„Wir sind ein IT-Unternehmen“

Der Kommunikationsanbieter A1 hat es in den letzten Jahren geschafft, sich den dynamischen Veränderungen des Marktes anzupassen und hat sich auch zu einem IT-Dienstleister weiterentwickelt. Margerete Schramböck, seit 2016 CEO von A1, im Interview. [...]

Die gesamte IKT-Branche befindet sich in Transformation. Wie betrifft dieser Trend A1?
A1 ist ganz klar sowohl ein Telko-, als auch ein IT-Unternehmen. Wir bringen Internet zu den Haushalten und Firmen. Hier gibt es drei Wege: Kupfer, über das mit neuen Technologien wie G.fast und Vectoring Leistungen von über 100 Megabit möglich sind, Glasfaser und Mobilfunk. Wir sind seit mehreren Jahren als Telko- und Mobilfunkanbieter konvergent und haben darüber hinaus im letzten Sommer eine hybride  Lösung auf den Markt gebracht, eine Kombination aus fixem und mobilem Internet. Letztendlich ist es dem Kunden egal, wie wir Breitbandinternet zu ihm bringen. Hauptsache wir kommen hin.  
Hat sich das Portfolio der A1 geändert?
Wir setzen einen starken Fokus auf Businesskunden. A1 ist ein ganzheitlicher IT-Dienstleister, der Infrastruktur und die Serviceleistungen anbietet. Wir verbinden Erreichbarkeit, integrierte Kommunikation, IT-Security bis hin zu Rechenzentrumsdienstleistungen. Dafür beschäftigen wir 1.000 Mitarbeiter, die alleine im Bereich IT tätig sind. Zudem treiben wir den Ausbau des Internets stark voran, das die Basis für Technologien wie IoT (Internet of Things) ist. Wir investieren hier viel Knowhow und auch Geld. Derzeit bauen wir in Wien eines der modernsten Rechenzentren, um unseren Kunden diese Leistungen anbieten zu können. 
Erweitert sich damit auch das Kundenspektrum von A1?
A1 hat schon bisher vom KMU bis zum Großkunden das ganze Unternehmensspektrum bedient. Was sich jedoch erweitert, sind die Möglichkeiten, die unsere Kunden nun haben. Sie beziehen alles aus einer Hand. Nicht nur Infrastruktur oder Mobilfunk, sondern auch IT-Dienstleistungen. Diese Durchgängigkeit unserer Leistungen ist für den Kunden von Vorteil, weil er nicht auf mehrere Partner zugreifen muss.
Welche Rolle spielt der Standort Österreich?
Österreich ist ein Land der KMU und für uns ist der Mittelstand äußerst wichtig. Dazu bieten wir auch die Lokalität, denn bei uns haben Sie einen Ansprechpartner, der vor Ort ist. Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zu anderen Cloud-Anbietern und Managed-Service-Lösungen. Unsere Mannschaft betreut Kunden vor Ort und direkt. Das hat man bei einem großen internationalen Cloud-Anbieter nicht. 
Stichwort international: Wie steht es in Österreich um die Themen Datensicherheit und Security?
Wir positionieren uns hier ganz stark für den österreichischen Mittelstand. Security ist hier ein Riesenthema und gerade der Mittelstand hat Nachholbedarf. Vor allem das Thema Cybercrime spielt derzeit eine große Rolle. Viele Mittelständler werden attackiert, weil sie über keine modernen Security-Lösungen verfügen. Zum Beispiel wenn das Backup so aussieht, dass der Server im Nachbarraum steht. Hier bieten wir an, dass wir die Daten ins Rechenzentrum legen, wo die höchsten Sicherheitsstandards gelten. A1 bietet dabei die Möglichkeit, die Daten nicht irgendwo außer Landes geben zu müssen, wo sie irgendwo in einer Cloud liegen. Wir verfolgen kein „follow the sun“-Prinzip, wo die Daten irgendwo gespeichert werden. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass ihre Daten bei uns im Rechenzentrum in Österreich bleiben. Die Hauptthemen, warum sich Kunden für die IT-Leistungen von A1 entscheiden, sind die Sicherheit, der Österreich-Bezug mit lokalen Ansprechpartnern und, dass wir alles aus einer Hand anbieten. So muss sich der Kunde nicht für jeden Bereich einen anderen Partner suchen und dadurch verschiedene Schnittstellen managen. Wir garantieren die Service- und  die Sicherheits-Levels in der gleichen Form, wie wir es für unsere Großkunden tun.
Wie spiegelt sich das in den Kosten wieder?
Hier kommt es darauf an, welches Paket der Kunde wählt. Man kann als Unternehmen mit den klassischen Kernthemen wie Internet sowie mobiler- und Festnetztelefonie beginnen. Darauf kann man eine Unified-Communications-Lösung legen, die wir auch als Cloud-Lösung anbieten oder man kann eine Telefonanlage erwerben. Hier kommt es auf den Bedarf des Kunden an. Dann kann es in Richtung lokales Netzwerk (LAN) gehen mit dem gesamten Routing und Switching. Und wir sorgen dafür, dass alles sicher funktioniert, entweder als Managed Service vor Ort oder aus der Cloud. Man kann die Lösungen aber auch kombinieren. Zusätzlich bietet A1 mit dem Market Place auch Lösungen wie die Office-Umgebung an.
Kann ich auch als Startup die Leistungen von A1 in Anspruch nehmen?
Wir haben ein eigenes Team, das sich um KMU kümmert und weitere Teams, die nach Kundengröße oder Themenschwerpunkten agieren. Auf diese Weise kann ein EPU Leistungen genauso wie ein Großunternehmen in Anspruch nehmen. A1 bietet auch ein spezielles Paket für Startups und für Neugründungen an. Gerade als kleines Unternehmen hat man bei uns die Möglichkeit, verschiedene Wege zu nutzen. Sie können in den Shop gehen und sich beraten lassen oder Sie wenden sich an einen Betreuer beziehungsweise an die Service-Line. Es ist heute nicht mehr möglich, dass man ein fix und fertiges Produkt anbietet. Man muss das Angebot modular aufbauen.
Wird dieses Flexibilität von Kunden verlangt?
Ja. Ein Startup kann zum Beispiel die Office-Lösung aus der Cloud nehmen, aber ein bestehendes Unternehmen hat vielleicht schon eine Telefonanlage implementiert. Hier würden wir nicht empfehlen, diese wegzugeben denn es geht ja auch um Investitionsschutz und darum, die beste Lösung bei Preis und Leistung für den Unternehmer zu finden. Unser Ziel ist eine langfristige Partnerschaft.  Wir wollen den Weg mit dem Kunden möglichst gemeinsam und möglichst lange gehen. Langfristig werden viele Lösungen jedoch in die Cloud wandern. Zum Beispiel ist das Thema Videokonferenzen stark im Wachsen. Man kann sich dazu eine eigene Anlage hinstellen oder ein eigenes Netz dafür aufbauen. Man kann aber auch modular vorgehen. Wir bieten eine Videokonferenz-Plattform, die man nutzen kann, und die man in einem stufenweisen Prozess weiter ausbauen kann. Das bedeutet, dass man sich nichts kaufen muss, sondern einfach den Service nutzt. Man bezahlt nach Gebrauch der Lösung. Videokonferenzen werden aufgrund der Kosten- und auch der Sicherheitsfrage immer wichtiger. Die Zeit der vielen Dienstreisen ist vorbei. Unsere Erfahrung ist, dass es erst ein wenig Widerstand in der Organisation gibt, die Begeisterung aber schnell steigt. Hier spielt der Generationenwechsel eine Rolle. Die nächste Generation telefoniert immer weniger und hat weniger Berührungsängste.
Wie stehen die heimischen Unternehmen zum Thema Cloud?
Das Verständnis steigt. Auch deshalb, weil die Entscheidungsträger in den Unternehmen wechseln. Es findet ein Generationenwechsel statt und die Digital Natives übernehmen die Verantwortung. Die Basis dafür ist das Netz als Trägermedium.
Auch das Thema Industrie 4.0 bzw. IoT spielt hier hinein.
Ja, und hier kommt auch das Thema 5G ins Spiel, denn wenn wir 5G wollen, dann müssen wir die Anzahl der Sender erhöhen, um die notwendige Flächendeckung zu erreichen. Das bedeutet, dass wir mit dem Glasfaser zum Sender müssen. Auf diese Basis können verschiedenste Anwendungen gelegt werden. Die Industrie ist allerdings schon längst in dem Thema Industrie 4.0 drinnen. Es ist ein neuer Name, eine Weiterentwicklung der Digitalisierung in der Industrie. Aber ich hoffe, dass, wenn wir von der Industrie 4.0 sprechen, eine Re-Industrialisierung nach Österreich folgt.
Wie meinen Sie das genau?
Mittels neuen Technologien kann auch dezentral erzeugt werden. Ich kann die Daten überall dort hinschicken, wo ich sie brauche und kann so am POS und auch in kleineren Einheiten erzeugen. Ich sehe im Bereich Industrie 4.0 eine große Chance, Industrialisierung wieder nach Europa zurück zu bekommen. Auch für heimische Unternehmen ist das die Chance, global tätig zu sein und von Österreich aus auch als kleines Unternehmen die Märkte zu erobern. A1 nimmt die Chance wahr, die Unternehmen zu begleiten. Durch die Digitalisierung ändern sich ganze Geschäftsmodelle. Denken Sie beispielsweise an die Bereiche Banken und Versicherungen. Die Transformation betrifft alle Bereiche, ob privat oder beruflich. Gleichzeitig wird Technologie in den Unternehmen zurücktreten und einfacher für die Mitarbeiter werden. Unsere Aufgabe ist es, das Leben für die Mitarbeiter so einfach wie möglich zu machen.

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