Die Corona-Krise konnte den weitverbreiteten Optimismus bezüglich des eigenen Arbeitsplatzes bis dato nicht brechen. Mit COVID-19 sind jedoch neue Herausforderungen entstanden. Eines ist klar: Freiheit braucht Spielregeln, damit sie funktioniert. [...]
Die Studie »The Workforce View 2020« des ADP Research Institute ist insofern bemerkenswert, da sie zweigeteilt ist: 32.000 Arbeitnehmer in 17 Ländern wurden Ende 2019 und Anfang 2020 befragt, weitere 11.000 im Mai. Vergleicht man beide Teile, so ist eines der zentralen Ergebnisse, dass der Optimismus in Bezug auf den allgemeinen Ausblick am Arbeitsplatz und die langfristigen Aussichten für einzelne Stellen überraschend konstant ist. 75 Prozent blicken mit großer Zuversicht auf das nächste Jahr. Am deutlichsten war der Optimismus bei jungen Arbeitnehmern.
Gleichzeitig macht man sich bezüglich der Lebenserwartung aktueller Arbeitsplätze wenig Illusionen: Mehr als jeder fünfte Arbeitnehmer geht davon aus, dass es seine Stelle in fünf Jahren nicht mehr geben wird. Im Asien-Pazifik-Raum ist es sogar jeder dritte Arbeitnehmer. Trotzdem sind 65 Prozent ptimistisch hinsichtlich der Flexibilität der Chancen, die sie in Zukunft haben werden. Diese Zahl ist seit dem Beginn der Krise praktisch unverändert geblieben.
Was das Thema Home Office betrifft, gaben 44 Prozent der Mitarbeiter an, dass ihre Arbeitgeber nun offizielle Richtlinien für flexibles Arbeiten haben, während dieser Wert vor der Pandemie bei nur 24 Prozent lag. Der Anteil der Befragten, die sagten, dass die Geschäftsleitung flexibles Arbeiten erlaubt, ist von 19 auf 28 Prozent gestiegen. Trotz dieser Fortschritte muss laut Studie noch daran gearbeitet werden, dass Arbeitnehmer das Gefühl haben, dass sie bei der Nutzung flexibler Arbeitsmodelle unterstü̈tzt werden. Derzeit gibt nur ein Viertel an, dass dies auf sie zutrifft – der Anteil hat sich seit Beginn der COVID-19-Krise kaum geändert.
Ein Tipp für Arbeitgeber: Laut dem ADP-Bericht »A Post-Pandemic Workforce: Tracking Perspectives Amid COVID-19« können sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Loyalität ihrer Mitarbeiter steigern, wenn sie Maßnahmen zur Förderung von Zusammenarbeit und sozialer Interaktion bei Home Office ergreifen, mit positiven Botschaften kommunizieren und den Schwerpunkt auf die Sicherheit legen.
Home-Office-Paradoxon
Die Deloitte-Studie »Flexible Working Studie 2020 – Wie COVID-19 das Arbeiten in Österreich verändert«, die in Zusammenarbeit mit den Universitäten Wien und Graz entstanden ist, bestätigt, dass das ortsunabhängige Arbeiten einen Gewinn an individueller Flexibilität und Freiheit bedeutet. Damit Unternehmen weiterhin reibungslos laufen, ist jedoch ein gemeinsamer Verständnisrahmen notwendig. Mit anderen Worten: Freiheit braucht Spielregeln, damit sie funktioniert – das Home-Office-Pradoxon. Es geht als um folgende Fragen: »Welche Erreichbarkeit wird erwartet, wie werden Nicht-Verfügbarkeiten kommuniziert, für welche Tätigkeiten oder Jobs ist mobiles Arbeiten geeignet und für welche auch nicht, wann und warum ist Anwesenheit im Büro weiterhin wichtig – jetzt ist die richtige Zeit, um diese Fragen (neu) zu stellen und sie Führungskräften wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu beantworten«, so die Studie.
In zwei Drittel der Unternehmen gab es bereits vor COVID-19 Spielregeln zum Umgang mit der Erreichbarkeit von Mitarbeitern, die ortsunabhängig arbeiten. Etwas über die Hälfte der von Deloitte Befragten gab an, Spielregeln während der Pandemie eingeführt oder weiter konkretisiert zu haben. Kommunikation von klaren Regeln und Erwartungen an Erreichbarkeit oder Flexibilität sowie die Vorbildwirkung von Führungskräften seien hier wesentlich, sind die Studienautoren überzeugt. »Das nimmt Druck und ermöglicht ein kollektives aber auch individuelles Lernen, wie nachhaltig mit dem Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit umgegangen werden kann.«
Soziales Umfeld wird vermisst
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Je höher der Anteil von Home Office ist, desto größer wird die Herausforderung hinsichtlich des informellen Austausches. Im Büro kann dieses Manko recht gut kompensiert werden. Anders in der Lockdownphase: In vielen Unternehmen wurde deshalb experimentiert – von virtuellen After-Work-Drinks bis hin zu gemeinsamen Mittagessen via Videokonferenz. In 67 Prozent der Unternehmen gingen diese Initiativen von Mitarbeitern aus. Dies zeige auf, dass der informelle Austausch und das soziale Umfeld im Büro sehr gefehlt haben – das bestätigen auch etwa 40 Prozent der Befragten, so die Deloitte-Studie.
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