Die Wiener Startup-Konferenz Pioneers Festival feierte mit 2.500 Gästen ihr fünftes Jubiläum und versuchte die Balance zwischen ernsten Themen, Pitches und Unterhaltung zu finden. Bundeskanzler Christian Kern gab mit seinem Besuch Rückendeckung. [...]
Das Pioneers Festival hat Ende Mai zum fünften Mal in der Wiener Hofburg Station gemacht. Auf der Netzwerkveranstaltung haben sich internationale und heimische Startups mit Investoren, Firmen und Medienvertretern getroffen. Um die Wichtigkeit der Startups für die heimische Wirtschaft zu unterstreichen, stattete auch Bundeskanzler Christian Kern dem Festival einen Besuch ab. „Wir müssen eine Startup-Mentalität schaffen. Die Anzahl der Leute, die in Österreich ein Unternehmen gründen wollten, ist enttäuschend. Es braucht neue Spielregeln“, so der Bundesklanzer, der in Aussicht stellte, die Rahmenbedingungen für Startups verbessern zu wollen. Auch Wiens Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner zeigte sich innovationsorientiert. Laut ihr sei Wien nicht nur die Hauptstadt von Kultur und Musik, sondern auch ein innovatives Business-Zentrum im Herzen Europas. Schließlich lebten hier auch 200.000 Studenten und 40.000 Forscher. „Wir laden heuer zehn Startups ein, für drei Monate nach Wien zu kommen“, kündigte Brauner an. Sie bekommen einen Co-Working-Space sowie ein Business-Coaching.
KONZERNE VS. STARTUPS
Heuer haben die Veranstalter die besten 500 Startups aus sieben verschiedenen Bereichen – etwa Finanzen, Mobilität oder Unterhaltung – eingeladen, erklärte Andreas Tschas vom Pioneers Festival in seiner Eröffnungsrede. Gerade in der Finanzbranche bleibe kein Stein auf dem anderen, sagte Roland Schöbel vom Beratungskonzern PwC. Traditionelle Banken verlören einen großen Anteil ihres Umsatzes an sogenannte Fintechs, Startups aus dem Finanzbereich. Es sei daher unabdingbar, dass sich etablierte Finanzkonzerne mit Startups auseinandersetzen.
Tschas stellte die „Knüpfung von wertstiftenden Beziehungen“ in den Vordergrund. Tatsächlich trifft auf dem Festival Konzerndenken auf flexible Startups. Beide Unternehmenswelten erhoffen sich etwas von dieser Liaison und sollen voneinander profitieren. Das funktioniert, „wenn man einander zuhört und die Motivationen des anderen versteht“, meinte auch Paul Chaplin, Manager im Business Innovation Center von Konica Minolta. Das Unternehmen sponsert die Veranstaltung seit dem Beginn im Jahr 2012. Konzerne brauchen in Zeiten der Digitalisierung den frischen Wind der jungen Innovativen.
Mahnende Worte für die Szene hatte Manoj Bhargava von Living Essentials. Der US-amerikanische, in Indien geborene Milliardär investiert sein Vermögen, um die drängenden Probleme dieser Welt zu lösen: Strom, Wasser und ein gesundes Leben jenen Menschen zu ermöglichen, die keinen Zugriff auf diese Dinge haben. Dies tut er, indem sein Team entsprechende Lösungen schafft: So wurde ein Fahrrad erfunden, mit dem in ländlichen Gebieten Strom erzeugt werden kann. „Eine Schule in Indien, die zuvor lediglich eine Tafel hatte, hat durch unsere Lösung nun Zugriff auf das Web“, so Bhargava.
PIONEERS CHALLENGE AN DÄNEN
Den Abschluss des Festivals stellte die Pioneers Challenge 2016 dar. Gewonnen hat das dänische Finanz-Startup Pleo. Sie erhalten ein Investment in der Höhe von 500.000 Euro von SpeedInvest sowie einen Besuch in der „Red Bull High Performance Center Experience“, einem High-Tech-Fitnessstudio von Red Bull. Neben Pleo schafften es Tacterion aus München, FDX Fluid Dynamix, ein Spin-off der Technischen Universität Berlin, Infarm aus Berlin, ParkHere aus München, Thingthing aus Barcelona und Icaros aus München ins Finale der Pioneers Challenge.Die sieben Finalisten mussten vor einer Fach-Jury, die sich aus Adam Cheyer (Viv), Oliver Holle (Speedinvest), Reshma Sohoni (Seedcamp), Marvin Liao (500 Startups) Ryan Bethencourt (IndieBio) zusammensetzte, Einblicke in ihre Technologien und Geschäftsmodelle geben. (cb)
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