Wie wir im Jahr 2030 arbeiten werden

Arbeit wird zum selbstbestimmten Konsumerlebnis. Und Digital Natives müssen wieder kommunizieren lernen. So lauten die Prognosen einer Studie von CBRE. Bis es soweit ist, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. [...]

Bei der Erste Bank hat die Zukunft der Arbeit schon begonnen. Fest zugewiesene Arbeitsplätze wurden abgeschafft. Wer reinkommt, nimmt seine Sachen und setzt sich an irgendeinen freien Schreibtisch. Dieses Modell dürfte Schule machen. Das jedenfalls ist ein Ergebnis der Studie »Fast Forward 2030«, des Immobiliendienstleisters CBRE und Genesis. Wichtigster Grund für die Entwicklung: Der ‚War for Talents‘ wird in 14 Jahren so scharf geführt, dass Arbeitgeber in den Büros ein Wohlfühl-Ambiente kreieren müssen, um gute Leute zu halten oder noch bessere anzulocken. Ähnliches empfehlen auch die Strategy Consultants von Roland Berger, die sich diesem Thema vor kurzem mit dem Schwerpunkt Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf widmeten.
Megatrend Individualisierung
Vereinbarkeit kann man generell als DEN Schlüsselbegriff bezeichnen, wenn es um die Zukunft unserer Arbeit geht. Allerdings muss nicht mehra der Mensch vereinbar sein mit den Wünschen und Zielen seines Arbeitgebers, sondern der Job muss vereinbar sein mit der Sehnsucht nach Selbstbestimmung, maximaler Freiheit, Kreativität und ausreichender Freizeit. Wesentlicher Treiber für diese Wünsche sind die Megatrends Individualisierung und Digitalisierung. Um dahinterzukommen, was das konkret für die Arbeitswelt der Zukunft bedeutet, haben die Autoren der »Fast Forward 2030«-Studie nicht wie sonst üblich möglichst vielen Menschen viele standardisierte Fragen gestellt, sondern sie haben 220 Experten, Führungskräfte und junge Fachkräfte ausführlich individuell interviewt. Die Jungen Führungskräfte des Jahres 2030 – verteilten sich auf sogenannte Focus-Gruppen in elf Städten auf der ganzen Welt. Obwohl es bei den Aussagen über die Zukunft des Arbeitens regionale Unterschiede gibt, so ist doch der Wunsch nach großer Entscheidungs- und Entfaltungsfreiheit und nach der Sinnhaftigkeit jeder Tätigkeit global.
Die Ansprüche sind hoch, gleichzeitig sinkt aus demographischen Gründen die Anzahl der verfügbaren Talente. Folgerichtig also, dass die befragten Experten und Manager den Kampf um diese Talente als ihre wichtigste – und zugleich schwierigste – Zukunftsaufgabe ansehen. Aus Sicht der Angestellten, schreiben die Autoren, wird Arbeit mehr und mehr zum Konsumerlebnis, sie soll entsprechend so perfekt und so aufregend wie möglich sein.
Doch ein Arbeitgeber und eine Arbeitsumgebung müssen sich nicht nur mit den Wünschen, sondern auch mit den typischen Schwächen von Digital Natives auseinandersetzen. Zitat: »Sie verlieren die Fähigkeit, sich verbal auszudrücken, aber sie können große Netzwerke managen, sehr viele Informationen aufnehmen und diese effizient filtern.« Auf jeden Fall, so schreiben die Autoren weiter, bleibe als Ergebnis der Studie auch die Sorge, »dass junge Angestellte kaum die Fähigkeit zur effizienten zwischenmenschlichen Kommunikation entwickeln.«
Die damit verbundene Herausforderung brachte eine der befragten Führungskräfte drastisch auf den Punkt: »In Zukunft sind jene Organisationen im Vorteil, die jungen Menschen beibringen können, wann es Zeit ist, das Gadget auszuschalten und sich schlicht zu unterhalten.«
Allerdings hat alles zwei Seiten, soll heißen Organisationen sollten sich auch die Fähigkeit der Jungen zunutze machen. Konkret: »Im Jahr 2030 müssen Führungskräfte in der Lage sein, die Dynamik einer Startup-Kultur mit der Effizienz traditioneller Hierarchien zu verbinden.« Und sie müssen entscheiden, welche Bereiche und welches Knowhow sie in eigenen Händen behalten und was sie auslagern. Auch die internen Arbeitsplätze werden sich deutlich verändern.
Am Status Quo lassen die Autoren kein gutes Haar: »Von einigen bemerkenswerten Ausnahmen abgesehen, waren die meisten Arbeitsumgebungen der zurückliegenden 30 Jahre stumpfsinnig, demotivierend und völlig ungeeignet dazu, Teamwork und Kreativität zu fördern. Der Versuch, hier One size fits all-Lösungen zu erschaffen, führte am Ende zu One size fits nobody-Arbeitsplätzen.«

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