Vom Outsourcing zum Cloud Sourcing

Outsourcing ist nicht neu. Jedoch ist die klassische Variante dieses Sourcing-Modells für KMU aufgrund der Komplexität, der langfristigen Bindung und fehlenden Skalierungseffekten bisher wenig attraktiv. Mit Cloud Computing ändert sich das. [...]

Die Cloud ist ein Hype. Aber es steckt auch etwas dahinter. In seltener Einigkeit propagieren Analysten, Experten und Anbieter zugleich die Veränderungskraft von Cloud Computing, die einen tiefgreifenden Strukturwandel in der IT-Welt in Bewegung gesetzt hat. Die Ursache für diesen Paradigmenwechsel liegt in der steigenden Abhängigkeit zwischen dem Unternehmenserfolg und einer flexiblen, leistungsfähigen und dennoch günstigen IT. Unternehmen möchten sich zunehmend nicht mehr mit Dingen beschäftigen die andere Firmen besser und günstiger bereitstellen können. Die Kernkompetenzen zu stärken steht im Vordergrund. Das Thema IT-Outsourcing, also der Fremdbezug von IT-Services, gewinnt dadurch zunehmend an Bedeutung. Die von Nicolas Carr skizzierte »IT aus der Steckdose« nimmt damit reale Konturen an.
IT-Outsourcing ist nicht neu. Jedoch ist die klassische Variante dieses Sourcing-Modells für KMU aufgrund der Komplexität, langfristigen Bindung und fehlenden Skalierungseffekten bisher wenig attraktiv. Auch die traditionellen IT-Outsourcer bevorzugen wegen des hohen Aufwands der individuellen Servicebereitstellung eher die Großkunden – KMU werden häufig überhaupt nicht adressiert. Mit Cloud Computing ändert sich das. Die standardisierten Cloud Services zur »Selbstbedienung« mit klaren Service Level Agreements, kurzen Vertragslaufzeiten und günstigen Kosten durch Skalierungseffekte beim Cloud Service Provider machen das Thema zunehmend auch für KMU interessant.

CLOUD ECONOMY

Cloud Services mischen den IT-Markt auf und werden als disruptive Veränderung wahrgenommen bei der sich komplett neue Wertschöpfungsketten bilden, die vom Beratungshaus Roland Berger als »Cloud Economy« bezeichnet werden. Getragen wird die Cloud Economy durch die Veränderung von Angebot und Nachfrage am IT-Markt. Wenn zunehmend mehr Unternehmen IT-Leistungen als Services zukaufen und diese nicht selbst als Hard- und Software einkaufen, installieren und betreiben, beeinflusst das zwangsläufig die Geschäftsgrundlage der IT-Systemlieferanten. Die klassischen Outsourcer hingegen haben häufig Probleme mit der Entwicklung von echten Cloud Services ohne langfristige Vertragsbindungen und betreiben teilweise »Cloud Washing« und »Patriot Act Bashing« um ihre Geschäftsmodelle zu schützen. Den globalen Public Cloud Providern wiederum fehlt der lokale Kundenzugang und die notwendige gesamtheitlichen Angebote um komplette Kundenanforderungen abzubilden, sowie weitgehend das Verständnis für die emotionale Sicherheitsbedürfnisse der lokalen Unternehmen. Aus diesem Grund entstehen in der Cloud Economy neue Formen von Cloud-Service-Partnern, die einerseits als Broker von Cloud Services fungieren und diese mit selbstproduzierten Virtual Private Cloud Services und flexiblen SLA kombinieren können. Damit wird dem Kundenwunsch entsprochen, nicht die Sourcing-Komplexität mit vielen Anbietern verwalten zu müssen und trotzdem eine gesamtheitliche, hybride Cloud-Architektur mit allen charakteristischen Vorteilen nutzen zu können.
Wie immer bei großen Marktveränderungen werden jene Marktteilnehmer erfolgreich sein, die zeitgerecht ihre Positionen verlassen und diese Veränderungen am Besten in ihr Geschäftsmodell und die Kernprozesse integrieren. So wie beispielsweise ein Online-Buchhändler der stolzen IT-Welt gezeigt hat wie man IT-Infrastruktur-Services effizient produzieren kann. Daneben freuen sich Quereinsteigern über rasantes Wachstum durch die Cloud Chancen und mache etablierte Anbieter werden ins Straucheln kommen. Dass der Begriff Cloud Computing auch in einigen Jahren noch so zelebriert wird wie heute, ist eher unwahrscheinlich. Sicher ist aber, dass die neuen Marktspielregeln der Cloud nicht mehr verschwinden werden.
* Thomas Putz ist Autor der Studie »Erfolgsfaktoren von Cloud Computing/SaaS in österreichischen KMU«. Er leitet darüber hinaus das Portfolio Development für Workspace & Application Solutions bei Kapsch Businesscom.

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