Im Jahr 2012 generierte das Internet in Österreich geschätzterweise eine Wertschöpfung in Höhe von 17,3 Mrd. Euro, das entspricht einem substanziellen Anteil von etwa 5,6 Prozent an der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung. Den größten Beitrag dazu würden mit 9,1 Mrd. Euro die Internet-bezogenen Investitionen leisten. An zweiter Stelle steht der Internet-bezogene Konsum mit 7,2 Mrd. Euro. Der Nettoexport sei zwar negativ, da die Importausgaben die Exportausgaben um 1,5 Mrd. Euro übersteigen. Die negative Handelsbilanz werde jedoch von den Internet-bezogenen Staatsausgaben in Höhe von 2,4 Mrd. Euro mehr als kompensiert. Zu diesen Ergebnissen kamen Agnes Streissler-Führer und ihr Team, die im Auftrag von Google eine Analyse zur ökonomischen Bedeutung der Internet-Wirtschaft in Österreich durchgeführt hat. Im internationalen Vergleich würde sich Österreich im oberen Mittelfeld in Europa befinden.
Doch obwohl mittlerweile die meisten Firmen das Internet zum Einkauf nutzen, bieten nur zwölf Prozent aller heimischen Einzelhandelsunternehmen ihre Waren auch im Netz zum Verkauf an. Eine Lücke gibt es auch auf Konsumentenseite: Während 81 Prozent der Österreicher heute Internetzugang haben, davon 77 Prozent Breitband, kaufen nur 40 Prozent aller Haushalte auch online ein. Die in Österreich am häufigsten im Internet gekauften Waren sind Bekleidungsartikel, Reisen und Urlaubsunterkünfte sowie Bücher, Zeitschriften und Zeitungen. Es gibt also laut der Studie auf beiden Seiten noch großes Wachstumspotenzial. Dieses sieht Streissler-Führer dabei vor allem bei traditionellen Unternehmen. Startups seien ohnehin schon internetaffin und würden sich selbstverständlich auch online bewegen, doch gerade bei den tradtionellen Betrieben gebe es noch viel Aufholbedarf. „Multichanneling generiert Wachstum. Es gibt keine Gefahr, das eigene Geschäft durch einen Onlineauftritt zu kannibalisieren“, so die Studienautorin. Derlei Bedenken seien mittlerweile durch zahlreiche Studien widerlegt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Zugänglichmachen von öffentlichen Daten. Frei zugängliche öffentliche Daten erhöhen laut Studie die Transparenz und verbessern die Zusammenarbeit. Zudem haben Unternehmen und Bürger die Möglichkeit, aufbauend auf die zur Verfügung gestellten Daten neue Dienstleistungen anzubieten. Ein klassisches Beispiel dafür seien die Daten der öffentlichen Verkehrsmittel. Durch die Veröffentlichung können diese Daten in diverse Navigations-Apps eingebunden werden. „Besonders wichtig wären öffentlich verfügbare Daten aus dem Forschungsbereich. Das würde beispielsweise KMU sehr helfen“, so Streissler-Führer. Unternehmen, die keinen Zugang dazu haben, seien bei Innovationen im Schnitt um zwei Jahre hinten nach.
SPÄTZÜNDER ÖSTERREICH
Laut der Studie manifestierte sich die politische Bewusstseinsbildung für die Bedeutung der Informationsgesellschaft in Österreich erst recht spät. Regierungen könnten aber durch die richtigen Anreize die digitale Wirtschaft fördern und mit gestalten. Doch sei es auch wichtig zu verstehen, dass die Konzentration auf Infrastrukturförderung nicht reicht, um zu den digitalen „Frontrunnern“ aufzuschließen. Investitionen in die Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur müssen vielmehr durch ein günstiges regulatorisches Umfeld, sichere Zahlungssysteme und Verbraucherschutz im E-Commerce gestützt werden. Vor allem aber brauche es das Bestreben seitens der Politik und Unternehmen, relevanten und aktuellen Content anzubieten und damit auch die Bereitschaft von Verwaltung, privaten Anbietern und Verbrauchern zu einer deutlich höheren Online-Aktivität.
Die nach OECD definierte IKT-Branche ist gemessen am Umsatz der achtgrößte Sektor Österreichs – also weit größer als beispielsweise der traditionell wichtige Sektor Beherbergung und Gastronomie (Tourismus). Im Jahr 2011 zählten in Österreich insgesamt 14.449 Unternehmen zum IKT-Sektor. Das sind rund 4,6 Prozent aller Unternehmen. Insgesamt beschäftigten die IKT-Unternehmen 92.474 Personen, das waren 3,4 Prozent aller Erwerbstätigen. Während die Zahl der IKT-Unternehmen seit dem Jahr 2009 um 9,5 Prozent stieg, ist die Anzahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum lediglich um 1,3 Prozent gestiegen – laut Streissler-Führer ein Zeichen stark steigender Produktivität.
Be the first to comment