T-Mobile-Geschäftsführer Andreas Bierwirth zur neuen Lage. [...]
Wie wird sich die Übernahme von Orange durch Drei auf den Mobilfunkmarkt in Österreich auswirken?
Andreas Bierwirth: Erstmals gibt es nur noch drei Player. Theoretisch könnte das zwar den Wettbewerb beruhigen, praktisch eher nicht. Wir sehen für uns gute Chancen, anspruchsvolle bisherige Orange-Kunden bei T-Mobile eine neue Heimat bieten zu können.
Wie wird sich die Position von T-Mobile dadurch verändern?
Auch nach dem Merger des kleinsten Anbieters mit dem drittgrößten bleiben wir eine klare, starke Nummer zwei am Markt. Zwar hat sich mit der Übernahme der Yesss-Kunden der Abstand zu A1 etwas vergrößert. Aber wir sehen das sportlich und werden uns davon einen Teil holen – mit Telering im Diskontbereich, mit Full-Service und attraktiven Premium-Geräten.
Wie werden sich die Preise entwickeln? Was erwartet Ihrer Meinung nach die Kunden?
Die Herausforderung für alle Mobilfunker ist, vom Datenwachstum auch profitieren zu können. Zwar hat die Branche im vergangenen Jahr doppelt so viel produziert und Daten an ihre Kunden geliefert – aber trotzdem kollektiv sechs bis sieben Prozent an Umsatz und Gewinn verloren. Wie ich seit meinem Antritt sage, hier müssen wir ein Umdenken bei den Kunden schaffen: Die Grundpreise werden zwar weiter billiger, aber wenn mehr verkauft wird, verdienen die Betreiber auch ein wenig mehr. Das ist eine ganz banale Logik wie am Naschmarkt, wo zwei Kilo Äpfel mehr kosten als einer, der Kilopreis dabei aber günstiger ist. Denn anders sind die nötigen Investitionen nicht zu stemmen.
Welche Herausforderungen wird die Versteigerung der „digitalen Dividende“ bringen?
Für alle Betreiber, aber vor allem für Österreich, ist die zentrale Frage: Will der Staat kurzfristig die Mobilfunker melken, um Budgetlöcher zu stopfen, oder gibt es eine preislich vernünftige Vergabe, damit nach der Auktion auch Geld für den raschen Aufbau dieser Breitbandnetze da ist. Gute Telekommunikation ist in Europa eine Standortfrage und wir laufen Gefahr, dass Österreich den Anschluss verliert, weil es zu hohe Kosten bei sinkenden Erträgen gibt. Unser Vorschlag: Die Republik soll im Gegenzug für niedrige Lizenzgebühren eine Investitionsgarantie für den Ausbau verlangen.
Welche Technologien und Trends werden wir 2013 sehen?
Wir sehen zwei Megatrends: Einerseits wird das Internet durch Smartphones und Tablets erst so richtig mobil. Hier gibt es einen Paradigmenwechsel gegenüber unserer bisherigen PC-Nutzung, der unseren Alltag umkrempelt. Für viele Menschen ist das heute schon der Hauptzugang zum Netz, es wird bald die Mehrheit sein.
Das Gespräch führte Christof Baumgartner via E-Mail.
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