Die Wholesale-Sparte der Telekom Austria Group kann von der wachsenden Internationalisierung der Geschäftswelt profitieren. Bereichsleiter Stefan Amon und sein Team verantworten Roaming-Verträge mit 600 Partnern in 200 Ländern der Welt. [...]
Europas Telekommunikationsbetreiber kämpfen aufgrund des harten Preiskampfes und wegen Regulierungsauflagen der EU mit sinkenden Umsätzen im klassischen Voice-Bereich. Auch die Telekom Austria Group (TAG) spürt die Rückgänge. Deshalb wird es immer wichtiger, auch andere Bereiche des Portfolios des Unternehmens zu forcieren. Ein Bereich ist dabei das Wholesale-Geschäft. Stefan Amon, Bereichsleiter der Wholesale Telekom Austria Group spricht im Interview mit der COMPUTERWELT über den Handel mit Gesprächsminuten und über Satellitenpositionierung in Aflenz.
Die Abteilung Wholesale agiert hauptsächlich im Hintergrund. Welche Bereiche decken sie ab?
Stefan Amon: Wir sind für das Wholesale-Geschäft am österreichischen Markt verantwortlich und wir kanalisieren in Wien auch alle internationalen Tätigkeiten der Gruppe. So sind wir für alle Roamingverträge, die wir international mit 600 Partnern in 200 Ländern haben, verantwortlich. Der zweite große Bereich ist die Verteilung der Voiceminuten. Wir sammeln den Sprachverkehr von anderen Providern und vermarkten ihn wie ein Lebensmittelhandel. Je mehr Volumen man international hat, desto besser ist der Marktpreis. Der dritte große Bereich ist unser Datennetz. Die TAG betreibt eine Infrastruktur, die über den gesamte CEE-Raum verteilt ist und von der Türkei bis nach Frankfurt und London reicht. In dieser Region können wir jedes Land mit unserer eigenen Infrastruktur erreichen. Auf dieser Datenautobahn haben wir 45 POP (points of presence) über die Businesskunden oder auch Carrierkunden abzweigen können.
Wie wichtig ist das Geschäft mit dem Datennetz?
Der Datenbedarf steigt unaufhaltsam schnell. Wir bauen in unseren Kernländern das Netz sukzessive auf 100 Gigabit aus, weil wir mit unseren Mobilfunktöchtern und mit unseren Businesskunden mitwachsen. Wir begleiten unsere Businesskunden aber auch in Länder wie Rumänien oder Polen, wo wir ihnen die internationale Vernetzung ermöglichen. Wir sehen uns als One-Stop-Shop: Wir bieten die Produkte und Services, die wir in Österreich anbieten auch international an. Theoretisch können wir das weltweit über unser Partnernetzwerk anbieten und wir sehen, dass gerade im produktionstechnischen Bereich der Trend Richtung Asien oder Südamerika geht.
Wie verdienen Sie an den Netzen?
Wir haben uns als Anbieter hochqualitativer Connectivity positioniert und sprechen globale Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreiber in der Region an. Die boomenden Regionen sind die Türkei, der Mittlere Osten und Asien und dafür sind internationale Datenvernetzungen notwendig.
Gibt es noch weitere Geschäftsfelder?
Ja, ein Bereich ist „mobile solutions“. Wir sind in den Gebieten, in denen wir auftreten, einer der größten Signalisierungs-Provider. Ein Handy ist laufend in Kontakt mit dem Heimatnetz und es wird laufend nachgefragt, welche Services es nutzen darf. Diese Signalisierungsleitung bieten wir nicht nur in der Gruppe an, sondern verkaufen sie auch an Dritte. Ein wachsender Bereich ist auch das Satellitengeschäft. Wir sind stark im Broadcasting-Segment aufgestellt, viele Sender nutzen unsere Anlage. Und die Erdfunkstelle in Aflenz ist eine der wenigen Anlagen, von der aus Satelliten in Position gebracht werden können. Geographisch haben wir dort die ideale Position im Herzen Europas.
Das Gespräch führte Christof Baumgartner.
Stefan Amon
Seit November 2011 ist Stefan Amon Leiter Wholesale bei der TAG. Er begann seine Karriere im Unternehmen 2004 als Strategy Manager und war danach als Assistent des Vorstands tätig. Seine erste Führungsposition nahm er 2009 als Leiter der Abteilung Field Service ein, danach leitete er die Abteilung Customer Service. Im Rahmen der Fusion zwischen Mobilkom und Telekom Austria im Jahr 2010 verwaltete Amon die Reorganisation des Field Service. Er studierte am BFI Wien und absolvierte seinen MBA an er LIMAK Johannes Kepler University Business School.
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