Eine der größten Herausforderungen für Web-Marketiers ist derzeit das "Content Lifecycle Management". Dabei geht es vor allem darum, die richtigen Inhalte für die richtigen User in der richtigen Phase des Kauf- oder Produktionszyklus bereit zu stellen. [...]
Limesoda-Geschäftsführer Philipp Pfaller hat mit der COMPUTERWELT über ideale Aufgaben-Verteilung zwischen Kunden und Agentur, Content-Strategien und Digitale Trends gesprochen.
Computerwelt: Wieviele ihrer Kunden haben eine auf klaren Richtlinien und Prozessen basierende Organisation von Mitarbeitern, Content und technischen Systemen im Bereich Web-Management?
Philip Pfaller: Etwa die Hälfte. Je größer die Organisation, desto eher gibt es klare Strukturen. Abgesehen von ganz kleinen Unternehmen, wo ein Mädchen für alles die Aufgaben erledigt.
Wenn Sie sich ein paar positive Beispiele aus ihrem Kundenstock ansehen – was machen diese anders oder besser?
Wer sich in der Konzeptionsphase mehr Zeit nimmt und sich schon beraten lässt, ist klar im Vorteil. Aufbauend auf Ergebnissen der Nutzforschung und den Geschäftszielen werden Requirements festgelegt. Daraus folgen in mehreren Schritten Struktur und Design des Webauftritt. Gleich zu Beginn wird in diesem Prozess klar, welche Teamrollen es geben muss und es kann in Ruhe überlegt werden, was man intern aufbaut oder auslagert. Bei Social-Media machen sich Regeln für Freigabeprozesse, Krisen und das Verhalten aller Mitarbeiter im Internet bezahlt.
Was sind derzeit generell die größten Herausforderungen bei ihren Kunden?
Der Content ist ein großes Thema. Die richtigen Inhalte für die richtigen User in der richtigen Kauf-/Produktzyklus-Phase bereit zu stellen. Und zwar in einer ansprechenden, interessanten Form. Geeignet für User, Suchmaschinen und Social Media. Ohne Copyrightverletzungen. Neben der Qualität ist etwa in Webshops auch die Menge ein Problem. Und am Ende muss auch noch alles laufend aktuell gehalten werden. Dieser Prozess wird oft nicht genügend eingeplant.
Wer sind ihre Ansprechpartner? Marketing, IT oder Web-Manager?
Abhängig von der Unternehmensgröße kann dies von den Eigentümern bis zu Mitarbeitern im Marketing oder IT-Bereich jeder sein. Dedizierte Projektmanager kommen meist aus dem IT-Bereich oder es gibt einen Website-Verantwortlichen. Fachlich verantwortlich ist meist die Marketing-Leitung.
Angesichts der Diversifizierung im Bereich Web, von Design über technische Systeme bis hin zu Marketing, Analytics, Testing, UE, SEO oder Security: Kann eine Agentur das alles übernehmen?
Um auf vielen Gebieten spezialisiert zu sein muss eine Agentur eine entsprechende Größe haben. Drei-Personen-Full-Service-Agenturen kann es nicht geben, solange die Agentur nicht maßgeblich zukauft. Bei gleicher personeller Ausstattung wird ein Spezialist bei ihrem Spezialthema immer besser sein als breiter aufgestellte Konkurrenten. Dennoch kann und will kein Kunde zehn verschiedene Dienstleister koordinieren. Breit aufgestellte Agenturen können Projekte in der Regel sehr gut abwickeln. Fehlt aber eine Kompetenz oder wird wo extremes Spezialwissen gefordert, so muss dies erkannt, kommuniziert und mit Spezialisten gelöst werden.
Welche Entwicklung sehen Sie hier?
Je professioneller die Agentur, desto klarer sollte sie ihren Kunden sagen, was sie kann und wo andere besser sind. Full-Service-Agenturen kommen dem Kundenwunsch nach einem Ansprechpartner am ehesten entgegen. Für Spezialagenturen gibt es dennoch ein weites Betätigungsfeld. Sie werden von anderen Agenturen zugezogen und lösen konkrete Probleme in der Betriebsphase von Projekten. Das Pendel zwischen Spezialisierung und Generalismus schwingt beständig hin und her. Jede Agentur geht irgendwann forsch in eine Richtung um zu erkennen, dass sie vielleicht doch wieder ein Stück zurück muss.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in der Ausbildung von Web-Themen?
Ich denke es gibt ein breites Spektrum an spezifischen Ausbildungsangeboten. Am Ende gilt es, ein breites Online-Grundlagenwissen mit zumindest einer Spezialisierung zu kombinieren. Bereiche wie Marketing, Design oder Technik kann man kaum komplett ausklammern. Andererseits muss man irgendetwas gut können, um einen Job zu bekommen. Weiterbildung ist Pflicht. Das Bachelor-/Mastersystem bietet Kombinationsmöglichkeiten und auch berufsbegleitende Angebote.
Wo gibt es Ausbildungs-Lücken?
Da sich das Thema Online schneller entwickelt als viele andere Fächer, hinkt die Lehre bei manchen Themen hinterher. Im technischen Bereich müssen Skills, etwa in Open-Source-Systemen, abseits von WordPress und TYPO3 fast immer in der Agentur vermittelt werden.
Was sollte der ideale Ansprechpartner beim Kunden an Ausbildung und Knowhow mitbringen?
Gefordert sind Projektmanagement-Skills und im Idealfall eine Kombination aus Verständnis für Online-Marketing, Design und Technik. Wobei niemand alles selbst kann und daher die Bereitschaft zur Beiziehung und Berücksichtigung interner und externer Experten wichtig ist. Je mehr Wissen, Affinität und spezifische Projekterfahrung, desto besser.
Das Gespräch führte Roland Kissling.
Philip Pfaller:
Dr. Philipp Pfaller ist Geschäftsführer der LimeSoda Interactive Marketing GmbH (www.limesoda.com), die er zusammen mit zwei Kollegen im Jahr 2002 aus einer Hobby-Rockband gegründet hat. Die Online-Agentur betreut heute mit über 25 Mitarbeitern namhafte Kunden in den Bereichen Webportale, E-Commerce, Online-Marketing und Social Media. An der Fachhochschule Hagenberg und der Donau-Uni Krems führt Philipp Pfaller regelmäßige Lehrveranstaltungen durch und betreut Master-Arbeiten.
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