VR-Ausbildung für die Polizei

Das europäischen Forschungsprojekt SHOTPROS, das vom Center for Technology Experience am AIT federführend durchgeführt wird, bietet eine innovative Virtual-Reality-Lösung für Polizei-Trainings. [...]

Messung der Herzrate: Damit wird die Stressbelastung der Trainierenden erfasst und am Trainer-Dashboard angezeigt. (c) Valerie Schlagenhaufen/USECON
Messung der Herzrate: Damit wird die Stressbelastung der Trainierenden erfasst und am Trainer-Dashboard angezeigt. (c) Valerie Schlagenhaufen/USECON

Terroranschläge wie 2020 in Wien, eskalierende Demonstrationen oder Einsätze im Umfeld von organisierter Kriminalität: veränderte Bedrohungs- und Risikoszenarien haben die Anforderungen an europäische Polizeifachkräfte in den letzten Jahren stark verändert. Eine Herausforderung ist gleich geblieben: Die Fähigkeit, in Sekundenschnelle richtige Entscheidungen zu treffen.

Genau hier setzt das Projekt SHOTPROS an. Ziel war die Entwicklung eines innovativen Trainingsprogramms sowie einer VR-Lösung, um herausfordernde Szenarien künftig besser zu trainieren und damit die Leistungsfähigkeit der europäischen Sicherheits-Behörden zu steigern.

Ganzkörper-VR-Lösung

Mehr als 800 Polizistinnen und Polizisten aus ganz Europa mit unterschiedlichen Berufserfahrungen haben die neue VR-Lösung bereits ausprobiert und evaluiert, um weitere Verbesserungen zu ermöglichen. Der technische Projektpartner RE-liON passt das System in einem agilen, nutzerorientierten Prozess ständig an.

Helmut Schrom-Feiertag, SHOTPROS-Projektleiter am AIT Center for Technology Experience, beschreibt die Lösung gegenüber der COMPUTERWELT wie folgt: „Das SHOTPROS VR-Trainingssystem ist eine Ganzkörper-VR-Lösung, um Polizisten für herausfordernde Situationen zu trainieren. Das System ermöglicht ein Training auf einer Fläche von bis zu 70 mal 100 Metern mit bis zu 16 Personen, um auch Vorfälle auf öffentlichen Plätzen trainieren zu können.“ Das Tracking erfolgt über WiFi-Beacons und jede Person wird mit einem Anzug ausgestattet, in dem Sensoren integriert sind. „Eine sogenannte Smartvest ermöglicht zusätzliche Kontrollfunktionen für die Sprachkommunikation und die VR. Am Rücken wird ein leistungsstarker portabler Computer für die VR getragen und ist über ein Kabel mit der VR-Brille, die man am Kopf aufsetzt, verbunden. Der taktische Gürtel mit dem Polizisten auch normalerweise im Einsatz ausgestattet sind, komplettiert die Ausrüstung für die Trainierenden“, so Helmut Schrom-Feiertag.

„Unsere Studien zeigen, dass sich etwa drei Viertel der Polizistinnen und Polizisten in der virtuellen Umgebung sehr gut orientieren können“, sagt der Projektleiter. Ebenso positiv wurde die integrierte Echtzeit-Stressmessung aufgenommen, die den Trainern zusätzliche Informationen über das Stresslevel der Trainierenden liefert. Das Projekt hat auch gezeigt, dass sich die Rolle der Trainerinnen und Trainern verändert: Ein Dashboard und die After-Action-Review gibt ihnen die Möglichkeit für verbesserte Interaktionsmöglichkeiten mit den Trainierenden während und nach Sessions, da es konkrete Daten zur Trainingsperformance liefert. „Die Trainer können das Geschehen in VR aus verschiedenen Perspektiven verfolgen und auch interaktiv in den Ablauf eingreifen“, so Schrom-Feiertag.

Roadshow startet im Februar

Die Implementierung einer innovativen VR-Trainingslösung trägt zu den Digitalisierungsstrategien und Vorgaben der europäischen Polizeibehörden bei. Ziel ist es, alle Entscheidungsträger vom Nutzen und Mehrwert des neuen Systems zu überzeugen. Aus diesem Grund starten die Verantwortlichen im Februar eine europaweite Roadshow, um das VR-gestützte Polizeitraining zunächst in den Partnerländern Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Rumänien zu demonstrieren.


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