Bisher hat sich VMware als Infrastruktur-Lieferant auf die Bereitstellung von Werkzeugen zum Aufbau von Clouds beschränkt. Mit Anfang des kommenden Jahres steigt der Marktführer im Bereich Virtualisierung auch in Europa in das Service-Geschäft ein. [...]
Neben zahlreichen Verbesserungen diverser Produktlinien war die große Neuheit, die VMware auf seiner Hausmesse VMworld in Barcelona präsentierte, der Start der vCloud Hybrid Services: Mit dem Infrastructure-as-a-Service-Angebot will VMware ab Anfang 2014 auch in Europa als Public Cloud Service Provider auftreten. Die Idee dahinter: Unternehmen, die bereits VMware-Tools einsetzen, können ihre interne IT-Umgebung um Public-Cloud-Services von VMware erweitern. Dank der kompatiblen Infrastruktur sollen sich IT-Aufgaben dabei leicht in die VMware-Cloud verschieben – und auch wieder zurückholen – lassen, so das Versprechen.
In den USA ist das Angebot seit kurzem verfügbar und kommt laut VMware-Chef Pat Gelsinger so gut an, dass zusätzlich zu den bereits bestehenden zwei Rechenzentren drei neue Standorte in Planung sind. Das erste europäische VMware-Rechenzentrum, das vCloud Hybrid Services anbieten wird, steht in Slaugh, England. Wenn alles gut läuft, soll bald ein zweiter Standort – voraussichtlich in Deutschland – dazukommen. Ein eigenes VMware-Rechenzentrum in Österreich hält Alexander Spörker, Country Manager Österreich, im Gespräch mit der COMPUTERWELT nicht für realistisch, kann sich jedoch gut vorstellen, dass es bald „VMware-gebrandete Datacenter, die von Partnern betrieben werden“, geben wird.
KEINE GEFAHR FÜR PARTNER
Die Gefahr, dass sich heimische Partner, die jetzt schon auf Basis von VMware-Tools Cloud-Services anbieten, durch die vCloud Hybrid Services auf den Schlips getreten fühlen, sieht Spörker nicht: „Wir treten damit nicht in Konkurrenz zu unseren Partnern, sondern erweitern deren Angebot, da sie unsere Cloud-Services ja resellen können.“ Auf diese Weise soll sich der Markt für Cloud-Services vergrößern und Partner können Lücken in ihrem Angebot füllen. „Sagen wir ein Kunde bezieht drei, vier IT-Services von seinem Provider, von dem er schon immer alles bezogen hat – aber ein bestimmtes Service kann der Provider nicht liefern. Mit den vCloud Hybrid Services kann dieser Anbieter den entsprechenden Service von VMware dazu nehmen und seinem Kunden zur Verfügung stellen“, erklärt Spörker.
Eines der hybriden Angebote – und die zweite große Neuheit auf der VMworld in Barcelona – ist Desktop as a Service. Mit der Übernahme des Anbieters Desktone aus Boston hat sich VMware Gelsinger zufolge „das führende Framework für die Bereitstellung von Desktops über die Cloud“ einverleibt. Das Besondere an Desktone sind die Mehrmandanten-Fähigkeit, also die Möglichkeit separater virtueller Umgebungen für verschiedenen Kunden, Self-Service-Funktionen um die Desktops zu provisionieren und eine Grid-basierende Architektur, die eine enorme Skalierbarkeit über verschiedenen Standorte hinweg garantieren soll.
Mit Horizon View war VMware auch bisher schon in der Lage, Virtual Desktop Infrastructures (VDI) umzusetzen. Mit Desktone geht der Anbieter nun einen Schritt weiter: „Das Tolle an Desktone ist die Automatisierung“, sagt Spörker. „Bisher haben wir Komponenten geliefert, aus denen Partner Desktop-as-a-Service-Angebote bauen können. Einer dieser Partner war Desktone und die haben sich genau überlegt, was man alles braucht, um so etwas automatisiert zur Verfügung zu stellen. Also wirklich auf Knopfdruck.“ Desktone hat zu diesem Zweck einen Servicekatalog aufgebaut, Automationsmechanismen entwickelt und Policies definiert, damit unternehmerische und rechtliche Vorgaben eingehalten werden können. Ziel ist eine IT-Infrastruktur, die es Endanwendern ermöglicht, sich aus dem Servicekatalog heraus selbst ihren benötigten Desktop zusammenzustellen.
GÜNSTIGERE VIRTUELLE DESKTOPS
Im nächsten Schritt soll das Desktone-Angebot mit Horizon View, dem Desktop-Virtualisierungs-Tool von VMware und Bestandteil der Horizon Suite, integriert werden. Der Aufbau und Betrieb einer VDI soll dadurch deutlich günstiger werden. Auch die Virtualisierung des Storage Area Network (SAN) wird die Kosten für eine VDI laut VMware weiter senken, indem VMware Virtual SAN direkt an die Geräte angeschlossene Storage-Devices zu einem Pool zusammenfasst. Zudem kann durch die Einbindung des vCenter Operations Manager für View in die Horizon Suite die VDI-Performance besser überwacht und ein sicherer Betrieb in großen VDI-Umgebungen sichergestellt werden. (oli)
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