„Wir digitalisieren den Unterricht“

Das WIFI bietet rund 1.800 Kurse, Seminare und Lehrgänge. Das garantiert eine punktgenaue Abstimmung auf die Interessen der Kursteilnehmer. In Vorarlberg ist das neue IT-Masterstudium "Management in Information and Business Technologies" dazu gekommen. [...]

Gernot Mödritscher ist wissenschaftlicher Leiter des neuen Universitätslehrgangs.
Gernot Mödritscher ist wissenschaftlicher Leiter des neuen Universitätslehrgangs. (c) AAU PUCH

Das Wifi Vorarlberg hat ein neues Masterstudium mit dem Titel »Management in Information and Business Technologies« ins Leben gerufen. Was sind die konkreten Inhalte und welche Zielgruppe soll damit angesprochen werden?

Wir legen viel Wert darauf zu zeigen, dass das Thema IT zum einen ein Führungsthema ist – sozusagen Chefsache – und, dass alle Unternehmensbereiche davon betroffen sind. Die Themen gehen vom Zusammenspiel zwischen Unternehmensstrategie bzw. Geschäftsmodell bis hinein in alle Unternehmensbereiche. Vor allem erarbeiten wir mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Ansätze, wie IT erfolgreich in Organisationen implementiert bzw. weiterentwickelt kann. Das hat viel eben mit Führung, aber auch mit Projektmanagement, Changemanagement und letztlich auch mit Zahlenthemen, etwa Business Cases, zu tun. Auch rechtliche Aspekte spielen eine Rolle.

Was war die Motivation dafür, dieses Studium zu konzipieren?

Wir haben für die Entwicklung sehr intensiv mit Führungskräften in der IT zusammengearbeitet, die relevanten Themen herausgefiltert und vertieft. Das war ein intensiver Prozess. Man muss sich vorstellen, wie man in diesem Bereich Führungskraft wird: meistens ist man fachlich in einem IT-Thema gut, dann bekommt man irgendwann vielleicht eine Projektleitung, eine Bereichsleitung oder wird vielleicht sogar CIO. Auf diese Rollen wird man nach unserer Beobachtung nicht wirklich vorbereitet. Plötzlich ist man zudem an vorderster Front mit dabei und soll die Unternehmensstrategie mitgestalten. Auch darauf ist man oft nicht vorbereitet. Und dafür das notwendige Wissen mitzugeben, auf diese Rolle vorzubereiten, das war die wesentliche Motivation für das Programm.

Worauf wird im Studium speziell Wert gelegt?

Neben den fachlichen Themen geht es uns vor allem um die Anwendungs- und Umsetzungskompetenzen. Wir arbeiten mit Fallstudien, Beispielen aus der Praxis und reflektieren diese. Es soll auch das kritische Auge geschult werden: Welche Trends sind solide, womit sollte man sich auseinandersetzen, was ist mehr Schein als Sein, was kann warum nicht funktionieren. In einem solchen Themenfeld, in dem ständig Neues passiert, ist diese Reflexionsfähigkeit besonders entscheidend. Uns ist es wichtig zu vermitteln, dass IT – vielleicht nennen wir es auch Digitalisierung – kein rein technisches Thema ist. Es ist ein Thema von Organisation, Kooperation (intern und extern), Prozessen, Kultur und Haltung. Will man beispielsweise das Unternehmen kundenorientierter machen, dann hilft eine CRM-Lösung schon, aber wenn sich das Mindset nicht ändert (nämlich alles vom Kunden her zu denken), wenn die Prozesse nicht angepasst werden etc., wird es nicht funktionieren.

Was sind die Anforderungen an das Vorwissen der Teilnehmer?

Wir beobachten, dass neben unserer Kernzielgruppe, den Fachkräften aus der IT, die Führungsverantwortung übernehmen wollen, auch zunehmend Interessenten aus betriebswirtschaftlichen Bereichen zu uns kommen und sich stärker IT-Knowhow aneignen möchten. Das ist auch sinnvoll, man sollte jedoch auch IT-Kenntnisse aufweisen, zumindest grundlegend. Die formalen Kriterien sind ein anderer Studienabschluss oder bei entsprechender Qualifikation zumindest Hochschulreife.

Worauf zielt das Studium ab beziehungsweise welche Karrierechancen ergeben sich für Absolventen?

Im Kern geht es um Führungspositionen in der IT sowie um Führungspositionen, in denen ein fundierter IT-Weitblick hilfreich ist.

Wird dem aktuellen Trendthema Digitalisierung mit diesem Studium Rechnung getragen?

Wir meinen, dass genau dieses Stichwort, die Digitalisierung, auch Interessenten aus betriebswirtschaftlichen Bereichen zu uns führt. Für viele Unternehmen wird eine weitergehende Digitalisierung zur Unterstützung des Geschäftsmodells und der Unternehmensprozesse erfolgsentscheidend und damit Chefsache sein. Digitalisierung ist zentrales Grundthema des Lehrganges – und das seit rund 10 Jahren mittlerweile. Wir passen hier auch ständig die Inhalte an die Neuerungen an, was uns auch als Lehrende fordert. Wir digitalisieren auch zunehmend den Unterricht an sich: Wir setzen Blended Learning, Webinare, Inverted Classrooms etc. gezielt und verstärkt zur Erreichung der Lernziele ein.

Was gibt es darüber hinaus für Angebote zu diesem Thema?

Mit diesem berufsbegleitenden Programm haben wir eine gewisse Alleinstellung am Weiterbildungsmarkt, insbesondere im akademischen Bereich. Uns ist einerseits wichtig, das Thema breit und ganzheitlich zu fassen, aber auch in vielen Bereichen sehr in die Tiefe zu gehen. Ergänzende Weiterbildungsprodukte bei den WIFIs und an unserer Business School, der M/O/T, runden das Angebot ab.

Wie beurteilen Sie die Situation rund um den Fachkräftemangel in Vorarlberg?

Aus meiner Sicht schafft Angebot Nachfrage. Das dauert zwar, aber letztendlich geht es den jungen Menschen um berufliche Perspektiven. Je spannender die Jobs und Aufgabenfelder, je interessanter die Berufsprofile, je erfolgreicher die Unternehmen sind, desto attraktiver werden die Berufe. Diese Berufschancen muss man kommunizieren und die Aktivitäten in den frühen Ausbildungsphasen in Zusammenarbeit mit den spannenden Unternehmen verstärken.


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