Das Interesse an 5G-Campus-Netzen für Unternehmen nimmt laufend zu und die Möglichkeiten im Bereich IoT werden immer vielseitiger. Martin Resel leitet seit 2016 als Chief Customer Officer Enterprise das Großkunden-Geschäft von A1. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erläutert er, wie sich auch A1 vom reinen Telko-Anbieter zu einem Komplettlösungsanbieter entwickelt hat. [...]
5G, IoT und Campusnetzwerke werden immer wichtiger. Welche Rolle spielen diese Themen bei A1?
Wir bauen den Bereich konvergente Gesamtlösungen kontinuierlich aus. Welche Technologien dahinter stehen, ist für die meisten Kunden prinzipiell egal, sie erwarten einen entsprechenden Output und die bestmögliche Connectivity. Ob sie diese Connectivity über Glasfaser, 5G, 4G oder Wifi bekommen ist zweitrangig – Hauptsache, es werden die Bedürfnisse des Unternehmens abgedeckt. Kunden von Campus-Netzen sind Produktionsunternehmen wie etwa Magna Steyr mit großen Hallen, in denen hunderte Autos produziert werden, die auch wiederum SIM-Karten eingebaut haben und laufend Updates laden, eine Voestalpine, die im Stahlwerk massive Anforderungen an die Digitalisierung hat oder auch Supermärkte, die ihre Filialen modernisieren. Wir müssen für all diese Anforderungen die entsprechende Lösung anbieten.
Bleiben wir bei 5G. Wie sieht hier der Plan aus?
Wir haben alleine heuer schon über tausend zusätzliche 5G-Sender in Betrieb genommen und können österreichweit rund 3,8 Millionen Menschen mit 5G versorgen. Die Technologie bringt extrem viel Bandbreite in die Masse und kann damit auch als Ersatz für Glasfaser verwendet werden. Jeder einzelne Sender ist an das Glasfasernetz angebunden und wenn etwa eine Unternehmensfiliale etwas abgelegen ist, kann man diese mit 5G ebenfalls mit Highspeed Internet versorgen. Auch wenn man in einer Fabrikhalle mit Hololinsen arbeitet, reicht 4G nicht mehr aus.
Da sind wir auch gleich beim zweiten Anwendungsbereich, nämlich IoT oder Massive Machine Type Communication. Das bedeutet, man kann in einer 5G-Zelle tausende Devices oder IoT-Sensoren einbeziehen. Und diese Sensoren sind mittlerweile so klein und brauchen so wenig Energie, dass sie in Gepäckwägen und Einkaufswägen verbaut werden können.
Das macht IoT sowohl für die Industrie, als auch den Handel interessant.
Ein weiterer Punkt bei 5G ist die Latenz, also die Verzögerung. Das ist etwa bei Robotern sehr wichtig, vor allem wenn diese mit Menschen zusammenarbeiten. Zusammengefasst heißt das: 5G ist zwar auch für die Connectivity da, aber noch viel mehr für den Einsatz in der Industrie und im B2B-Sektor geeignet. Entsprechend viele Unternehmen fragen derzeit, ob sie das WLAN ersetzen können und ein sogenanntes Campusnetzwerk errichten sollen.
Was sind die Vorteile eines Campusnetzwerks?
Bei einem Campusnetzwerk gibt es mit 5G die Möglichkeit, bestimmte Frequenzspektren virtuell herauszuschneiden oder zu definieren, die sich gegenseitig nicht beeinflussen. Damit hat man ein gesondertes und geschlossenes Netzsegment. Dies ist ideal für einen Unternehmenscampus, denn wenn Sensoren, Devices oder Roboter mit 5G vernetzt sind, stören sie nicht das WLAN und umgekehrt. Auf die Frage, ob Unternehmen in Zukunft auf Wifi oder 5G setzen sollen, antworten wir, dass es eine Kombination aus beiden sein wird. Es wird kein „entweder oder“, sondern ein „und“.
Auch beim Aufbau des Netzes wird ein Umdenken stattfinden, denn ein Campusnetz sieht nicht wie das andere aus. Es kommt dabei auf die Use Cases und auf die Anforderungen des Unternehmens an. Es müssen Parameter beachtet werden, wie etwa ob man mehr IoT-Sensoren im Netz haben oder nur mehr Bandbreite benötigt und das WLAN ersetzen möchte. Das erfordert auch ein Umdenken für alle Mitarbeiter bei uns im Haus, denn es ist wichtig im Vorfeld mit dem Kunden gemeinsam zu erarbeiten, wie der Use Case des jeweiligen Unternehmens aussieht. Man kann die Lösung nicht mehr von der Stange kaufen, sie ist customized.
„Es ist extrem viel Wissensdurst beim Thema Digitalisierung da und es ist unsere Rolle, diesen zu stillen.“
Martin Resel
Wie sieht es mit den Themen Datenschutz und Security aus?
Man darf diese Bereiche natürlich nicht vernachlässigen. Die Hacking-Angriffe auf unsere Infrastruktur haben sich innerhalb des letzten Jahres fast vervierfacht. Je mehr Dinge wir für die Kunden vernetzen, desto sicherer müssen die Netze sein. Wir investieren massiv in die Sicherheit, denn hier befindet man sich in einem echten Wettrüsten. Wir investieren pro Jahr rund 40 Mio. Euro in die Hochrüstung der Cyber-Defense. Es ist übrigens nicht leicht, in diesem Bereich Leute zu finden. Also Data Scientists und Security-Experten sollen sich melden.
Muss sich A1 umorientieren?
Wir werden zum Plattform-Enabler. Das bedeutet aber nicht, dass man alles selbst abdecken muss. Es ist ein Consulting-Ansatz nötig, wir müssen offen sein und die Geschäftsprozesse der Kunden verstehen und diese in technische Lösungen übersetzen. Wir stellen die Konnektivität bereit und nehmen mit Partnern spezifisches Fachwissen mit in die Lösung hinein. Das Konstrukt wird immer größer und komplexer und deshalb müssen sich Unternehmen mehr auf ihre Kernkompetenz fokussieren.
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