Fachkräftemangel in der IT-Branche: Strategien zur Personalgewinnung

Laut diesjährigem IKT-Statusreport fehlen in Österreich mehr als 28.000 IT-Fachkräfte. Diese Lücke sollen nun vor allem Frauen, Lehrlinge und Pensionisten schließen. [...]

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Mehr als 28.000 IT-Fachkräfte – so viele fehlen aktuell in der österreichischen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Diese prekären Zahlen veröffentlichte die Branche Anfang des Jahres im Rahmen des IKT-Statusreports, der jährlich einen Überblick über aktuelle Studierendenzahlen an österreichischen Fachhochschulen und Universitäten im IKT-Sektor gibt. Vor allem die Bereiche „Cybersicherheit“, „Software-Entwicklung“ und „Systemadministration“ leiden unter dem Fachkräftemangel. Und daran hat sich bis dato nichts geändert, auch wenn erst kürzlich eine KV-Erhöhung um 7,25 Prozent erreicht wurde. 

Wachsender Sektor, nachhinkende Abschlüsse 

Der Grund für diese Personallücke ist zum einen die Tatsache, dass der Bereich stark wächst – so gibt es laut dem Bericht bei den österreichischen IT-Betrieben im Zehn-Jahres-Vergleich ein Plus von über 40 Prozent. Zum anderen fehlen qualifizierte Menschen, die in dieser Branche Fuß fassen. Auffallend hierbei: die hohe Drop-out-Quote. Das bedeutet: Im Vorjahr belegten zwar zirka 25.000 Personen hierzulande IKT-Studien, doch nur sehr wenige schlossen ihre Ausbildung auch ab. Die Folge: Die heimische Wirtschaft muss Wertschöpfungs-Einbußen verkraften – laut Experten lukriere jede zusätzliche Fachkraft im Schnitt 180.000 Euro. In Summe sind es somit rund fünf Millionen Euro, die Österreich aufgrund dieses Mangels in der Haushaltskasse fehlen. Im internationalen Vergleich hätte man zwar laut World Economic Forum immer noch ein passables Standing, aber insbesondere innerhalb der EU verschlechtert sich der Ruf Österreichs zunehmend. Den Blick sollte man laut Branchenkennern vor allem hin zu Spitzenreitern wie Finnland, Estland oder Israel richten, die ihre Sache besser machen. 

„Neue Konzepte auf einer viel breiteren Basis“

Die Frage, die sich nun stellt, ist: Wo sollte man ansetzen, um dem Fachkräftemangel Herr zu werden? Laut Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (Ubit), brauche es „neue Konzepte auf einer viel breiteren Basis“. Vor allem die derzeitige Ausbildungssituation müsse verbessert werden, denn die Zahl der Abschlüsse habe sich im letzten Jahrzehnt kaum verändert, obwohl der Bedarf an Personal merklich gestiegen ist. 

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Branche für Frauen attraktiver machen 

Neben den hohen Drop-out-Quoten fällt weiterhin auf, dass die Branche immer noch stark männlich dominiert ist – Österreich hinkt im OECD-Vergleich bei der Frauen-Beschäftigung merklich hinterher. Der Anteil an Frauen, die Ausbildungen im IT-Bereich absolvieren, ist demnach ebenso niedrig. Ein Ansatz könnte daher sein, diese Zielgruppe besser anzusprechen. Aber auch an den Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) fehlen Schülerinnen. Dieser Ausbildungsweg müsse daher ebenso attraktiviert werden. Experten rechnen vor: Steigt der Frauenanteil beispielsweise auf 50 Prozent, so würde dies allein 10.000 Abschlüsse mehr pro Jahr bedeuten. Und schließlich will man auch in der AHS-Oberstufe zwei fixe Wochenstunden Informatikunterreicht einführen, um junge Menschen stärker für dieses Feld zu begeistern. 

Thema „Lehre“ stärker in den Köpfen verankern

Ein weiterer Lösungsweg besteht darin, das Thema „Lehre im IT-Bereich“ weiter voranzutreiben. Zwar hätten sich die IT-Lehrlingszahlen dank neuer Lehrberufe in den vergangenen Jahren verdoppelt, doch die vielfältigen Wege, um in dieser Branche Karriere zu machen, sind vielen immer noch unbekannt. Daher müsse etwa die 2023 eingeführte „Duale Akademie“, die vor allem für Maturanten und Studierende ohne Abschluss interessant ist, stärker propagiert werden. Auch die Möglichkeit, eine Lehre in der IT nachzuholen, muss prominenter in den Köpfen der Menschen verankert werden. Denn laut Branchenobmann-Stellvertreter Martin Zandonella seien eine abgeschlossene Lehre oder ein Studienabschluss im IKT-Bereich offensichtlich eine Jobgarantie.    

Pensionisten steuerfreien Zuverdienst ermöglichen 

Darüber hinaus könnten Pensionisten dazu beitragen, den Fachkräftemangel einzudämmen, denn allein in den nächsten zehn Jahren würden 10.000 Fachkräfte in den Ruhestand übertreten – eine Zahl, die die Situation zusätzlich verschärfen könnte. Experten fordern diesbezüglich die Möglichkeit, sich als Pensionist steuerfrei im IT-Bereich etwas dazuverdienen zu können. Nur so könne man Menschen dafür gewinnen. Als verpasste Chance sehen Branchenkenner hingegen die Entwicklungen rund um den Ukraine-Krieg. Geflüchteten, die über hervorragende IT-Kenntnisse verfügen, hätte man sofort lukrative Angebote machen und den Einstieg in den österreichischen Markt erleichtern sollen. 


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