„Ziel ist durchgängige Digitalisierung“

Die COMPUTERWELT hat Michael T. Sander, Geschäftsführer von proALPHA Software Austria, über den Digitalisierungsgrad der heimischen Unternehmen und die Themenschwerpunkte seines Unternehmens für 2020 befragt. [...]

Michael T. Sander ist CEO von proALPHA Software Austria. (c) Erich Reismann
Michael T. Sander ist CEO von proALPHA Software Austria. (c) Erich Reismann

Wie hoch ist 2020 der Digitalisierungsgrad der heimischen Unternehmen?

Die Wichtigkeit der Digitalisierung wurde bereits von den meisten Unternehmen erkannt, doch die Umsetzung ist teilweise noch nicht so weit fortgeschritten, wie sie es sein sollte. Manche Unternehmen befinden sich zurzeit noch in einem gefährlichen Halbschlaf. Laut einer 2019 erschienenen Studie des KSV1870 geben 68 Prozent der befragten österreichischen Unternehmen an, keine digitale Agenda zu besitzen oder zu planen, um ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.

Das sind mehr als zwei Drittel – und das ist bedenklich. Vor allem, da 84 Prozent der Unternehmen sehr wohl erkennen, dass die Digitalisierung den eigenen Markt verändert. Das deckt sich auch mit der Ende 2018 durchgeführten Studie Digitalisierung im deutschen Mittelstand von PAC. Hier stimmte die Meinung der Befragten klar mit der Einschätzung PACs und unserer überein: Wer sich der Digitalisierung verschließt, läuft Gefahr der Konkurrenz den Markt und damit auch die Zukunft zu überlassen.

Was tut proALPHA konkret, um Unternehmen bei der digitalen Transformation proaktiv zu unterstützten?

Grundsätzlich legen wir mit unserem ERP-System die Basis für die Digitalisierung von Prozessen und damit für die digitale Transformation eines Unternehmens. Es ist unsere Pflicht unsere Kunden über die Möglichkeiten, die am Markt verfügbar sind beziehungsweise sein werden und die einen Impact auf die Transformation haben können, ständig am Laufenden zu halten. Darunter sind Begriffe wie AI, Cloud und Plattformökonomie wesentliche Themen.

Einige unserer vorwiegend mittelständischen Kunden haben bereits hochinteressante Anwendungen im Bereich der Digitalisierung und Industrie 4.0 umgesetzt. Solche Use Cases bieten anderen Unternehmen eine gute Möglichkeit, aus deren Erfahrungen lernen zu können.

Wir sehen unseren Auftrag darin, mit der proALPHA ERP-Lösung die Basis für die Digitalisierung zu legen, weiterführende Möglichkeiten aufzuzeigen und die einzelnen Unternehmen bei der Erarbeitung und Umsetzung ihrer Transformationsstrategie sowohl mit unserem Produkt als auch mit unserer Beratungsleistung zu unterstützen.

proALPHA adressiert stark den Mittelstand. Was sind die größten pain points der Klein- und Mittelbetriebe?

Hier fallen mir spontan die nicht gemachten Hausübungen in den vergangenen Jahren ein. Es ist erstaunlich, wie viele Unternehmen zwar bereits ein ERP-System eingeführt haben, aber teilweise nur einen Bruchteil der Möglichkeiten, die ein solches System mit sich bringt, ausschöpfen. Ich glaube daher, dass die Schmerzpunkte diesbezüglich auch in Zukunft anhalten werden, bis diese Hausübungen erledigt sind. Um ein Unternehmen überhaupt im Sinne der digitalen Transformation weiterentwickeln zu können, braucht es eine solide Basis, auf der eine digitale Strategie aufgesetzt werden kann. Diese Basis heißt eben: digitalisierte Prozesse auf der Grundlage eines durchgängigen und integrierten ERP Systems.

Welche speziellen Anforderungen an ein ERP-System gibt es im Industrieumfeld?

Das Industrieumfeld ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Zielgruppe, konkret fokussieren wir uns auf die fertigende Industrie. In diesem Bereich ist es ganz wesentlich zu wissen, was im Produktionsumfeld vor sich geht und welche Möglichkeiten es im Bereich der Maschinen- und Fertigungsanlagen gibt, um die Digitalisierung voranzubringen. Unsere Anforderung ist es neben den verschiedenen Szenarien einer Fertigungsplanung auch eine stärkere Verzahnung von ERP und Shop Floor zu ermöglichen. Nicht zuletzt deshalb haben wir jüngst als proALPHA Gruppe ein weiteres Mitglied in die proALPHA Familie geholt. Mit der Firma tisoware haben wir ein Unternehmen, das spezielle Lösungen im Shop Floor nahen Bereich über viele Jahre erfolgreich bei Kunden zum Einsatz bringt. Um hier die Integrationsmöglichkeiten für unsere Kunden zu beschleunigen und zu verbessern, passt dieses Unternehmen sehr gut in unser Gesamtportfolio hinein.

Schnittstellen zu anderen IT-Komponenten spielen bei ERP-Systemen eine große Rolle. Setzen Sie auf Kooperationen auch im Industrieumfeld?

In der Tat spielen Schnittstellen eine wesentliche Rolle. Seit es das Thema der Digitalisierung beziehungsweise das Schlagwort I40 gibt, ist es auch nicht mehr verpönt, sondern eher ein Must-Have. Das Ziel ist es eine durchgängige Digitalisierung – über System- und Unternehmensgrenzen hinweg – zu erreichen und voranzubringen. proALPHA setzt hier einerseits auf eine intelligente und effizient einsetzbare Integrationsplattform für Fremdsysteme, die integriert im ERP-System bereitgestellt wird. So müssen Schnittstellen nicht proprietär programmiert werden, was die Transaktionssicherheit erhöht und die Aufwände bei Release Updates minimiert.

Des Weiteren unterstützen wir unsere Kunden durch gezielte Kooperationen. Gerade im Industrieumfeld ist es wesentlich zu wissen, mit wem eine Zusammenarbeit häufig vorkommt und welche Prozesse vorrangig von Unternehmen gelebt werden. Hier kann viel vorausgedacht werden, um den Kunden später bei der Implementierung deutlich schnellere und kostengünstigere Möglichkeiten bereitstellen zu können. Durch enge Kooperation mit unserem Partnernetzwerk ergibt sich ein Best-of-Breed Ansatz für unterschiedliche Lösungen mit standardisierten Kopplungen zu Fremdsystemen.

Welche Rolle spielt Mobility sowohl im Lager als auch im Sales- und Vertrieb-Umfeld und welche Lösungen bieten Sie hier an?

Mobility ist mit Sicherheit über viele Jahre schon ein Dauerbrenner im Umfeld der Unternehmenssoftware, insbesondere auch im Industrieumfeld. Da ist es eine klare Notwendigkeit für ERP-Anbieter diese Möglichkeit zu erkennen und umsetzbar zu machen. proALPHA bietet ein umfassendes Mobility-Portfolio, das die verschiedenen Bereiche bedient, vom Sales über die Produktion und Lagerverwaltung bis hin zum Service. Damit ermöglichen wir unseren Kunden effiziente und mobile Prozesse.

Wie hat sich der klassische Arbeitsplatz für Mitarbeiter durch Industrie 4.0 verändert?

Im Zeitalter von Industrie 4.0 hat sich die Arbeitswelt verändert bzw. ist dabei sich stark zu verändern. Das hängt damit zusammen, dass wir als Wesen von I40 die Vernetzung unterschiedlicher Systeme betreiben, um durchgängige digitale Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette umsetzen zu können. Viele manuelle Tätigkeiten werden von durchgängigen digitalen Prozessen abgelöst. Das Mitarbeiterprofil setzt zunehmend Fachkompetenz und einen höheren Ausbildungsstand voraus. Unternehmen sind daher gefordert in Mitarbeiter zu investieren, die Prozesswissen mitbringen oder es sich rasch erarbeiten können, IT-Affinität besitzen und sogar das Lesen und Produzieren von Source Code beherrschen.

proALPHA hat seit kurzem mit Eric Verniaut einen neuen CEO. Welche Veränderungen und strategische Ausrichtung erwarten Sie unter der neuen Führung?

Wir freuen uns sehr in der proALPHA Gruppe, dass wir mit Eric Verniaut einen erfahrenen Manager an Bord bringen konnten. Wir glauben, dass wir mit ihm unseren Erfolgskurs sehr gut weiter fortsetzen können. Ich bin überzeugt, dass Themen, die sich aktuell in Umsetzung befinden, etwa was die Weiterentwicklung unseres Produktes und der Implementierungsmethodik betrifft, beibehalten werden. Wie jeder neue CEO wird sicher auch Eric Verniaut dem Unternehmen eine spezielle Note mitgeben. Eric startet im Februar bei proALPHA, daher ist es jetzt noch zu früh zu prognostizieren, welche ergänzenden Aspekte die Zukunft unseres Unternehmens prägen werden.

Zum Abschluss noch eine Frage aus der Praxis. Was ist der spannendste Use Case, an dem Sie gerade in Österreich arbeiten oder den Sie kürzlich finalisiert haben?

Es gibt hier zwei Cases, die ich ansprechen möchte. Wie vorhin schon erwähnt, haben wir unsere Implementierungsmethodik jüngst stark weiterentwickelt. Daraus ist die sogenannte proALPHA Fast Track Methode entstanden.

Die Absicherung des Projekterfolges, hohe Budgetsicherheit, schnelle Einführungszyklen und standardnahe Prozessimplementierung sind die Kernbenefits davon. Die Basis dafür ist eine umfassende und gut dokumentierte Bibliothek mit branchenspezifischen Prozessen, mit denen es uns sehr rasch gelingt einen Prototyp mit kundenindividuellen Daten aufzubauen. Die Key User kommen dadurch viel schneller in Kontakt mit dem System, was eine klare Erwartungshaltung schafft und das Vertrauen in die Umsetzbarkeit des Projekts maximiert.

Die Erfahrungen mit unseren Kunden bestätigen die deutlich schnellere Überführung in den Echtbetrieb mit proALPHA Fast Track. Die Anleitung für die Anwender und die Art der Dokumentation sichern den nachhaltigen Erfolg eines Projekts, auch wenn ein Unternehmen mit einer gewissen Fluktuation zu kämpfen hat.

Das zweite Thema, das mir dazu einfällt, ist das Pilotprogramm für unser nächstes Major-Release. Wir konnten einen langjährigen österreichischen Kunden mit entsprechender Erfahrung als Pilotkunden gewinnen. Für ein solches Projekt ist es wichtig, dass der Kunden das Produkt in weiten Bereichen nutzt und damit eine Vielzahl von Geschäftsfällen in der Praxis überprüfen kann.

Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit miterleben zu dürfen, dass ein langjähriger proALPHA Anwender mit leuchtenden Augen und großer Motivation viel Aufwand auf sich nimmt, um das neue Produkt als Erster zu testen und bei der Entwicklung mitzuarbeiten.


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