Huawei wandelt sich vom reinen Technologielieferanten zur globalen TK-Marke, die das gesamte Portfolio von der Basistation bis hin zum Tablet anbietet. Auch in Österreich wird investiert. Mit neuem Führungsteam soll nun der Enterprisemarkt erobert werden. Günter Haberler, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Enterprise und Terminal, im Interview. [...]
Seit 2006 ist das chinesische Unternehmen Huawei in Österreich und war zunächst als Technologielieferant für die heimische Telekommunikationsbranche tätig. Seit zwei Jahren verfolgt das Unternehmen weltweit nun auch die Strategie, seine Marke als Hersteller von Mobiltelefonen und Lösungsanbieter zu stärken und ist bereits auf Position Drei auf dem weltweiten Handymarkt vorgestoßen. Um stärker als Weltmarke wahrgenommen zu werden, will sich Huawei weiter lokalisieren und auch im Enterprisesegment wachsen. In Österreich beschäftigt Huawei rund 80 Mitarbeiter und hat mit Anfang des Jahres den Vorstand um drei Positionen erweitert, die mit Markus Ellebruch, Roman Hoffmann und Günter Haberler besetzt wurden. Haberler, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Enterprise und Terminal, spricht im COMPUTERWELT-Interview über die neue Strategie des Unternehmens.
Computerwelt: Huawei führt gerade einen Imagewechsel vom Technologielieferanten zum Handyhersteller durch. Warum?
Günter Haberler: Der Paradigmenwechsel ist notwendig, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Der Carrier-Markt ist relativ saturiert, es gibt hier wenig Wachstum. Das sieht man auch an der Anzahl der Netzbetreiber, die eher weniger werden. Auf der anderen Seite haben wir ein enormes Wachstum im Datenbereich, wir sprechen von einer Verhundertfachung des Datenverkehrs pro Jahr. Dem muss man gerecht werden. Die Endkunden sind aber nicht bereit, mehr zu bezahlen und in dieser Schere befinden sich derzeit die Netzbetreiber. Sie müssen ihre Netze optimieren, sie müssen kosteneffizienter werden und am Ende des Tages ein hochqualitatives Service zu einen marktgerechten Preis anbieten können. Und genau hier setzen unsere Technologien an.
Aber warum die großen Investitionen in den Bereich Mobiltelefone und Tablets?
Wir waren für den Konsumenten außer über die Datensticks bisher nicht wirklich sichtbar. Huawei will sich auch als Consumermarke etablieren, um die Marke bekannt zu machen und zu stärken. Das hilft in weiterer Folge auch dabei in den anderen Bereichen wie Enterprise zu wachsen. Wir haben in der gesamten Wertschöpfungskette viele Synergien, die andere nicht haben. Wir sind in einer führenden Position, fast gleich auf mit unserem größten Mitbewerber (Ericsson, Anmerkung). Bei uns ist von Forschung und Entwicklung, die Produktion, die Handsets und Datenstick, also die gesamte Wertschöpfungskette, in einer Hand. Das verschafft uns Vorteile gegenüber dem Mitbewerb.
Ist nicht gerade der Endgerätemarkt derzeit gesättigt?
Wir beschäftigen weltweit 70.000 Mitarbeiter im Bereich F&E und investieren jährlich 2,3 Milliarden Dollar. Innovation kann daher sehr rasch stattfinden. Außerdem haben sich in den letzten Jahren auch manche Anbieter zurückgezogen oder hatten Schwierigkeiten. Wenn andere sparen müssen um profitabel zu bleiben, haben wir den Vorteil, dass genug Kapital da ist, um investieren zu können. Zusätzlich war das Knowhow für Handsets vorhanden, weil man auch für andere Marken produziert hat.
Wie will man die Kunden erreichen?
Der Handymarkt in Österreich ist derzeit eine große Herausforderung. Aber wir positionieren uns immer stärker in den Verkaufsmärkten, denn man muss in den Regalen stehen. An dieses Thema gehen wir mit zahlreichen Partnern heran. Derzeit bieten wir hauptsächlich Engeräte der Mittelklasse an, aber wir wollen in allen Segmenten vertreten sein. Heuer wird noch ein Smartphone mit einem Acht-Kern-Proezssor kommen. Unser Ziel ist auch hier Technologieführerschaft zu übernehmen.
Huawei will auch im Bereich Enterprise Fuß fassen. Wie sieht das Angebot und die Strategie aus?
Das Portfolio im Enterprise-Bereich umfasst Datacenter-Network, den gesamten Bereich IP wie Routing und Switching, Server Storage und Unified Communications. Wir werden diesen Markt vor allem im Mittelstand stark über Partner fokussieren. So wird zum Beispiel Computerlinks als Distributor für uns tätig sein. Großkunden adressieren wir direkt. Der Bereich ist in Österreich und auch generell in Europa noch nicht sehr stark und wir sind gerade dabei ihn aufzubauen. In manchen Ländern wie zum Beispiel Tschechien sind wir auch hier schon gut aufgestellt. Wir erwarten uns aber grundsätzlich im Enterprise-Segment ähnlich starke Wachstumsschübe wie in den anderen Bereichen wie dem Carrierbereich und den Handsetbereich.
Wie will Huawei im Bereich der Telekommunikationsnetze wachsen?
Die Netzbetreiber müssen sparen und sie müssen effizienter werden. Unsere Lösungen helfen ihnen dabei. Wir optimieren die Netze und der Provider spart sich dadurch zum Beispiel Energiekosten, Installationskosten oder Wartungskosten. Der Trend geht auch in Richtung „software defined network“. Dabei werden standardisierte Bauelemente verwendet und die Netzintelligenz passiert via Softwarelösungen, die in der Cloud liegen.
Wie beurteilen sie den Netzausbau in Österreich, auch das Thema Glasfaser?
Glasfaser ist sicher die beste Lösung, aber auch die teuerste. Natürlich würden wir uns höhere Ausbauraten wünschen, aber das hängt eben vom Businesscase ab. Wir rechnen aber damit, dass mit dem Ausbau des LTE-Netzes auch der Glasfaserausbau wachsen wird. Die Daten müssen abgeführt werden und da ist Glas die optimale Lösung. Leider geht durch die späte Frequenzvergabe in Österreich ein Vorsprung verloren. Die Verzögerung hat für alle negative Konsequenzen. Unser Vorteil ist auch hier, dass wir mit unserem umfassenden Portfolio bei allen drei Mobilfunkprovidern im Infrastrukturbereich tätig sind. Wir liefern von der Basisstation, über die Antenne, über die gesamte Verbindungstechnologie bis hin zum Switchingbereich das gesamte Portfolio an.
Ist in Österreich auch eine Aufstockung der Mitarbeiter geplant?
Das ist eine logische Konsequenz, dass sich das Wachstum auch auf den Mitarbeiterstand auswirken wird. Vor allem in der Serviceorganisation und im Vertrieb. Derzeit sind ca. 70 Prozent der Mitarbeiter in Österreich im Service-Bereich tätig. Dieser umfasst Dienstleistungen für sämtliche Netzbetreiber wie den Netzrollout oder die Optimierung der Netze.
Das Gespräch führte Christof Baumgartner.
Günter Haberler:
Der Absolvent der Technischen Universität Wien war sieben Jahre bei Nokia Siemens Networks in internationalen Managementpositionen tätig und wechselte danach zu Huawei Österreich. 2012 übernahm er die Stelle als Vice President für den Geschäftskunden Telekom Austria Group. Darüberhinaus verantwortet er die Geschäftsbereiche Enterprise und Terminal für den gesamten österreichischen Markt. Vor seiner Zeit bei Nokia Siemens Networks war Haberler fünf Jahre bei Nokia Austria als Geschäftsführer tätig.
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