Die heimische Startup-Szene ist zwar lebendig, muss sich aber mit grundsätzlichen strukturellen Problemen wie zum Beispiel einer schwer durchschaubaren FÖrderlandschaft auseinandersetzen. Der Verein AustrianStartups hat Verbesserungsvorschläge. [...]
Das Ziel ist hoch gesteckt: Im Jahr 2018 soll Österreich im Spitzenfeld der attraktivsten Orte für Startup-Gründungen und innovative Wachstumsunternehmen liegen und Wien sich als der Startup-Hub in Zentral- und Osteuropa etabliert haben. Dass dieses Ziel eher unerreicht bleiben wird, das wissen auch die Autoren des „Austrian Start-Up Report 2013“. Mit ihrem Arbeitspapier „Visionen für Startups in Österreich“ haben sie aber Rahmenbedingungen für ein Startup-freundlicheres Umfeld skizziert, das es jetzt noch nicht gibt. Das Arbeitspapier soll als Arbeitsunterlage verstanden werden und baut auf dem „Austrian Startup Report 2013“ auf. „Die Rahmenbedingungen für Startups sind derzeit in Österreich, vor allem im Vergleich mit den internationalen Hotspots wie London, Berlin oder Silicon Valley, nicht ideal“, sagt Christoph Jeschke, Geschäftsführer von AustrianStartups, einem unabhängigen Verein aus der Österreichischen Startup-Community, der das Ziel verfolgt, das heimische Startup-Ecosystem nachhaltig zu verbessern.
BEDARF AN PROFESSIONALISIERUNG
„Wir haben einen enormen Professionalisierungsbedarf in Österreich“, sagt auch Oliver Holle, Geschäftsführer von SpeedInvest, einem Verband erfahrener Startup-Helfer, der die Studie initiierte. Laut Holle befinden sich in Österreich 70 Prozent der Gründerprojekte in der Ideen- und Frühphase und 30 Prozent in der Wachstumsphase. Ein reibungsloser übergang von Idee zu Umsetzung würde sich in einem ausgeglichenerem Verhältnis niederschlagen. Der Prozess der Professionalisierung, den Holle sich wünscht, kommt den Zahlen zufolge irgendwo zum Erliegen. Auch das nÖtige Geld für die Umsetzung von Projekten ist in Österreich schwer aufzutreiben, vor allem wenn es um grÖßere Summen geht. „Es ist schwer, Kapital uüber 500.000 Euro aufzutreiben“, so Holle. Wenn es um Millionenbeträge gehe, seien in Österreich eigentlich keine Geldgeber zu finden. 70 Prozent der Startups müssen deshalb auf das Geld von privaten Investoren zurückgreifen. Zudem sei es schwer für Startups, mit Business Angels in Kontakt zu kommen, drei Viertel der Befragten bestätigen das. Schwierigkeiten gebe es weiters sowohl bei der Regierung als auch bei den FÖrderern Anschluss zu finden.
FÜNF SÄULEN FÜR DIE WEITERE ENTWICKLUNG
„Startups sind innovative, meist technologie-orientierte Jungunternehmen mit sehr hohem Wachstumspotenzial. Sie haben aber auch ein hohes Risiko des Scheiterns“, sagt Can Ertugrul, stellvertretender Geschäftsführer von AustrianStartups, und weiter: „Diesen Pioniergeist zu fÖrdern und damit den Nährboden für innovative Geschäftsmodelle zu schaffen sehen wir als alternativlos. Der Standort Österreich muss im internationalen Vergleich für Startups spannender werden.“
Die Optimierung von unternehmerischen Rahmenbedingungen ruht laut den Studienmachern auf den fünf Säulen „Bildung“, „Gründungsumfeld“, „Risikokapital“, „FÖrderlandschaft“ und „Politische Verankerung“. So solle die Begeisterung für Unternehmertum bereits Schülern ab der Unterstufe vermittelt werden. „Eine zusätzliche IT-Unterrichtsstunde ab der Volksschule ist Teil eines zukunftsorientierten Unterrichts“, sagt Ertugrul. AustrianStartups fordern weiters eine Modernisierung der Gewerbeordnung sowie einen Ausbau der StrukturfÖrderungen sowie die FÖrderung von Flagship Events im Bereich Entrepreneurship und Technologie. Außerdem wird angeregt, die Rot-Weiß-Rot Karte für Bedürfnisse von Sartups anzupassen, damit der Zuzug von internationalem Talent gewährleistet werden kann.
Dem Visionspapier liegt laut Holle die überzeugung zugrunde, dass Startups
als Katalysator der Wirtschaft im 21. Jahrhundert agieren kÖnnen und diese besondere Art der Jungunternehmen von wesentlicher Bedeutung für eine innovationsgetriebene Volkswirtschaft der Zukunft sind. „Der Austrian Startup Report soll Orientierung geben und Fakten liefern, damit die Verfassung des Österreichischen Ökosystems objektiv beurteilt und die richtigen Schlüsse gezogen werden kÖnnen“, so Holle weiter. Das Interesse sei grundsätzlich bei allen politischen Parteien erfreulich, sagt Jeschke. Wünschen würde er sich aber, dass es künftig einen eigenen Gründer- und Startup-Beauftragten in der Regierung gibt. „Für die Politik in Österreich sind Startups zwar ein Nice-to-Have, aber immer noch kein Must-Have“, bringt es Holle auf den Punkt. Die Wichtigkeit habe man noch nicht begriffen. (cb)
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