„Wir haben bereits 1995 auf ein Mietmodell für Software umgestellt“

Datev-Österreich-Geschäftsführer Christian Weinzierl im Interview. [...]

Datev ist der größte europäische Anbieter von Lohnverrechnungssoftware  und erwirtschaftet mit 6.200 Mitarbeitern 750 Millionen Euro im Jahr. Zielgruppe sind sowohl Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer wie auch deren betreute Unternehmen. Mittlerweile nutzen über 200.000 KMU die Software von Datev. Datev Österreich ist eine 100-Prozent-Tochter und wurde 2001 gegründet. Zu Beginn wurde in Österreich mit acht Mitarbeitern ein Umsatz von 400.00 Euro erwirtschaftet, heute sind es 20 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von rund drei Millionen. Datev betreut in Österreich über 1.300 Kunden. Christian Weinzierl verantwortet seit zehn Jahren gemeinsam mit Ingrid Haas die Geschäfte und ist für das Wachstum verantwortlich. Im Interview mit der COMPUTERWELT lässt er die vergangenen zehn Jahre Revue passieren.

Computerwelt: Gab es vor Datev noch keine Lösung für Lohnverrechnung?
Christian Weinzierl:
Wir haben in Österreich einen gesunden Softwaremarkt vorgefunden. Unser Ansatz war nicht, dass es keine gute Lösung am Markt gibt, sondern der Umstand, dass immer mehr deutsche Unternehmen durch die Globalisierung im Ausland und damit auch in Österreich tätig wurden. Diesem Weg haben wir Rechnung getragen. Mittlerweile bietet Datev Produkte in sieben europäischen Ländern an, Österreich und Tschechien haben nach Deutschland den Anfang gemacht. Danach sind Italien, Polen, die Slowakei , Ungarn und Spanien dazugekommen. Es ist geplant, in weiteren Ländern tätig zu werden.

Was hat sich im Portfolio in den letzten zehn Jahren verändert?
Der Meilenstein für uns ist die Art, wie wir heute ein Rechenzentrum betreiben, wir nennen es heute Cloud. Das ist auch eine Kernkompetenz, die Datev seit fast 50 Jahren hat, aus einem Rechenzentrum eine Cloudentwicklung zu generieren und die Erfahrungen, aber auch die Sicherheitsansprüche so umzusetzen, dass optimale Prozesse im Zusammenspiel zwischen Klient und Steuerberater erzielt werden können. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit Sicherheit, Ökonomie, aber auch Ökologie im Rechenzentrum und können heute durch unser Know-how diese Produkte ideal am Markt anbieten.

Wie positioniert sich Österreich im europäischen Vergleich?
Das deutsche Steuerrechtssystem ist dem österreichischen sehr ähnlich, daher war die Expansion nach Österreich der erste logische Schritt. Wir haben die Lösungen an hiesige Anforderungen angepasst und auch nur einen Teil des deutschen Angebotes in Österreich lokalisiert, nämlich jenen Teil, der sich an die innovativ agierenden Steuerberater und Klienten richtet.

Hat sich das Geschäftsumfeld von Datev als krisensicher gezeigt?
Wir hatten das Glück am Anfang sehr schnell gewachsen zu sein, mittlerweile sind wir in ein kontinuierliches Wachstum übergegangen und sehen da auch kein Ende. Wir sehen gerade mit unserem Produktangebot der Digimatisierung – ein Kunstwort aus Automatisierung und Digitalisierung – weiterhin wunderbare Potenziale, im Kernmarkt der Steuerberater und ihrer Klienten weiterzuwachsen. Dazu passt auch Unternehmen Online und dazu passt auch das Produkt Mittelstandspaket Pro, das wir im vergangenen Jahr gelauncht haben. Hier bieten wir den Unternehmen ein Paket zu einem Preis an, für den zuvor nur die Rechnungswesensoftware erhältlich war. Im Paket ist auch noch Software für Zahlungsverkehr, eine Fakturierlösung und Dokumentenverwaltung inkludiert.

Wie wichtig ist denn die Cloud für die Produktpalette von Datev?
Für Datev ist die Cloud nichts Neues. Wir haben bereits 1995 auf ein System umgestellt, das nicht mehr Einmalbeträge, also einen Kauf vom Kunden vorschreibt, sondern auch ein monatliches Mietmodell anbietet. Wir haben damals schon erkannt, dass Software as a Service – eigentlich ein Begriff aus den 90er Jahren – der richtige Weg ist. Deswegen haben wir die Cloud, die wir eigentlich nur aus unserem Rechenzentrum weitergeführt und abgeleitet haben, schon seit Jahrzehnten im Einsatz. Wir sind sowohl was die Preispolitik, aber auch den Kundennutzen betrifft, seit den 60er Jahren ein Vorreiter.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Christian Weinzierl
Christian Weinzierl stammt ursprünglich aus Bayern. Er begann seinen Karriereweg mit dem Studium der Wirtschaftsinformatik und begann bei Datev im Bereich IT-Beratung. Nach der Teilnahme an einigen IT-Projekten entdeckte er seine Leidenschaft für den Vertrieb, die ihn in die Leitung der Niederlassung München brachte. Nach zehn Jahren in Deutschland wurde ihm die Geschäftsleitung von Datev in Österreich übertragen und er übersiedelte mit seiner Frau nach Wien. Seitdem verantwortet Weinzierl gemeinsam mit Ingrid Haas den Standort Österreich.


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