Was Developer wirklich wollen

Wie ticken Österreichs begehrteste Fachkräfte? Wo können Recruiter ansetzen? Diese und weitere Fragen beantwortet der IT Recruiting Report 2016, den karriere.at gemeinsam mit Marketagent.com vorgestellt hat. [...]

Die Community WeAreDevelopers lud Ende Februar zum Event „Recruiting IT Developers“ ein – eine wichtige Veranstaltung, denn dieses Segment ist derzeit die gefragteste und zugleich auch am schwierigsten zu rekrutierende Talente-Zielgruppe. Experten der HR-Branche präsentierten daher Methoden und Praktiken aus der Welt des IT-Recruiting.

So empfiehlt etwa Max Kossatz, IT-Chef von Hitbox.tv, in die Umgebung der IT-Fachkräfte einzutreten. Sogenannte „Meetups“ und andere Aktivitäten der Developer eignen sich zum Networking und können den ersten Schritt zum IT-Recruiting einleiten.

Mario Koplmüller von ePunkt machte deutlich, dass die Spezialisten umworben werden müssen: Flexibilität, Unkompliziertheit und Dynamik seien die Merkmale, die ein Unternehmen aus Developer-Sicht haben sollte. Christian Rauscher von rubicon IT hält unter anderem Förderungen und Weiterbildungen für essenziell, um Entwickler langfristig an das Unternehmen zu binden.

Benjamin Ruschin und Sead Ahmetovic, die beiden Initiatoren der WeAreDevelopers-Community, gaben den Teilnehmern des Events Einblick in die Zielgruppe: Viele Unternehmen würden die Job-Profile nicht auf deren Bedürfnisse ausrichten. Es sei wichtig, dass die Ausschreibung von Developern verfasst sowie auf das Aufgabengebiet spezifiziert werde und nicht alle Bereiche der IT-Welt umfasse, so ihre Empfehlung.

Schließlich stellte David Kitzmüller, Head of Marketing von karriere.at, den IT-Recruiting Report 2016 „Was Developer wirklich wollen!“ vor. Die Kernaussage: Developer und IT-Experten sind schnell, werden gern gefordert und schätzen Abwechslung.

Vielfältig und dynamisch sind auch die Berufe in dieser Branche: Am häufigsten sehen sich die 930 Befragten als IT-Consultant (30 Prozent), Systemadministrator (25 Prozent) oder Software Engineer (25 Prozent). Hier die wichtigsten Trends, die jeder Recruiter kennen sollte:  

LEHRABSOLVENTEN UND AUTODIDAKTEN NICHT AUSSCHLIESSEN

Die größten Ausbildungsgruppen unter den Studienteilnehmern sind Fachhochschul- und Universitätsabsolventen (39 Prozent) bzw. HTL-Maturanten (32 Prozent). An diese Absolventen richtet sich auch eine Vielzahl an IT-Stelleninseraten. Tatsache ist aber, dass insgesamt jeder vierte Arbeitnehmer in der Branche Autodidakt (18 Prozent) oder Lehrabsolvent (7 Prozent) ist. Kitzmüller: „IT-Kräfte dieser Gruppen überzeugen häufig durch großes Fachwissen und können im Vergleich mit Hochschulabsolventen bereits mit Berufserfahrung aufwarten. Allerdings werden diese häufig außen vor gelassen.“

JOBWECHSEL SIND NORMAL

Rund vier von zehn Studienteilnehmern können sich vorstellen, innerhalb der kommenden 12 Monate den Job zu wechseln. Die Detailergebnisse zeigen: Überdurchschnittlich wechselaffin sind Männer, die Gruppe der 15- bis 29-Jährigen (beide 43 Prozent) sowie IT-Experten in den Bundesländern Steiermark und Kärnten (50 Prozent). Auch geben sich die Befragten selbstbewusst, was ihre eigenen Qualifikationen betrifft: Mehr als die Hälfte gibt an, dass es (eher) leicht ist, in der IT-Branche eine qualitativ hochwertige Stelle zu finden.

GELD MACHT GLÜCKLICH – WENN SONST ALLES PASST

Es ist keine Überraschung: Gehalt ist für die meisten der größte Anreiz für einen Jobwechsel, nämlich für knapp sechs von zehn Studienteilnehmern. Gleich danach folgen in der Wertung der am häufigsten genannten Wechselanreize Schlagworte wie flexible Arbeitszeiten (55 Prozent), interessante Aufgaben/Projekte (49 Prozent) oder die Möglichkeit zu Home Office (44 Prozent). „Gerade kleinere IT-Unternehmen mit geringeren Personalbudgets haben die Chance, sich bei der Personalsuche mit Arbeitsmodellen zu profilieren, die auf Flexibilität, Eigenverantwortung und Weiterentwicklungschancen für Mitarbeiter aufbauen“, so Kitzmüller.  

LEIDENSCHAFTEN SIND RECRUITING-CHANCEN

Für jeden Vierten ist der Beruf tatsächlich mehr als Geld verdienen: Sie leben IT und Development auch privat. So geben 26 Prozent der Befragten an, dass es ihnen wichtig ist, in der Freizeit an IT-Projekten zu arbeiten; weitere 30 Prozent sind ambivalent.

Was den immer wichtiger werdenden Mobility-Bereich betrifft, so tragen nur knapp fünf Prozent der österreichischen ITler eine entsprechende Berufsbezeichnung. Nach ihren Wünschen befragt, streben diesen Job aber 14 Prozent an. Kitzmüller: „Die Recruitingpraxis zeigt, dass Jobs im Mobilbereich bei Developern stark nachgefragt sind, da in diesem Bereich derzeit laufend spannende, neue Berufe entstehen. Dementsprechend groß ist auch die Nachfrage nach ausreichend qualifizierten Mobile-Spezialisten.“

DEVS SIND KEINE DIVEN

Es verwundert angesichts des Fachkräftemangels im IT-Bereich: Die Ansprüche von potenziellen Kandidaten an einen Job sind in einigen Punkten niedriger als erwartet. So gibt beispielsweise lediglich jeder Fünfte an, dass das Arbeiten mit dem bevorzugten Betriebssystem ein großer Anreiz für einen Jobwechsel sei. Es zeigt sich aber auch, dass die Hardware-Ausstattung eine Rolle spielt: Die überwiegende Mehrheit arbeitet auf einem Windows-PC (87 Prozent), was aber nur für 70 Prozent das absolute Wunsch-Equipment darstellt. Umgekehrt ist die Situation bei Mac-Nutzern. Während lediglich 17 Prozent den Apfel auf ihrem Schreibtisch leuchten haben, wünschen sich 27 Prozent einen solchen als tägliches Arbeitsmittel. Relativ anspruchslos sind IT-Fachkräfte auch hinsichtlich der Wahl ihres Arbeitsortes: Rund jeder Vierte würde den Wohnort für einen Job wechseln, weitere 28 Prozent würden dies „vielleicht“ tun. Dasselbe gilt auch hinsichtlich der Bereitschaft zur Arbeit zu pendeln. Jeder Dritte würde bis zu einer Stunde Anreiseweg zur Arbeitsstelle in Kauf nehmen, ein Viertel immerhin noch 45 Minuten.
 
Übrigens: Mit der WeAreDevelopers Conference findet am 13. April 2016 zum zweiten Mal in Folge die größte Developer-Konferenz in Österreich statt. (wf)


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