Mit dem Einzug von Industrie 4.0 in vielen Produktionsbetrieben werden auch mehr individuelle Lösungen für Kunden möglich. Für Managed Services werden Unternehmen nicht umhin kommen, strategische Partnerschaften und Allianzen zu schließen. [...]
Neben der physischen Wertschöpfung muss der Einkauf seinen Fokus stärker auf die digitale Wertschöpfung ausrichten. Denn mit Industrie 4.0 steigt der IT-Anteil in Produktionen und Erzeugnissen exponentiell, so dass Informationen und Analysemethoden vermehrt die zu beschaffenden und strategisch abzusichernden Rohstoffe sein werden. Nur wenige Einkaufsorganisationen sind hierauf vorbereitet und entsprechend aufgestellt.
Die meisten Industrie-, aber auch viele Dienstleistungsunternehmen, haben inzwischen Industrie-4.0-Projekte und -Initiativen gestartet. Der Einkauf ist aber nur selten involviert. Bei früheren Trends wie etwa Globalisierung oder Compliance Management übernahm der Einkauf oft eine Vorreiterrolle; nicht so bei Industrie 4.0. Nach Überzeugung von Felix Theisinger, Partner bei Detecon, ist Industrie 4.0 jedoch von höchster strategischer Relevanz für den Einkauf. Die sich bietenden Chancen zur strategischen Gestaltung und zur Generierung von Wertbeiträgen sind immens. Einkaufsorganisationen, die sich nur auf die klassischen Beschaffungsaufgaben beschränken und nicht an strategischen Zukunftsprojekten wie Industrie 4.0 beteiligen, droht die Marginalisierung.
INDIVIDUELLE LÖSUNGEN
Mit Industrie 4.0 verstärkt sich der Trend, äußerst kundenindividuelle Lösungen inklusive Mehrwertdienste anzubieten. Um derartige Managed Services erbringen zu können, müssen Unternehmen strategische Partnerschaften und Allianzen schließen. Dabei ist insbesondere auf die eigene Positionierung in der physischen und digitalen Wertschöpfungskette zu achten, d.h. wer ist Koordinator und wer besitzt die Informationshoheit. „Der Einkauf“, erklärt Theisinger, „ist gefordert und prädestiniert, die Führungsrolle bei der Gestaltung dieser Partnerschaften zu übernehmen.“
Angesichts des Paradigmenwechsels von Industrie 4.0 sind auch einige Global-Sourcing-Entscheidungen neu zu überdenken. Beispielsweise lassen sich zukünftig mit immer leistungsfähigeren 3D-Druckern Ersatzteile und Werkzeuge im Bedarfsfall auch drucken, statt sie zu beschaffen und zu bevorraten. Außerdem verliert bei einer hochautomatisierten Fertigung das Argument der Lohnkostenvorteile an Gewicht, so dass Global Sourcing weniger attraktiv wird.
Einkaufsleiter sind in der Pflicht, die strategischen Treiber von Industrie 4.0 zu untersuchen und in der Einkaufsstrategie zu verankern. Neben vielen inhaltlichen Fragen ist auch zu bewerten, welche neuen Fähigkeiten der Einkauf entwickeln muss, um den Herausforderungen der vierten industriellen Revolution gewachsen zu sein. (pi/aw)
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