Das Marktforschungsunternehmen Comparitech hat die Ergebnisse seiner neuesten Studie zur weltweiten Erfassung und Handhabung biometrischer Daten veröffentlicht. Sie bewertet 96 Länder nach dem Umfang der biometrischen Datenerfassung, dem Umgang mit den Daten und den Datenschutzmechanismen. [...]
Vom Passfoto bis zum Zugriff auf Bankkonten mit Fingerabdrücken – die Nutzung biometrischer Daten nimmt exponentiell zu. Und während die Verwendung des Fingerabdrucks einfacher sein mag als die Eingabe eines Passworts, wie weit ist zu weit, wenn es um die Verwendung biometrischer Daten geht, und was passiert mit Ihren biometrischen Daten, sobald sie gesammelt wurden, insbesondere wenn Regierungen betroffen sind?
Es gibt laut der Untersuchung einen großen Spielraum für die Erfassung biometrischer Daten, Comparitech hat daher acht Schlüsselbereiche identifiziert, die auf die meisten Länder zutreffen. Jedes Land wurde mit einer Punktzahl von 31 bewertet, wobei eine niedrige Punktzahl auf eine umfangreiche und invasive Nutzung biometrischer Daten und/oder Überwachung hinweist und eine hohe Punktzahl auf bessere Beschränkungen und Vorschriften in Bezug auf die Nutzung und Überwachung biometrischer Daten. Um zu sehen, wie sich der aktuelle Einsatz biometrischer Daten für COVID-19-Zwecke auf die Bewertung eines Landes auswirkt, haben die Analysten einen Punkt für jeden Bereich abgezogen, in dem biometrische Daten als Notfallkontrollmaßnahme eingeführt wurden (insgesamt sechs Bereiche).
China auf Platz 1, Österreich im Mittelfeld
China schafft es auf gerade einmal 2 Punkte. Einige Aspekte, die den Autoren Anlass zur Sorge bereiten, sind die Erweiterung der landesweiten biometrischen Datenbank um DNS-Informationen und der weit verbreitete Einsatz von Gesichtserkennung mit CCTV-Kameras. Die Gesichtserkennungskameras würden zudem nun auch zur Verfolgung und Überwachung der muslimischen Minderheit des Landes, der Uiguren, eingesetzt. Hinzu komme der mangelnde Schutz am Arbeitsplatz. Unternehmen sei es sogar erlaubt, die Gehirnströme der Mitarbeiter während der Arbeit auf ihre Produktivität hin zu überwachen.
Mit 6 Punkten gibt es auch für die USA keine besonders guten Noten. Besorgniserregend sei insbesondere das Fehlen eines spezifischen Gesetzes für den Schutz biometrischer Daten. Es gebe zwar eine Handvoll Bundesstaaten, die ihre Bewohner besser schützen würden. Weil aber ein Gesetz auf Bundesebene fehle, würden die Daten vieler Bürger ungeschützt bleiben. Und dies trotz der weit verbreiteten und wachsenden Nutzung von Gesichtserkennung an öffentlichen Orten, Biometrie am Arbeitsplatz und Fingerabdrücken für Visa.
Österreich erreichte übrigens mit 14 von 31 Punkten den 9. Platz in Bezug auf die Erfassung, Speicherung und Verwendung biometrischer Daten.
Dass Turkmenistans an der Spitze der Studie liegt mag überraschen, doch ist dies wahrscheinlich auf die mangelnde Entwicklung innerhalb des Landes zurückzuführen. Zum Beispiel gibt es keine bekannte biometrische Datenbank und der Einsatz von Videoüberwachung mit Gesichtserkennung ist nicht bekannt. Dies sind zwei Bereiche mit hoher Punktzahl, die Turkmenistans Ergebnis verbessern. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Turkmenistan im Gegensatz zu vielen anderen Ländern über ein Datenschutzgesetz verfügt, das biometrische Daten als sensible Daten anerkennt. Dies hilft, die Daten von Bürgern, Reisenden und Mitarbeitern vor Missbrauch zu schützen.
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