„Wir haben mehr Knowhow als so manche Bank“

Zwei Drittel der heimischen Privatbanken nehmen die Lösungen und Dienstleistungen von CPB SOFTWARE in Anspruch und können neben IT oder Callcenter auch ihr gesamtes Transaktionsgeschäft auslagern. Zum Team von CPB zählen auch 25 ehemalige Banker. [...]

Das österreichische Unternehmen CPB SOFTWARE AG bietet Softwarelösungen und Dienstleistungen in den Bereichen IT Outsourcing und Back Office Outsourcing. Das Unternehmen wurde 1996 als Spin Off der Constantia Privatbank Aktiengesellschaft mit sieben Mitarbeitern gegründet. Das Unternehmen betreut heute mit 130 Mitarbeitern über 600 Kunden in sechs verschiedenen Ländern. Der Jahresumsatz des Unternehmens belief sich 2013 auf rund 16 Millionen Euro. Heuer sollen es knapp 17 Millionen werden. 2013 wurde die CPB SOFTWARE mit dem 1. Platz des Dienstleistungsawards durch die Wirtschaftsagentur Wien ausgezeichnet. Die COMPUTERWELT hat mit Geschäftsführer Peter Thomayer gesprochen.

An wen richten sich die Lösungen und Dienstleistungen von CPB SOFTWARE?
Peter Thomayer: Wir sind seit fast 20 Jahren für die österreichische Finanz­welt tätig und richten uns in unserem Angebot vor allem an kleine und
mittelständische Banken, denen wir schlüsselfertige Angebote als Gesamt­lösung anbieten, also Software plus Betrieb bis hin zu Abwicklungsdienst­leistungen wie Kursversorgung oder die gesamte Transaktionsabwicklung. Wir betreiben dafür zwei Rechenzentren in Wien.
Für unseren jüngsten Kunden haben wir sogar ein Kunden-Callcenter eingerichtet und treten inzwischen sogar auch direkt mit den Bankkunden in Kontakt. Unser Kerngeschäft ist aber der Softwarebereich.

Wird die Software von Ihnen im Haus entwickelt?
So gut wie alle Lösungen werden direkt im Haus in verschiedenen Technologien entwickelt, sodass wir unseren Kunden passgenaue Lösungen anbieten können. Die Schnittstellen nach außen zu Partnern sind ein wesentliches Thema der Individualisierung, ein Drittel der Applikationen besteht aus Schnittstellen.
Wir bilden auch selbst im Haus aus, weil wir hochspezialisierte Mitarbeiter benötigen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum bis gar nicht zu finden sind und haben auch eine sehr geringe Mitarbeiter-Fluktuation.

Gehören dazu auch mobile Lösungen oder Cloud-Lösungen?
Wir haben schon 1997 die bis dahin erste und sehr umfassende Webappli­kation im Privatbankenbereich gemacht, wo Kunden die Möglichkeit hatten, ihr Portfolio tagesaktuell und mit über 30 Kriterien zu analysieren.
Da waren wir im gesamten deutschsprachigen Raum mit TIPAS sicher ein Vorreiter, die Software ist immer noch state of the art und hat erst vor knapp zwei Jahren einen Relaunch bekommen. Wir waren also mit dem Thema schon sehr früh dran.
Jetzt kommen die Tablets und Smartphones dazu und da stehen wir auch vor der Herausforderung, sehr komplexe Sachverhalte möglichst einfach und nutzerfreundlich zu transportieren. Überfüllte Bildschirme und Zahlenkolonnen sind hier fehl am Platz.
Wir haben aber schon Cloud-Lösungen gemacht, bevor es den Begriff überhaupt gegeben hat. Wir bieten auch On-Premise an, aber die Tendenz, gerade bei den kleineren und mittleren Banken, geht klar Richtung Cloud. Es handelt sich aber natürlich ausschließlich um Private Clouds. Das würde anders von unseren Kunden niemals akzeptiert werden.

Sie bieten auch Business Process Outsourcing an. Worum geht es dabei konkret?
Wir machen das für fast alle unserer österreichischen Kunden in unterschiedlicher Tiefe. Wir haben in diesem Bereich ein Team von 20 Mitarbeitern, die unseren Kunden die verschiedenen Daten so aufbereitet, dass deren Kunden nur noch ja oder nein sagen müssen, etwa wenn Aktien aufgesplittet werden oder es ein Bezugsrecht gibt. Wir haben sehr viel Banken-Knowhow im Haus, oft mehr als bei kleineren Banken selbst vorhanden ist.
Da gibt es gewisse SLAs mit den Banken, in denen definiert ist, welche Prozesse an uns ausgelagert werden. Für einige Kunden machen wir alles von der Kontoeröffnung über den Zahlungsverkehr bis zum Support über ein Callcenter. Kunden können also alles bis hin zu ihrem eigentlichen Kerngeschäft an uns auslagern.

Ihre Kunden arbeiten in einem sehr sensiblen Umfeld. Wie gewährleisten Sie die Sicherheit, gerade in Zeiten wie diesen?
Das spielt natürlich eine ganz, ganz große Rolle. Wir zählen zwei Drittel der heimischen Privatbanken zu unseren Kunden, das sind ein Dutzend Institute. Die betreiben wir alle parallel auf unseren Systemen. Sicherheit hat daher die höchste Priorität für uns. Wir haben hier sehr viel Knowhow, kaufen aber auch Knowhow in der Beratung zu und lassen uns auch regelmäßig intensiv überprüfen, simulieren Hackerangriffe.
Wir sind zusätzlich von KPMG Österreich auch ISAE 3402 zertifiziert, das ist eine sehr harte Prüfung, die jedes Jahr stattfindet. Auch unsere Rechenzentren stehen an unterschiedlichen Orten, damit die Daten im Falle etwa einer Umweltkatastrophe nicht verloren gehen.

Wie oft muss die Software angepasst werden, etwa wegen neuer Regularien oder Gesetzen?
Wir haben in der Softwareentwicklungsabteilung insgesamt 40 Personen sitzen, davon sind elf sogenannte Business Analysts, also ehemalige Banker aus den verschiedensten Bereichen, die alle Änderungen mit unseren Kunden besprechen, sowohl auf fachlicher als auch auf technischer Ebene. Das kostet unsere Kunden aber in der Regel keinen Cent mehr, diese Anpassungen sind im Paketpreis enthalten. Da passiert ja auch immer mehr, die Einführung der Vermögenszuwachssteuer war nach der Einführung des Euro sicher das größte Projekt in dieser Richtung.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Peter Thomayer:
Peter Thomayer ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vorstandes der CPB SOFTWARE AG und verfügt über Bankenerfahrung durch verschiedene Führungspositionen bei der Österreichischen Länderbank AG, Citibank AG und Constantia Privatbank AG. Thomayer ist für die Geschäftsbereiche Strategie, Rechnungswesen, Human Ressources, Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung zuständig.


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