Kommt er, oder kommt er doch nicht, der Chief Digital Officer? Während manche glauben, die Digitalisierung mache ihn notwendig, urteilen andere, dass es ihn niemals geben wird – und wenn, dann nur auf Zeit. [...]
CDO SETZT SICH DURCH
Wie es scheint, könnte sich die CDO-Position also allen Unkenrufen zum Trotz langsam durchsetzen. Das Netzwerk CDO Club beobachtet diese Entwicklung seit einiger Zeit und kann einen positiven Trend verzeichnen. So ist die Zahl der weltweit gezählten CDO von 488 im Jahr 2013 auf annähernd 1.000 im Jahr 2014 angestiegen, und auch für 2015 erwartet der CDO Club eine Verdoppelung auf dann 2.000 CDO zum nicht mehr fernen Ende des Jahres.
Auch in der Verteilung gab es Änderungen: 2013 standen noch 88 Prozent der CDO auf nordamerikanischen Gehaltslisten. Dieses globale Ungleichgewicht gleicht sich langsam aus. Den neuesten Zahlen des Netzwerks zufolge sind es mittlerweile nur noch 68 Prozent der CDO. Schon 23 Prozent arbeiten in Europa (2013 waren es noch sieben Prozent), sechs Prozent in Asien, zwei Prozent in MEA und ein Prozent in Südamerika.
TELEKOM-ANBIETER SIND CDO-FANS
In Europa sind es vor allem die Telekom-Anbieter, die die Digitalisierung auch personell vorantreiben. Denn für sie steht die digitale Transformation der eigenen Dienstleistungen über die reine Infrastruktur hinaus ganz oben auf der strategischen Agenda. Dafür benötigen die Anbieter vor allem im Topmanagement Führungspersonal mit ausgewiesener Digitalexpertise. Laut dem Beratungsunternehmen Strategy& (Studie „Chief Digital Officers in the Telecom Industry“ ) ist diese Erkenntnis wiederum interessanterweise in Europa am stärksten durchgedrungen, denn 26 Prozent aller europäischen Telekomunternehmen beschäftigen einen eigenen Chief Digital Officer und damit einen Hauptverantwortlichen für die Digitalisierung ihrer Angebote.
Betrachtet man umgekehrt, welche Unternehmen Chief Digital Officer beschäftigen, wird das Bild noch deutlicher: 45 Prozent aller in der Studie identifizierten CDO arbeiten für europäische Netzbetreiber, 27 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum, 14 Prozent der digitalen Vorstände sitzen jeweils in nordamerikanischen und in süd- bzw. lateinamerikanischen Unternehmen.
Der berufliche Werdegang vieler CDO überrascht zum Teil: Weniger als ein Viertel (23 Prozent) arbeitete zuvor in den Bereichen Technologie und IT. 40 Prozent kommen aus dem Produktmanagement, 27 Prozent aus den Bereichen Strategie und Geschäftsentwicklung. Bei Telekomunternehmen im deutschsprachigem Raum sieht die Lage kaum anders aus: Hier besitzen viele CDO einen Marketing-Hintergrund.
- „CIO europäischer Telekomunternehmen denken hierfür aber oft zu technisch.“
Klaus Hölbling, Strategy&-Partner, erklärt die Zusammenhänge: „Chief Digital Officer benötigen natürlich ein profundes Wissen über technische Zusammenhänge. Genauso wichtig ist aber, den Markt zu verstehen: Welche Dienste, Produkte und Erfahrungen wünschen die Kunden – auch in Zukunft. In amerikanischen Firmen übernehmen häufig Chief Information Officer diese Aufgabe zusätzlich zu ihren IT-Aufgaben. CIO europäischer Telekomunternehmen denken hierfür aber oft zu technisch. Zum Ausgleich brauchen die Europäer deshalb marketingerfahrene CDO.“
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