Wer nicht digitalisiert, wird überholt

Die Cosmo Consult Gruppe mit Sitz in Berlin betreibt 46 Standorte in 15 Ländern und beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter. Das Unternehmen optimiert Geschäftsprozesse und IT-Strukturen auf Basis von Microsoft-Produkten. Wolfgang Theiner, seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der Cosmo Consult am Standort Graz, erklärt im Interview, warum es gerade in Krisenzeiten wichtig ist, in Digitalisierungsprojekte zu investieren. [...]

Wolfgang Theiner ist seit Anfang des Jahres neuer Geschäftsführer von Cosmo Consult. (c) Cosmo Consult
Wolfgang Theiner ist seit Anfang des Jahres neuer Geschäftsführer von Cosmo Consult. (c) Cosmo Consult

Herr Theiner, Sie sind seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der Cosmo Consult. Welche sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen?

In ein neues Unternehmen zu kommen, welches bis dato sehr gut geführt wurde, ist natürlich an sich schon eine Herausforderung. Viele Fragen gehen einem durch den Kopf in Hinblick der Wahrnehmung der Mitarbeiter und auch der Selbstwahrnehmung. Mitten in einer Krise, die durch Unsicherheit und Unplanbarkeit gezeichnet war und noch immer ist, ist es wichtig, Ruhe und Zuversicht auszustrahlen. Ich hoffe, dass mir dies bis dato gelungen ist. Wichtig ist mir in meiner Position authentisch zu sein und meinen Kolleginnen und Kollegen das Gefühl zu vermitteln, dass sie das auch sein dürfen und sollen.

Welchen Impact hatte bzw. hat die Coronakrise auf heimische Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung?

Einen massiven Impact. Unternehmen, die bis dato Investitionen im IT-Bereich vor sich hergeschoben haben, standen vor großen Herausforderungen. Wenn man daran denkt, wie viele Menschen mit einem Schlag ins Home Office geschickt wurden, teilweise ohne passende Infrastruktur und teilweise auch ohne die Möglichkeit Home Office überhaupt ordentlich umzusetzen.

Wenn man sich ansieht, welchen Boom der Onlinehandel erlebt, welche Zuwächse Zustelldienste haben, dann wird uns schnell bewusst, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet aber wieviel bis dato auch nicht realisiert wurde. Durch diese Pandemie erleben wir gerade eine Beschleunigung von Null auf Hundert in Bezug auf die Digitalisierung. Diese gegenwärtige, globale Krise hat schonungslos aufgezeigt, wo Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung stehen.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Mussten Sie Mitarbeiter entlassen und wie kommt Cosmo Consult wirtschaftlich durch die Krise?

Cosmo Consult ist bisher sehr gut durch die Corona-Krise gekommen. Unsere Kunden haben uns ihr Vertrauen weiterhin geschenkt und wir können auf ein sehr zufriedenstellendes Jahr 2020 umsatzseitig zurückblicken. Der Ausblick auf 2021 und die bereits hinter uns liegenden Monate lassen diese positive und optimistische Sichtweise auch für dieses Jahr weiterhin zu. Wir mussten keine Mitarbeiter entlassen – darüber sind wir sehr froh, da es einerseits schwer ist aufgrund des Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeiter am Markt zu finden und andererseits da unsere Mitarbeiter unser wertvollstes Asset sind. 

In welche Bereiche der Digitalisierung sollten Unternehmen jetzt investieren?

Das hängt ganz davon ab, in welcher Industrie bzw. Branche das Unternehmen tätig ist. In der produzierenden Industrie sehe ich die Notwendigkeit über die Nutzung von AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality) verstärkt nachzudenken, um Wartungsarbeiten, Qualitäts- und Prozesskontrollen, Lagermanagement oder auch Marketing zu digitalisieren. Gleichfalls sehe ich viel Pozential, wenn es um das Thema künstliche Intelligenz geht. Wir als Cosmo Consult beschäftigen uns sehr intensiv mit diesem Thema auch im Zusammenspiel mit ERP-Lösungen.

Aus einer ganzheitlichen Sicht müssen Software-Entscheidungen für Unternehmensanwendungen heute als End-to-End-Lösung gesehen werden. Unternehmen können die volle Bandbreite der Digitalisierung und den gesamten Mehrwert nur dann nutzen, wenn alle Unternehmensanwendungen soweit wie möglich harmonisiert und perfekt integriert sind. Die Renaissance des E-Commerce ist unübersehbar, die Digitalisierung der Verkaufskanäle und der Lieferabläufe wird uns noch in den nächsten Jahren begleiten. Hier sehe ich großes Potenzial.

Wie schätzen sie den Grad der Digitalisierung in den heimischen Unternehmen ein? 

Was wir sehen ist, dass viele Unternehmen im österreichischen Mittelstand natürlich auch durch die Pandemie getrieben, massiv in deren Lösungslandschaft investieren. Die österreichischen Unternehmen liegen dabei im europäischen Mittelfeld. Es gibt also noch viel zu tun für die Unternehmen, für uns und unsere Mitarbeiter.

Was könnten die Konsequenzen sein, wenn man Investitionen in die Digitalisierung hintanstellt?

Die Konsequenzen liegen für mich klar auf der Hand. Unternehmen, die Digitalisierungsvorhaben nicht vorantreiben, werden über kurz oder lang nicht mehr mithalten können und vom Mitbewerb, der investiert hat, überholt werden. Im Endeffekt werden diese Unternehmen aus meiner Sicht Marktanteile verlieren. 

Was ist der Digitalisierungscheck, den Cosmo Consult derzeit anbietet genau, welche Erkenntnisse liefert er und wer sollte ihn durchführen?

Unser Digi Check bietet Unternehmen eine erste, grobe Bestandsaufnahme, an welchem Punkt man hinsichtlich der Digitalisierung steht. Die Unternehmen erfahren also, in welchen Bereichen sie bereits gut aufgestellt sind und wo Handlungsbedarf besteht. Mit einem Zeitinvestment von knapp einer Stunde bekommen Interessenten eine Auswertung, welche eine erste Richtung gibt, zu verstehen, wo Potenziale verborgen liegen, die man heben kann. Der Check empfiehlt sich für jedes Unternehmen, da er auch eine sehr gute Gesprächsgrundlage darstellt. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden und Interessenten auch längere Workshops an, bei denen unsere Experten gemeinsam mit dem Unternehmen noch weiter in die Tiefe geht.

Hatte die Krise einen Einfluss auf die Partnerschaft mit Microsoft?

Ich finde, dass durch die Krise und die Einschränkungen bei persönlichen Treffen, die tägliche Zusammenarbeit sogar noch intensiver geworden ist. Unsere Kommunikation findet schneller und einfacher statt. Microsoft geht als Hersteller bei der Produktinnovation natürlich ein sehr hohes Tempo, wo wir als Gold Partner gefordert sind, dieses Tempo mitzugehen, um unseren Kunden den Zugang zu diesen Innovationen zu ermöglichen. Wir sind mit der Betreuung durch Microsoft sehr zufrieden und leben dadurch auch die Partnerschaft sehr intensiv und positiv.

Welche Erwartungen haben Sie für 2021 und wie sieht Ihre Strategie für das laufende Jahr aus? Gibt es Änderungen wie Sie an den Markt herangehen, hat die Pandemie Einfluss auf Ihr Portfolio?

Wir gehen sehr gut vorbereitet in das Jahr 2021. Wir haben eine sehr klare Ausrichtung auf Wachstum. Die betrifft natürlich nicht nur den Umsatz, sondern auch das Recruiting. Wir schärfen unsere Ausrichtung auf unsere Kernindustrien weiter, indem wir weiter in Knowhow, Lösungen und auch neue Ideen in diesen Industrien investieren. Selbstverständlich werden Themen wie ERP in der Cloud, Intelligent ERP, der moderne Arbeitsplatz, KI, Customer Experience wichtige Bestandteile unseres Wachstums sein. 

Welches Feedback bekommen Sie von Ihren Kunden was die Krise anbelangt? Wurden Projekte zurückgestellt? Wie hoch ist die Bereitschaft zu investieren? Wie schätzen Sie die Stimmung generell für 2021 ein?

Wir sind in der glücklichen Lage, mit unseren Kunden in der Regel, bereits sehr lange Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Die Rückmeldungen vom Markt sind durchwegs positiv und eine Vielzahl unserer Kunden investieren in Innovationen und Erneuerung. Viele denken Prozesse neu und verlassen sich dabei auf unser Knowhow. Unsere Kunden wissen, dass sie gemeinsam mit einem leistungsstarken Partner wie Cosmo Consult die Anforderungen der modernen Geschäftswelt sehr gut umsetzen können. Die Bereitschaft zu investieren, wurde natürlich auch durch die Programme der Bundesregierung unterstützt. Ich denke, dies wird noch weiter nachwirken. Soweit es unsere Kundenbasis betrifft, ist die Stimmung großteils positiv und optimistisch. Generell wird man abwarten müssen, wie das zweite Quartal verläuft. Aber es ist davon auszugehen, dass es zu einer Marktbereinigung in einigen Branchen kommen wird.


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