Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance

Arbeitszeit und Freizeit gehen längst fließend ineinander über. Technologie kann dabei in beiden Bereichen zum Wohle des Unternehmens und seiner Mitarbeiter eingesetzt werden. Einziger Nachteil: Hired Hacker. [...]

Work-Life-Blending ersetzt Work-Life-Balance – dies ist das Ergebnis des neuen People-Inspired Security Reports von Samsung Electronics. Der Bericht, für den erstmals europaweit 4.500 Büroangestellte befragt wurden, zeigt deutlich, dass Arbeitszeit und Freizeit fließend ineinander übergehen und Technologie dabei in beiden Bereichen zum Wohle des Unternehmens und seiner Mitarbeiter eingesetzt wird. Die Kehrseite: Die Anzahl sogenannter „Hired Hacker“, also Mitarbeiter, die sich mit ihrem technologischen Wissen über Sicherheitsrichtlinien hinwegsetzen, steigt kontinuierlich an.

Dass Work-Life-Blending auf dem Vormarsch ist, belegen die Zahlen der Studie recht eindrucksvoll: Drei Viertel der befragten Personen erledigen private Aufgaben während ihrer Arbeitszeit, umgekehrt arbeiten genauso viele in ihrer Freizeit. Vier von zehn Personen geben sogar an, dass sie auf diese Weise mehr Dinge in der gleichen Zeit erledigen können. Rund ein Drittel ist sich zudem sicher, mit dieser Form des Work-Life-Blendings private Aufgaben noch besser im Griff zu haben und so persönlichen Stress zu minimieren.

Mobile Geräte nehmen im Rahmen des Work-Life-Blendings dabei natürlicherweise eine zentrale Rolle ein. So haben europäische Angestellte auf ihrem Firmenhandy durchschnittlich zehn private Apps – etwa Facebook oder WhatsApp – installiert. Im Gegensatz dazu haben sie rund acht arbeitsbezogene Apps wie zum Beispiel Microsoft Outlook oder Lync auf ihren Privathandys. Vier von zehn Personen  verwenden ihr Privathandy auch für Businessangelegenheiten. Umgekehrt sind es insgesamt 32 Prozent.

„Unsere Studie zeigt, dass viele Menschen versuchen, ihre Arbeit mit ­Mobile Devices und technischen Fähigkeiten zu vereinfachen, um Arbeits- und Privataufgaben schneller und bequemer zu erledigen – und zwar wann und wo auch immer sie es wollen. Auf diese Weise können sie Arbeit und ­Privatleben zum eigenen Wohle und zum Vorteil des Unternehmens nutzen. Die Kehrseite der Medaille sind potenzielle Sicherheitsrisiken, die durch ­besonders eifrige Mitarbeiter verursacht werden“, so Rob Orr, Vizepräsident von Enterprise Business Samsung Europe.

GEFAHREN DURCH „HIRED HACKER“
Die Studie macht auch neue Gefahren sichtbar, verursacht durch Hired Hacker – technikaffine Mitarbeiter, die ihr technologisches Wissen nutzen, um bestmöglich ihre Arbeit zu erledigen, ohne aber Rücksicht auf vorgegebene Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens zu nehmen. Mehr als ein Viertel nutzen dabei zur Erledigung ihrer Arbeit technologische Möglichkeiten, um vom Unternehmen aufgestellte Sicherheitsbarrieren zu überwinden. So kann zum Beispiel aus Sicherheitsgründen Dropbox mit einigen Firmenhandys nicht verwendet werden. Deswegen greifen manche Angestellte zu ihrem Privathandy, um sich über diese Barrieren hinwegzusetzen und Dokumente zu teilen.

Mit über einem Drittel repräsentiert die sogenannte „Generation Y“, auch „Millennials“ genannt, im Alter zwischen 18 und 34 Jahren den größten Anteil der Hired Hacker. Dabei werden in Italien die meisten Hired Hacker gezählt, am wenigsten gibt es in Belgien und den Niederlanden.

Consumer- und Business-Psychologe des University College London, Dimitrios Tsivrikos meint dazu: „Genauso wie viele ihre Probleme durch sogenanntes ‚Life Hacking‘ lösen und damit ihr Leben vereinfachen, nutzen manche Menschen Technologie, um ihre Arbeit zu erleichtern. Millennials sind mit Mobiltechnologie aufgewachsen und sind somit sie natürliche Treiber dieses Trends. Sie nutzen ihre Digital Native Intelligence, um IT zu ihrem eigenen Nutzen einzusetzen. Untersuchungen dieser Art sind von unschätzbarem Wert, denn sie ebnen den Weg für mehr Innovation in Hinblick auf Technologie und Nutzungsweisen, die zu unserem allgemeinen Wohlbefinden sowohl im Job als auch im Privatleben beitragen können. Europäische Organisationen müssen, wenn sie es nicht bereits getan haben, ihre ­Arbeits- und Sicherheitsrichtlinien ­sowie technologische Strategien im ­Hinblick auf dieses neue Mitarbeiter­verhalten umgestalten.“

FOKUS AUF MITARBEITER
Aus dem Bericht kommt deutlich hervor, dass Angestellte in Europa im Umgang mit mobilen Geräten und unternehmensbezogenen Sicherheitsrichtlinien verunsichert sind. So verwenden etwa drei von zehn Personen ihre privaten Devices für Arbeitszwecke – ohne zu wissen oder sich darüber zu informieren, ob sie dazu überhaupt befugt sind. Vor allem Angestellte in Spanien verwenden private Devices für Arbeitszwecke ohne Wissen über die Sicherheitsrichtlinien im Unternehmen. Mehr als die Hälfte aller befragten Personen wissen auch nicht, ob es in ihrem Unternehmen Sicherheits­bestimmungen bezüglich der Nutzung privater mobiler Geräte gibt bzw. wissen zwar, dass es solche gibt, kennen aber ihre Inhalte nicht oder ignorieren diese bewusst.

Deshalb wird es immer wichtiger, Mitarbeiter über die sichere Nutzung von Unternehmensdaten zu schulen – vor allem im Hinblick auf die neue EU-Datenschutzverordnung, die im Laufe des Jahres erwartet wird. Aus aktuellen Entwürfen dieser Verordnung geht hervor, dass Unternehmen, die gegen das neue Gesetz verstoßen und beispielsweise nicht für die sichere Datenverarbeitung sorgen, mit Strafen von bis zu 100 Millionen Euro oder gar fünf Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes rechnen müssen.

„Nachdem die Grenzen zwischen ­Arbeit und Privatleben durch mobile Geräte immer mehr verschwimmen, ist es umso wichtiger, klare Trennlinien zwischen arbeitsbezogenen und privaten Daten zu ziehen. Die gute Nachricht für Unternehmen ist, dass 70 ­Prozent der befragten Personen an­geben, im Vergleich zum Vorjahr bewusster mit Sicherheit umzugehen. Als Folge dessen haben 95 Prozent der befragten Personen sogar Maßnahmen ergriffen und ihre Passwörter im Job bzw. die privaten Passwörter geändert. Europäische Unternehmen können sich dieses wachsende Bewusstsein zu Nutze machen und ihre Mitarbeiter mit neuem Wissen und Technologie stärken, um die Entwicklung ihrer ­Digital Skills, Work-Life-Blending sowie Sicherheit innerhalb und außerhalb der Arbeit zu fördern“, sagt Rob Orr abschließend. (pi/mi)


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