„Wir sind mit Industrie 4.0 in Österreich noch etwas früh dran“

Mit einem neuen Geschäftsführer und dem Fokus auf ausgewählte Produktgruppen will die Software AG in Österreich durchstarten. [...]

Gerald Friedberger war lange Jahre bei IBM in Österreich tätig und ist seit Juni Geschäftsführer der heimischen Niederlassung der Software AG. Im Gespräch mit der Computerwelt illustriert er seine Vorstellungen für die Umsatzentwicklung und das Produktportfolio der Software AG in Österreich.

Was sind Ihre Ziele mit der Software AG?
Gerald Friedberger: Wir haben unser Team in Österreich neu zusammengesetzt und gewisse Schwerpunkte definiert. Wir haben uns einige Produktthemen ausgesucht, die eigentlich auch Lösungsthemen sind. Das ist zum einen Prozess Performance Management und zum anderen Risiko- und Risikobewertung. Aus Managementsicht gehören diese Punkte auch eng zusammen. Das andere wichtige Thema ist Business Intelligence, nicht zuletzt durch unsere Akquisition von Alfabet im vergangenen Jahr.  

Was sind Ihre Umsatzziele in Österreich?
Wir machen mit Wartung und Lizenzumsatz gegenwärtig etwa sieben Millionen Euro Umsatz im Jahr. Realistisch betrachtet wollen wir im nächsten Jahr auf rund neun Millionen kommen, das wäre sehr schön. Wir haben das Team etwas umgestellt und neue Vertriebsmitarbeiter aufgenommen. Wir haben also jetzt knapp 50 Mitarbeiter. Es dauert natürlich auch etwas, bis diese Veränderungen greifen. Es ist ja auch nicht so leicht, gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden, besonders in einem so komplexen thematischen Umfeld. Da ist der Markt sehr eingeschränkt und man muss auch echte Anreize geben.

Neben Banken und Versicherungen hat die Software AG auch einige Kunden aus dem produzierenden Gewerbe. Welche Rolle spielt das Thema Industrie 4.0 für Sie?
Wir sind in Österreich mit dem Thema noch etwas früh dran, haben aber auch schon einige Projekte realisiert. Mit unserem Produktportfolio passen wir da sehr gut hinein, auch durch die Akquisition von Apama. Mit dieser Plattform untersuchen Unternehmen umfangreiche Geschäftsvorgänge und Kundeninteraktionen in Echtzeit. Apama korreliert und aggregiert Datenströme aus unterschiedlichen Quellen, erkennt Muster in diesen Datenströmen und liefert zeitnah fundierte Handlungsempfehlungen. Wir haben den Bereich nach der Übernahme auch noch stark ausgebaut. Maschinen produzieren Unmengen an Informationen, diese müssen gesammelt und aggregiert werden, das komplexe Event Processing geht im Grunde in die Analytics-Richtung.

Was ist Ihre Definition des Begriffs?
Ich persönlich sehe es als Verschmelzung von klassischer IT mit Industriethemen. Analytics ist ein integraler Bestandteil, im Grunde werden der Produktionsprozess und die Produktionsstätten intelligent gestaltet. Da ist auch Qualität und Ausfallsicherheit ein großes Thema. Die Digitalisierung der Unternehmen ist sicher auch ein Treiber dieser Entwicklung.

Wird das eines der großen Wachstumsthemen sein, auch für die Software AG?
Die Produkte, die wir anbieten, spielen da genau hinein und sollen genau diese Probleme lösen. Wir erwarten uns also durchaus Wachstum in diesem Bereich.

Wie viele Unternehmen in Österreich sind schon „digitalisiert“?
Es ist bei vielen Unternehmen noch ein weiter Weg bis zur Digitalisierung. Ich würde meinen, dass maximal zehn Prozent diese Transformation abgeschlossen haben, es könnten aber auch deutlich weniger sein. Man kann auch fragen: Was ist Digitalisierung beziehungsweise wo fängt sie an und wo hört sie auf? Je mehr integriert wird, desto höher sind die Kosten, es soll ja auch noch Sinn machen. Ich sehe aber noch ziemlichen Nachholbedarf, bei vielen Unternehmen ist das Thema noch gar nicht angekommen.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Gerald Friedberger:
Nach der HTL studierte Gerald Friedberger Technische Physik an der TU Wien, bevor er seine IT-Laufbahn begann. Er kann auf ein MBA der Henley Business School und Fortbildungen an dem INSEAD und der London Business School verweisen. Bei IBM Österreich war er als Manager der Software Group tätig. Gerald Friedberger ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Freizeit gehört dem Sport: Er ist begeisterter Skifahrer sowie Tourengeher und spielt sehr gerne Golf.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*