„Wir brauchen mehr versierte ‚Fahrer'“

Kapsch BusinessCom – ein Unternehmen der Kapsch Group – ist mit über 1.400 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 300 Millionen Euro einer der führenden IKT-Servicepartner in Österreich, Zentral- und Osteuropa. [...]

Jochen Borenich ist Mitglied des Vorstands der Kapsch BusinessCom.

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Wien?
Jochen Borenich:
Wien ist seit jeher wirtschaftlicher und politischer Knotenpunkt. Das merkt man auch im IKT-Bereich. Es gibt zahlreiche international tätige Unternehmen, die von Wien aus ihre Aktivitäten im CEE-Raum koordinieren und dafür auch entsprechende IKT-Lösungen benötigen. Und natürlich gibt es auch IKT-Dienstleister, die wie Kapsch BusinessCom von hier aus Kunden in diesem Raum betreuen. Daher ist es auch sehr begrüßenswert, dass die Stadt Wien in ihrer Rahmenstrategie einen derart großen Wert auf IKT legt. Wir unterstützen hier mit der von uns mitgegründeten Initiative ICT Austria, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Wertschöpfung in diesem Bereich im Land zu behalten. Das ist nicht nur aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus bedeutsam, sondern auch in Hinblick auf Datensicherheit, Know-how-Aufbau und die langfristige Sicherung des Standorts Österreich.

Wo gibt es Aufholbedarf?
Die wichtigste Grundlage für eine florierende Wirtschaft sind Menschen, die eine entsprechende Ausbildung haben, die sie befähigt, die Jobs zu bewältigen. Das gilt in ganz besonderem Maße für IT. Wir brauchen dringend mehr Expertinnen entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Von Consultants über IT-Architekten bis hin zu Security-Fachleuten und Programmierern. Ebenso werden Datenspezialisten und -analysten im Kontext von Big Data zunehmend gesucht. IT kann ein leistungsstarker Effizienzmotor sein. Dafür benötigen wir aber mehr Ingenieure und auch mehr versierte „Fahrer“.  

Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen, und was haben Sie für Erwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr?
Das Gute an IKT ist, dass sie dazu dient, Prozesse in Betrieben durch Digitalisierung effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Daher sind Unternehmen auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten bereit, dort zu investieren, weil sie die mittel- und langfristigen Effekte auch erkennen. Das spiegelt sich in unseren Zahlen für das laufende Geschäftsjahr wider und wird sich wohl auch im nächsten Jahr so darstellen.

Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Wien, und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Wien hat etliche sehr gute Ausbildungsstätten für IT-Fachkräfte – sowohl HTL als auch Universitäten und Fachhochschulen. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen kann allerdings den Bedarf nicht abdecken. Einen großen Teil der Fachausbildung unserer Mitarbeiter übernehmen wir dann selber, wenn sie bei uns im Unternehmen sind. Und wir haben Tochterunternehmen in den CEE-Ländern, die einiges für unsere Kunden machen, was wir auch in Österreich machen könnten, wenn es mehr qualifizierte Arbeitskräfte vor Ort gäbe. Zusätzlich würden wir uns natürlich auch mehr Frauen in der Technik wünschen.

Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Wir verzeichnen einen verstärkten Trend zu IT-Outsourcing. Dabei geht es aber nicht mehr darum, einzelne Services von externen Partnern betreiben zu lassen, sondern um eine enge Zusammenarbeit mit Partnern, die für die technische Betriebsführung zuständig sind. Dabei werden zunehmend auch Digitalisierungslösungen gemeinsam entwickelt, die eng mit den Unternehmensprozessen verwoben sind, und dann vom Partner betrieben werden. Das wird vor allem im Bereich der intelligenten Fabrik, Stichwort Industrie 4.0, in den nächsten Monaten massiv an Bedeutung gewinnen.

Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Im Juni diesen Jahres haben wir in nur zwei Monaten Implementierungszeit nach einem ausführlichen Proof of Concept eine Netzwerk- und Sicherheitsarchitektur bei Mondi Europe & International eingeführt. Die neue Lösung unterstützt in der neuen Unternehmenszentrale in Wien wie auch an anderen Standorten vor allem das agile Geschäftsmodell des Verpackungskonzerns. Kollaborative Arbeitsweisen sowie die Integration neu erworbener Unternehmen werden durch einfach administrierbare Security-Policies unterstützt, die die geforderte Flexibilität in Einklang mit hohen Sicherheitsanforderungen bringen.


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