Wahre Liebe: Cloud & Fachabteilungen

Die Vorteile, die Cloud Computing den Fachbereichen bietet, verleitet einige Entscheider, die IT-Abteilung außen vor zu lassen. Damit die agile Plattform zum Erfolg führt, braucht es jedoch eine dynamische Partnerschaft aller. [...]

Ziel der von IDC im Juni 2013 durchgeführten Befragung unter 260 IT-Fach- und Führungskräften aus Unternehmen in Deutschland mit mindestens 100 Mitarbeitern war es, die aktuellen Trends und Pläne bei der Nutzung von Cloud Services zu ermitteln. Der Schwerpunkt der Studie lag auf den Wünschen der Fachabteilungen.

Fakt ist: Cloud Services durchdringen die deutschen Unternehmen, denn über die Hälfte (55 Prozent) der befragten Organisationen nutzt bereits oder implementiert derzeit entsprechende Lösungen.

Für die Unternehmen ist das mit Abstand bedeutendste Ziel die Verbesserung der Geschäftsprozesse. Daraus leiten sich die Anforderungen an die IT ab: Neben Kernaufgaben wie der Verbesserung der Sicherheit (45 Prozent) oder der Senkung der Kosten (33 Prozent) fordern vor allem Entscheider aus den Fachbereichen die bessere Unterstützung ihrer Geschäftsprozesse (43 Prozent).

GROSSE BEGEHRLICHKEITEN
Die Gründe für die bessere Unterstützung der Fachabteilungen mittels Cloud Services sind vielschichtig: Schnellere und flexiblere Geschäftsabläufe (56 Prozent) und die kurzfristige Implementierung von neuen Prozessen (46 Prozent) sind die wichtigsten Motive. Schnellere Betriebsprozesse werden außerdem durch den mobilen Zugriff (46 Prozent) der User auf die Daten und Unternehmensapplikationen erreicht.

„Unternehmen müssen in einem globalen, wettbewerbsintensiven und höchst dynamischen Wirtschaftsumfeld in der Lage sein, ihre Geschäftsprozesse jederzeit agil anzupassen. Mit der herkömmlichen, oftmals veralteten und deshalb wartungs­intensiven sowie heterogenen IT- und Applikationslandschaft lassen sich diese Anforderungen nicht mehr erfüllen. Cloud Services hingegen unterstützen dynamische Geschäftsabläufe und mobiles Arbeiten“,  erläutert Projektleiter Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC in Frankfurt.

Für die Nutzung von Cloud Services kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Bereiche und Betriebsprozesse in Frage. Kundendienst bzw. Service (27 Prozent), Vertrieb und Projektmanagement (beide 26 Prozent) sind für die befragten Entscheider die drei Bereiche, in denen Cloud Services am besten unterstützen können. Bei der Unterstützung der Fachbereiche mit Hilfe von Cloud Services sind allerdings vielschichtige Herausforderungen zu lösen: Am häufigsten genannt wurden die Anpassung der Geschäftsprozesse (51 Prozent) selbst sowie die Standardisierung und Konsolidierung der Betriebsabläufe (42 Prozent). „Es nutzt letztendlich wenig, wenn durch Cloud Services technologisch neue Möglichkeiten geschaffen werden, die Abläufe, Rollen und Service Level aber nicht darauf abgestimmt werden“, sagt Kraus. „Nach Ansicht von IDC dürfen sich die IT-Abteilungen bei diesen Prozessanpassungen nicht komplett herausziehen. Erst wenn IT- und Business Hand in Hand arbeiten, können die Betriebsabläufe mit Hilfe von Cloud Services bestmöglich unterstützt und optimiert werden“, so der Analyst.

GEGENSEITIGES VERSTÄNDNIS
Diese enge Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachbereichen stellt für Entscheider die zweitgrößte Herausforderung dar, um mit Cloud Services die Betriebsabläufe besser zu unterstützten. Dies liegt auch am mangelnden gegenseitigen Verständnis, denn Fachbereiche verfügen nach eigener Aussage oftmals über zu wenig technisches Know-how und, vice versa, sind sich die IT-Abteilungen über die Anforderungen der Fachbereiche nicht ausreichend im klaren.

Diese Barrieren führen offensichtlich dazu, dass die Fachabteilungen nicht auf die ­eigene IT setzen: Heute nutzen 32 Prozent teilweise und zwölf Prozent sogar sehr umfangreich Cloud Services  – ohne die IT-Abteilung einzubeziehen. Diese Schatten-IT kann aber für erheblich Sicherheitsrisiken (57 Prozent) sorgen, denn sowohl Unternehmensrichtlinien (38 Prozent) als auch gesetzliche Regularien (36 Prozent) können verletzt werden. Zudem bilden sich erneut „IT-Inseln“, die wiederum verhindern, Geschäftsprozesse zu automatisieren.

Aus der Sicht von IDC ist das vorliegende Ergebnis auch als Aufforderung an die IT, die kurzfristig eingeforderten Wünsche der Fachbereiche nicht einfach abzuweisen, sondern mit den Abteilungen in den Dialog zu treten – denn der Einfluss der internen Kunden soll in den kommenden zwei Jahren weiter, teilweise sogar stark, zunehmen.

Doch offensichtlich sind die IT-Abteilungen noch zu sehr mit einer der größten Hürden beschäftigt: den aufwendigen IT-Anpassungen. Bei den EDV-Maßnahmen nennt jeder zweite IT-Entscheider die Modifikation der Sicherheitsstrategien an die Cloud-Umgebung als wichtigste Aufgabe. Danach folgen Einhaltung gesetzlicher Regularien und Datenschutzbestimmungen (38 Prozent). Sicher ist: Unternehmen werden Cloud Services erst dann akzeptieren, wenn End-to-End-Security zwischen allen beteiligen Vertragspartnern sichergestellt ist. (IDC/su)


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