Von allen 72 IT-Leitern im Heineken-Konzern setzt Brauunion CIO Peter Karas am wenigsten auf Standard-IT aus der Zentrale. Der Erfolg gibt ihm recht. Da Österreich innerhalb des Konzerns sehr gut performed, darf Karas sein eigenes Süppchen kochen. [...]
Peter Karas ist seit 2011 IT-Leiter der Brauunion Österreich und damit Country-IT-Manager für Österreich innerhalb des weltweit tätigen Heineken-Konzerns. In dieser Funktion war er unter anderem IT-Repräsentant im weltweiten Heineken-Projekt „Global World Class Brewing“. Beim diesjährigen Confare IT-Manager Summit wurde er als einer der Top CIO Österreichs ausgezeichnet.
Was hat Sie dazu bewogen, für den CIO Award einzureichen und welchen Stellenwert hat die Auszeichnung TOP CIO für Sie?
Ich habe mit anderen Kollegen darüber gesprochen und mir den Fragenbogen angesehen. Da habe ich gesehen, dass ich zu all diesen Themen wirklich etwas Relevantes zu sagen haben. Für mich persönlich ist es ein tolles Feedback, wenn man zu den Top CIO Österreichs gehört. Das ist ein schönes Gefühl. Die Außenwirkung hat sich auch verändert. Ich habe gemerkt, dass Kollegen oder andere Teilnehmer des Summit mich in meiner Arbeit bestätigen. Die Auszeichnung wird mir bei der Brauunion, aber speziell auch im Konzern bei Heineken helfen, ein gewichtigeres Wort zu haben, das ich nutzen werde, um Österreich hier besser zu repräsentieren.
Der Heineken-Konzern ist ja ein riesiges Unternehmen. Wie viel Autonomie haben Sie in Österreich, wenn es um IT-Entscheidungen geht?
Die Brauunion ist ein gallisches Dorf. Heineken ist ein globaler Konzern der in 72 Ländern IT-Leiter hat. In einem Ranking, wer am meisten mit den globalen IT-Standards arbeitet, liegen wir mit Sicherheit auf Position 72. Der Grund dafür ist, dass wir sehr erfolgreich sind. Wir sind einerseits als Brauunion eines der stärksten Länder im Konzern und haben zudem eine IT, die sehr stabil und zur Zufriedenheit aller Beteiligten läuft.
- „Ich verbringe keine fünf Prozent meiner Zeit mit Technologiethemen.“
Ich kenne die Heineken-Standards natürlich, aber oft stelle ich fest, dass das entweder teuer werden würde, wenn ich die Konzern-Standards einführe, oder die Qualität nicht mehr so hoch wäre. Da bin ich mir auch nicht zu blöd, mit der Konzern-IT in die Diskussion zu gehen und meine Argumente vorzulegen. Offensichtlich gelingt mir das sehr erfolgreich, daher habe ich ziemlich viele Ausnahmegenehmigungen.
Macht das nicht die Integration in die Konzern-IT schwierig?
Natürlich ist es schwierig, diese Schnittstellen selbst herzustellen und funktionsfähig zu halten. Ich möchte aber schon auch sagen, dass wir einfach Qualität gewohnt sind und im Großen und Ganzen bei uns alles funktioniert. Daher dürfen wir das auch machen. Wenn es nicht funktionieren würde, wäre ich natürlich sofort unter Druck, zu standardisieren. Wir sind aber schließlich in erster Line dazu da, Bier zu verkaufen und Geld zu verdienen. Und meine Rolle als IT-Leiter wende ich dafür auf, in unserem Geschäft erfolgreich zu sein. Ich verbringe keine fünf Prozent meiner Zeit mit Technologiethemen, aber 95 Prozent meiner Zeit mit der Frage, wie ich meine Kunden zufriedener machen und das Geschäft verbessern kann.
Bei welchen Lösungen weicht die Brauunion von der Konzern-IT ab?
Der Heineken-Konzern hat ein globales Rechenzentrum, das an einen weltweiten Provider outgesourced ist. Wir haben unser Rechenzentrum im Haus. Wir haben auch sehr viele lokale Applikationen und betreuen sie natürlich auch lokal. Die meisten Heineken-Länder haben viel weniger lokale Applikationen, die dann auch noch in der Regel von einem globalen Service-Partner betreut werden.
Bier zu brauen ist ja ein sehr analoger Prozess. Was bedeuten in dieser Branche die Begriffe Industrie 4.0 oder Digitalisierung für Sie?
Natürlich funktioniert Bier zu brauen analog, aber unsere ganze Welt ist ja schon digital. Wobei das für mich eigentlich nur ein Schlagwort ist. Meine Interpretation von digital, so wie dieses Wort heute verwendet wird, ist es, moderne Lösungen zum Einsatz zu bringen, die nicht den klassischen ERP-Systemen entsprechen. Bier zu brauen ist ja auch nur der Anfang. Wir wollen den Konsumenten zufrieden machen und auch cool rüberkommen. In erster Linie durch das Getränk, aber auch als Marke. Wenn ich mir anschaue, wie stark Heineken im Internet, bei Social Media oder diversen Kampagnen wie Champions-League-Internet-Kampagnen unterwegs ist – da sind wir sicher weltweit führend. Da ist Digitalisierung natürlich sehr wichtig.
Wir haben vor zwei drei Jahren auch ein Kundenportal für Lebensmittelhandel und Gastronomie aufgebaut und für die Betreuer im Lebensmittelhandel eine iPhone-App gemacht. Das sind alles Beispiele für Digitalisierung. Wir wollen und werden ja auch immer stärker Richtung Endkonsumenten gehen. Da braucht es neue Geschäftsmodelle, die ohne digitale Lösungen und Produkte nicht möglich sind. Industrie 4.0 ist für mich beispielsweise, was ich bei „World Class Brewing“ beitragen durfte.
Sie waren IT-Repräsentant im weltweiten Heineken-Projekt „World Class Brewing“. Worum geht es da?
„World Class Brewing“ ist unsere Vision, wie wir unsere Brauereien auf einen hochmodernen Standard bringen, um am weltweiten Markt als Nummer zwei konkurrenzfähig zu bleiben. Nachdem wir wesentlich mehr Brauereien haben als der Marktführer, ist es besonders wichtig, diesen Prozess besonders modern und effizient zu gestalten.
Meine Aufgabe als IT-Repräsentant des Konzerns war es, die IT-Schiene abzubilden. Mein Fokus lag auf der Automatisierung (M2M), der Einbindung der Produkte bis hin zur Verwendung von weareables wie zum Beispiel Google Glasses. Das gehört für mich zu Industrie 4.0. Spannend finde ich es, Dinge umzusetzen, die noch niemand gemacht hat. Das geht nur mit Visionen. Und ich beschäftige mit damit, wie die Welt in drei bis fünf Jahren ticken wird. (aw)
Peter Karas
Peter Karas, Country Manager Österreich des Heineken-Bereichs Global Information Services, gehört zu den Top-CIO 2016. „In einem internationalen Konzern setzt er Akzente und hat seine Abteilung zu einem konzernweiten Zentrum für Innovation und ausgeprägte Leadership-Kultur gemacht“, begründet die Jury ihre Wahl.
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