Die Energieversorger Wien Energie und EVN haben den Einbau der intelligenten Stromzähler bis auf weiteres verschoben. Ungeklärte Faktoren wie Datenschutz oder Effizienz bremsen noch. [...]
Der einst hoffnungsvolle Markt für intelligente Stromzähler ist ins Stocken geraten. Immer größere Teile der Energiewirtschaft halten die Umstellung auf neue Stromzähler für falsch, die Energieversorger Wien Energie und EVN haben den Rollout der Geräte auf unbestimmte Zeit verschoben und auch die Kunden scheinen das Interesse zu verlieren. Ein weiterer Punkt ist die Frage des Datenschutzes. Wie und wann es nun weitergeht ist nicht so klar. Klar ist, dass bis 2020 die Zähler zu mindestens 80 Prozent auf Smart Meter umgerüstet sein müssen; das sagt die EU. In Österreich wurde sogar festgelegt, dass die analogen Zähler schon bis 2019 zu 95 Prozent ausgetauscht werden sollen, das sind rund 5,5 Millionen Geräte.
Smart Meter sollen dem Kunden dabei helfen, den Überblick über die Stromkosten zu bewahren, sie wüssten jederzeit, wie viel Strom ihre Geräte zur Zeit verbrauchen und würden dadurch effizienter mit Strom umgehen. Die E-Control erwartet einen Einsparungseffekt von 3,5 Prozent. Laut seiner Studie werden die Effekte vor allem langfristig spürbar sein. Smart Meter könnten so als Innovationsmotor für die Heimautomatisierung dienen – etwa für intelligente Elektrogeräte, die sich abhängig vom aktuellen Stromtarif ein- und ausschalten.
MINIMALER SPAREFFEKT
Die Schätzungen für die Kosten für den Einbau der Smart Meter liegen zwischen 800 Millionen Euro und weit über einer Milliarde. Es ist davon auszugehen, dass sich die Betreiber die Investitionen von den Kunden zurückholen wollen. Aufgrund der großen Kritik wurde im Vorjahr die gesetzliche Möglichkeit für einen sogenannten Opt-out geschaffen. Kunden können sich also dezidiert gegen einen Smart Meter entscheiden.
Ein Pilotprojekt in der Schweiz kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die Informationen über den Stromverbrauch, die die schlauen Geräte liefern, nicht zum Sparen reichen. Deshalb haben sich die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) dagegen entschieden, flächendeckend Smart Meters zu installieren. Das Fazit des Versorgers: Den Kunden müssen vor allem finanzielle Aspekte klar werden, damit sie von sich aus Energie sparen. Nur jene Kunden, die sich aktiv mit ihrem Verbrauch befassten und sich Gedanken über Energieeffizienz machten, sparten in einem dreijährigen Versuch nennenswert Strom: Die Einsparung betrug dabei maximal drei Prozent. Das seien für einen Durchschnittshaushalt nicht einmal 30 Franken (24 Euro) im Jahr.
DATENSCHÜTZER WARNEN
Intelligente Stromzähler kosten viel und bringen wenig, meint auch der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich und verlangt deshalb ebenfalls eine „Nachdenkpause“ vor der geplanten Einführung. „Rechnet man die Kosten der neuen Zähler von 100 bis 150 Euro, dann ist damit zu rechnen, dass alleine die Geräte für die Haushalte Kosten von bis zu einer halben Milliarde Euro verursachen“, gibt die Branchenvereinigung in einer Aussendung zu bedenken. Der Stromverbrauch der Haushaltskunden betrage aber nur etwa ein Viertel des Gesamtverbrauchs.
Auch der österreichische Datenschutzrat sieht die Privatsphäre beim Einsatz intelligenter Stromzähler zu wenig geschützt. Die neuen Stromzähler würden viel über die Lebensgewohnheiten verraten und die Informationen über den Stromverbrauch im Viertelstundentakt weiterleiten, so Hans Zeger von der Arge Daten. Besonders gefährlich findet der Datenschützer, dass die Geräte von der Ferne abschaltbar sind. Dies sei nicht nur für den Betroffenen unangenehm – er hat dann keinen Strom mehr –, sondern könne auch ein ganzes Netz destabilisieren. Solanges all diese Unsicherheitsfaktoren nicht geklärt sind, wird es wohl keine Smart Meter geben. (cb)
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