ITandTEL ist das Telekommunikationsgeschäftsfeld der eww Gruppe. Die COMPUTERWELT hat mit Geschäftsführer Bernhard Peham über den Digitalisierungsgrad heimischer Unternehmen und die notwendigen Maßnahmen für die DSGVO gesprochen. [...]
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in Österreich?
Wir sind sehr optimistisch was unser Geschäft betrifft. Wir haben einige Dinge in der Vergangenheit richtig entschieden, die uns jetzt zu Gute kommen. Wir haben etwa in Österreich eine eigene Telekommunika-tionsinfrastruktur in Form eines 100 Gigabit Backbone aufgebaut. Darüber hinaus haben wir eigene Rechenzentren errichtet, zwei in Linz und zwei in Wels. Die Kunden akzeptieren es immer heutzutage, dass sie nicht alles selbst im Haus haben müssen und sind mehr und mehr bereit, ihre IT außer Haus zu geben. Sehr wohl schätzen sie es aber, mit einem Partner zu arbeiten, der Rechenzentren in Österreich und damit im heimischen Rechtsraum betreibt.
Welche Geschäftsbereiche profitieren davon am meisten?
Wir werden im Cloud-Umfeld immer stärker mit einem gegenwärtigen Wachstum pro Jahr von über 20 Prozent. Damit kompensieren wir eine Stagnation im klassischen Internet-Bereich sehr gut. Die Kunden wollen nicht mehr jedes Jahr ihre Bandbreite verdoppeln. Sie sind mit der aktuellen Kapazität zufrieden. Es geht ihnen eher darum, die Wertschöpfung zu erhöhen und das können sie mit unseren Rechenzentrumsdienstleistungen und Cloud-Dienstleistungen auch tun.
Haben Sie das Gefühl, dass die Anwender durch den Digitalisierungsdruck vermehrt auf Cloud-Lösungen setzen oder gibt es hier immer noch eine gewisse Zurückhaltung?
Ich würde sagen: sowohl als auch. Es gibt Kunden die sich jetzt auf den Weg machen aber auch Kunden die noch sehr vorsichtig und konservativ sind. Da wir mit 55 Mitarbeitern eine angenehme Größe haben, sind wir nicht darauf angewiesen, dass sich der gesamte Markt gleichzeitig bewegt. Wir adressieren jene Kunden, die das große Potential erkannt haben und mit uns arbeiten wollen, und da haben wir momentan alle Hände voll zu tun. Wir würden gerne auch noch mehr Mitarbeiter einstellen, die Situation am Arbeitsmarkt, Stichwort Fachkräftemangel, macht das aber recht schwierig.
Haben Sie einen Branchenfokus?
Wir konzentrieren uns momentan im Vertrieb sehr stark auf das produzierende Gewerbe und die großen Logistikunternehmen. Dazu passt das Thema IoT sehr gut, dem riesiges Potential bescheinigt wird.
Wie sieht es hier mit Projekten in Österreich aus?
Wir sind für den Kunden der infrastrukturnahe Dienstleister, der dann sehr gut im Rahmen der Wertschöpfungskette seinen Beitrag leisten kann, wenn es darum geht, Prozesse zu beschleunigen und die Grundlage für Agilität bei unseren Kunden zu schaffen. Dadurch kann sich der Kunden auf sein Kerngeschäft und das Erschließen neuer Geschäftsfelder konzentrieren. Das führt dazu, dass etwa IoT-Projekte immer häufiger angegangen werden. Es ist gerade im Softwarebereich sehr wichtig, dass die Entwicklungszyklen schneller werden und hier können wir einen entscheidenden Beitrag leisten. Wir haben eine Entwicklungsplattform as a service aufgebaut, die etwa von Porsche Informatik und anderen Kunden bereits genutzt wird. Damit können Unternehmen Software deutlich schneller entwickeln.
Die DSGVO ist für heimische Wirtschaft ein großes Thema. Viele Unternehmen beklagen die schwammige Formulierung vieler Passagen. Welchen Beitrag können Sie hier leisten?
Wir sind seit über sieben Jahren ISO 27001 zertifiziert, daher haben wir uns persönlich mit dem Thema sehr leicht getan. Wir haben uns aber intensiv damit auseinandergesetzt und festgestellt, dass jedes Unternehmen individuell beurteilen muss, wie mit potenziellen Risiken umgegangen wird. Ich finde es sehr gut, dass die DSGVO keine stringente Vorgabe ist, die der Gesetzgeber aufsetzt und Unternehmen damit zwingt, alle Ziele detailgetreu umzusetzen. Die DSGVO in der jetzigen Form gibt Unternehmen die Möglichkeit, die eigenen Prozesse so zu gestalten, dass man immer noch kundenorientiert handeln kann und wettbewerbsfähig ist und gleichzeitig auch den Schutz der personenbezogenen Daten sicherstellt. Also ich finde den Zugang zu diesem Thema sehr gelungen. Man darf aber das Gesetz nicht so lesen, dass nach Antworten gesucht wird, ob man jetzt compliant ist oder nicht. Es ist letztendlich eine Managementaufgabe, zu definieren, wie man die einzelnen Risiken begrenzt und mit ihnen umgeht. Diese Aufgabe kann man nicht dem Gesetzgeber umhängen. Da hätte man dann im Gegenzug sofort die Diskussion, dass alles auf Punkt und Beistrich überreguliert ist.
Haben Sie das Gefühl, dass heimische Unternehmen darauf vorbereitet sind?
Ich glaube, dass bei der DSGVO der österreichische Grundpragmatismus zum Tragen kommt. Die Unternehmen machen das meiner Ansicht nach sehr schlau und überlegen sich, welche Grundanfordernisse sie erfüllen müssen. Das sind im Großen und Ganzen drei Punkte, nämlich die Meldepflicht, die Löschverpflichtung und die Auskunftsverpflichtung. Wer diese Punkte abdeckt, ist schon sehr gut aufgestellt.
Diese Punkte betreffen auch die Außenwirkung. Wenn also ein Unternehmen oder eine Privatperson eine Auskunftsanfrage stellt, dann sollte man darauf schon sehr zügig reagieren und nicht die maximale Frist ausschöpfen und einen Reputationsverlust riskieren. Für die anderen Themen hat man ja auch noch Zeit. Es ist ja noch nicht Mai 2018.
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