„Zu restriktive IT-Konzepte führen zu massiven Problemen“

Der neue Citrix-Chef Wolfgang Traunfellner im Interview. [...]

Seit rund einem Jahr ist Wolfgang Traunfellner bereits als operativer Geschäftsführer von Citrix Österreich tätig – mit Anfang April wurde er offiziell zum Chef gekürt. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt er die Citrix-Strategie für Cloud Computing und Mobility.

Warum hat es ein Jahr gedauert, bis Sie offiziell Geschäftsführer wurden?

Wolfgang Traunfellner: Nach einer Umstrukturierung in der EMEA-Region gab es neue Verantwortliche und die haben gesagt: Lassen wir den Traunfellner einmal arbeiten und schauen, wie das läuft. Da wir gut gearbeitet haben und das Wachstum des Konzerns auch in Österreich mithalten kann, war es nun die logische Konsequenz, dass ich Geschäftsführer werde.

Wie hat sich das Geschäft unter Ihrer Führung entwickelt?

Im ersten Quartal 2012 sind wir konzernweit und in Österreich um 20 Prozent gewachsen, da wir uns dankbarerweise in aufstrebenden Märkten bewegen. Dazu zählen Desktopvirtualisierung, Cloud-Services und der Networking-Markt. Da sich aus diesen drei Bereichen eine runde Lösungsstrategie ergibt, wachsen wir auch schneller als der gesamte IT-Markt.

Was sind Ihre Ziele als Citrix-Chef?

Wir sind sehr stark auf Partner fokussiert. Auf der Business-Seite ist daher oberstes Gebot, die Partnerlandschaft – es gibt derzeit in Österreich rund hundert – so weiterzuentwickeln, dass die Partner in Citrix-Lösungen profitables Geschäft sehen. Auf der Produktseite haben wir zwei Schwerpunkte: Mobility und Cloud.

Ist Cloud Computing für heimische Unternehmen ein Thema?

Ja. Wenn wir heute mit Kunden sprechen, dann sind die alle über die Cloud informiert und beschäftigen sich mit der Frage: Kann es für mich einen Mehrwert liefern? Und selbst wenn es keinen Mehrwert liefern kann, muss man sich für eine interne Diskussion rüsten, warum nicht. Wir empfehlen unseren Kunden, eine private Cloud aufzubauen und diese mit Services aus einer public Cloud zu kombinieren.

Beim Thema Mobility fällt derzeit oft das Stichwort BYOD – ein Albtraum für IT-Manager. Ist BYOD eine gute Sache?

Es kann durchaus sein, dass es für manche Unternehmen die bessere Strategie ist, private Devices als Arbeitsgeräte zu verbieten.  Es ändert sich jedoch derzeit massiv das Arbeitsverhalten: Mitarbeiter wollen nicht mehr jeden Tag um neun ins Büro kommen und um Fünf wieder gehen. Außerdem will man untertags auch schnell mal private Dinge erledigen und BYOD ist eine gute Möglichkeit, den Mitarbeitern diese gewünschte Flexibilität zu geben.
Dazu gibt es immer mehr Digital Natives, für die Web und Cloud alltäglich sind. Wenn solche Menschen Geräte bekommen, die limitiert sind, und sie ihre gewohnte Denkweise nicht mehr anwenden können, dann werden die nicht glücklich sein. Restriktive IT-Konzepte werden deshalb schrittweise aufgeweicht. Wenn nicht, dann bekomme ich entweder wichtige Fachkräfte nicht oder kann nicht von der erhöhten Produktivität profitieren.

Was gibt es auf Produktseite derzeit Neues bei Citrix?

Ein großes Thema ist die Integration des Cloud-Storage-Service Sharefile in den Citrix Receiver. Stichwort Follow-me-Data. Wir wollen, dass der Receiver der zentrale Zugriffspunkt auf die Infrastruktur eines Unternehmen ist und automatisch über alle Endgeräte hinweg die Applikationen und Daten synchronisiert werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Integration von Applikationen, die nicht auf Windows basieren. Der Trend geht weg von monolithischen Applikationen wie SAP Richtung kleine Apps, die genau auf eine Anforderung zugeschnitten sind und die oft nicht für Windows-Geräte programmiert wurden.

Stichwort Apps. Was halten Sie von firmeninternen Appstores?

Das ist die Zukunft. Es braucht nicht jeder Mitarbeiter alle Applikationen und es macht Sinn, dass sich jeder entsprechend seiner Rolle selbst sein Applikationsset zusammenstellt. In so einen Appstore kann man dann auch einfach Public-Cloud-Services integrieren und die IT-Abteilung hat den Überblick, wer was verwendet.

Das Gespräch führte Oliver Weiss.

ZUR PERSON:

Wolfgang Traunfellner arbeitet bereits seit 2004 – zuerst als Senior Sales Manager und nun als Geschäftsführer – für Citrix Österreich. Davor war der gebürtige Niederösterreicher unter anderem als Key Account Manager für Hyperion Solutions und als Business Development Manager für Eudaptics Software tätig. Traunfellner hat Betriebswirtschaft an der WU Wien studiert. Seinen privaten Ausgleich findet er in seiner Familie – Traunfellner ist Vater eines Zwillingspärchens –, im Sport (Tennis, Laufen, Mountainbiken) und im Theater oder bei der Lektüre eines guten Buches.

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