Wachstum trotz Widrigkeiten

Trotz eines herausfordernden Geschäftsumfelds konnte der chinesische Technologiekonzern Huawei 2020 ein Wachstum verzeichnen. Vor allem in den Segmenten Enterprise und Carrier ist man gut aufgestellt. Nicht so rosig sieht es bei den Smartphones aus. Erich Manzer, Deputy CEO bei Huawei Österreich, ist davon überzeugt, dass man auch hier wieder zurückkommen wird. [...]

Erich Manzer ist Deputy CEO bei Huawei Technologies Austria. (c) Huawei

Huawei konnte im Geschäftsjahr 2020 den weltweiten Umsatz um knapp 4 Prozent auf rund 111 Milliarden Euro steigern. Wie sehr hat sich die Pandemie und das Handelsembargo der USA auf das Ergebnis ausgewirkt?

Wir konnten trotz der Pandemie ein weiteres Wachstum verzeichnen. Wir sind nicht nur beim Ergebnis sondern auch im Bereich Forschung und Entwicklung stark gewachsen. Unsere Investitionen in R&D lagen 2020 bei 16,7 Mrd. Euro. Wir sind damit in diesem Bereich die Nummer Eins außerhalb der USA. Wir bauen Bereiche aus, in denen es für uns noch etwas leichter ist, zusätzlich Marktanteile zu gewinnen. Das zeigt sich insbesondere im Enterprise-Bereich, der letztes Jahr stark gewachsen ist. 2020 konnten wir in diesem Bereich eine Wachstumsrate von über 23 Prozent erreichen.

Wie sieht es im Consumer-Bereich aus?

Wir verzeichnen bis auf unseren Heimmarkt in China Einbrüche in allen Märkten. Es haben uns dabei zwei Themen getroffen: Einerseits die Pandemie, die sich auf die Verkäufe ausgewirkt hat und andererseits der US-Bann. Das hat auch dazu geführt, dass wir in Europa in Summe ein Minus von rund 12 Prozent haben. Wir sind bei den Lizenzen um das Google-Softwaresystem und auch Chipsets zu verwenden, einigen Limitationen ausgesetzt. Die Verunsicherung der Endnutzer ist gelungen. Aber wir arbeiten daran, dass wir unser eigenes Betriebssystem Harmony OS weiter ausbauen und unser eigener Appstore weiterhin gefüllt wird.

Wie sieht die weitere Strategie von Huawei bei Smartphones aus? Es drängen ja auch andere Hersteller aus China wie Xiaomi und Vivo auf den globalen Markt.

Wir werden weiterhin in unser eigenes Betriebssystem investieren und sind hier auf einem guten Weg. Es wird eine Zeit lang dauern bis wir wieder in voller Stärke auf den Markt zurückkehren. Das hängt aber auch damit zusammen, dass bei den Chipsets in der Größe in der wir sie benötigen, also 7 Nanometer und 9 Nanometer, derzeit eine Knappheit besteht. Es ist in der globalisierten Welt schwer abseits vom US-Einfluss Produkte zu bekommen. Ich denke aber, dass es der richtige Weg ist, ein drittes starkes Betriebssystem für Smartphones zu etablieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch aus Europa etwas kommen würde. Huawei würde ein europäisches Betriebssystem auch auf seinen Geräten implementieren. Sehr interessant ist, dass zwar unser Marktanteil bei Smartphones eingebrochen ist aber die Kunden nicht unbedingt zu amerikanischen Anbietern wechseln sondern zu anderen chinesischen Herstellern. Aber ich bin überzeugt, dass wir in diesem Bereich wieder zurückkommen werden.

Welche Bereiche konnten zulegen?

Im Segment Enterprise konnten wir wie gesagt ein Wachstum verzeichnen. Enterprise-Lösungen umfassen Storage, Videokonferenzlösungen und die Betreuung des gesamten Enterprise-Marktes. Ein neuer Kunde hier in Österreich ist etwa die Austro-Control, die ihr Glasfasernetzwerk mit unserem Equipment ausbaut (siehe Kasten). Im Enterprise-Bereich angesiedelt ist auch unser Photovoltaik-Portfolio. Auch hier können wir ein starkes Wachstum verzeichnen. Im Carrier-Bereich ist das Business weiter stabil, da die Operator in die Netze investiert haben, weil Home Office und Home Schooling mehr Bandbreite benötigen. Hier wurden Updates bei 5G vorgezogen.

Bleiben wir beim Thema 5G. Wie ist hier der Status in Österreich?

Der 5G-Rollout wird von allen Providern vorangetrieben. Einerseits wegen der regulatorischen Vorgaben und andererseits auch im Eigeninteresse. Denn je schneller ein Provider seinen Kunden 5G anbieten kann, desto besser kann er sich am Markt positionieren. Wir arbeiten mit allen heimischen Operatoren zusammen und deshalb wirkt sich der 5G-Ausbau auch auf uns positiv aus, sei es, weil wir die notwendigen Antennen liefern oder es Erweiterungen im Transmission-Netzwerk gibt. Jede Erweiterung bringt zusätzlich Kapazität ins Netzwerk, die benötigt wird. Wir als Hersteller sind hier gefordert, effizientere und günstigere Lösungen zu finden, um eben mehr Kapazität über das gleiche Spektrum zu liefern. Grundsätzlich ist Österreich im 5G-Bereich gut unterwegs, auch was die Endgeräte betrifft. Ich denke, dass diese Entwicklung auch dieses Jahr anhalten wird.


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