheitslücken geschlossen werden.
Kurze Anweisungsvideos scheiterten bisher häufig an der Mehrsprachigkeit, denn der Einsatz von Untertiteln und akustischen Bildbeschreibungen war bisher mit hohen Kosten und Aufwand verbunden, sodass diese Lösungsvariante sich im betriebsinternen Einsatz als meist nicht rentabel herausstellte.
Barrierefreie Videos in der Praxis
Deswegen kam die auf Do-It-Yourself Videomarketing- und Verteilungssystem spezialisierte Firma Joobster auf die Idee, ein barrierefreies Tool zu entwickeln. Das junge Unternehmen hatte sich bereits bei der Gründung vor zwei Jahren zum Ziel gesetzt, Videoproduktion so einfach wie möglich zu machen. „Es gibt unzählige Tools für den Videoschnitt, aber keine perfekten Lösungen für Laien. Wir haben uns ständig Gedanken gemacht, wie wir unser Video-Framework noch verbessern und vereinfachen können“, erläutert Sandor Herramhof, der gemeinsam mit Christopher Kerschbaumer die Joobster GmbH gegründet hat. „Es hört sich einfach an, Untertitel und akustische Bildbeschreibungen zu integrieren, der Prozess dahinter ist aber wahnsinnig komplex. Der gesprochene Text ist das eine, aber es muss auch der Kontext erfasst werden können“, beschreibt Kerschbaumer die Herausforderungen. Mit dem eingangs erwähnten Projekt könnten nun mehrsprachige Videos implementiert werden.
Produktionsfirmen könnten dann etwa für bestimmte Prozesse einzelne Szenen über das Smartphone aufnehmen oder einen Bildschirm abfilmen und über das Joobster-System zusammenfügen und anpassen. Dann würde im nächsten Schritt alles, was gesprochen wird, in jeder Sprache automatisiert übertragen werden. Mit an den Maschinen angebrachten QR-Codes für die Videos kann jeder ganz einfach die gewünschte Sprache auswählen. „Wir greifen für die Speech-to-Text-Übersetzung auf Cloud-Anbieter zurück. Diese Übersetzungen werden in unser System geladen und analysiert“, erklärt Herramhof.
Pläne für die Zukunft
Momentan beschäftigen sich die Projektpartner noch auf einer sehr wissenschaftlichen Ebene und stützen sich auf Grundlagenforschung. Bis zur perfekten Lösung wird es noch Jahre dauern, denn Content Annotation ist aktuell auch für große Unternehmen wie Facebook und Google eine Herausforderung. Obgleich sich Herramhof noch lange nicht am Ziel sieht, denkt er bereits an die Zukunft: „Wir denken bereits an Folgeprojekte, denn die Zusammenarbeit war bisher schon absolut zufriedenstellend. Forschung und Entwicklung in dieser Dimension zu stemmen, ist für ein kleines Unternehmen wie uns quasi unmöglich. Daher sind wir sehr dankbar für die Unterstützung durch die JKU.“ Künftig will Joobster noch stärker in die Bereiche künstliche Intelligenz und Bildverarbeitung gehen.
Professionelle Beratung und Unterstützung
„Auch von der Unterstützung durch den IT-Cluster waren wir begeistert. Vom Erstgespräch über die Abwicklung bis hin zum Endbericht und der Nachbetreuung hat alles perfekt funktioniert. Diese Zusammenarbeit möchte ich gerne hervorheben, denn diese regionale Bündelung von Knowhow ist nötig, um sich am internationalen Markt zu positionieren“, betont der Joobster-Gründer.
Zufrieden ist auch Wolfgang Traunmüller, Projektmanager im IT-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria. Man sei stolz darauf, dass im Kooperationsnetzwerk und generell in Oberösterreich derart innovative Projekte entstehen, sagt Traunmüller und fährt fort: „Ohne die Förderung des Landes Oberösterreich würden viele Ideen nie realisiert werden. Teil unserer Arbeit ist es, diesen Ideen durch unsere Beratung auf die Sprünge zu helfen und bei Bedarf passende Projektpartner aus unserem Netzwerk einzubinden. So unterstützen wir die Unternehmen, damit deren Ideen auch umgesetzt werden können.“
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