Die Einführung nachhaltiger Praktiken in einem Unternehmen klingt in der Theorie sehr gut und nach einem erstrebenswerten Ziel. In der Praxis stellt sich allerdings oftmals die Frage: Wie gehen wir es an? [...]
Die globale Energiekrise hat die Rahmenbedingungen für Unternehmen auf der ganzen Welt verändert. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) haben dabei gelernt, dass die Unsicherheit Bestand haben wird und sie ihre Geschäftspraktiken überdenken müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Da Europa nach Energiesicherheit strebt, ist eine Möglichkeit für KMUs, sich auf nachhaltige Geschäftspraktiken zu konzentrieren und die daraus entstehenden Vorteile zu nutzen.
1. Den Sprung in die Cloud wagen
In einem ersten Schritt könnte der Umstieg auf die Cloud, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen, entscheidende Vorteile für KMUs eröffnen. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Unternehmensdaten sind in der Cloud gespeichert und diese Zahl wird noch weiter steigen. Cloud-Computing-Anbieter nutzen inzwischen erneuerbare Energien für den Betrieb ihrer Rechenzentren, wovon Unternehmen, die auf die Cloud umsteigen, profitieren und gleichzeitig die eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen fördern können.
Die Europäische Kommission zielt darauf ab, die Energieeffizienz von Rechenzentren zu steigern und deren Emissionen zu limitieren. Damit können auch Unternehmen, die zu einem Cloud-Anbieter wechseln, ihren Energieverbrauch deutlich reduzieren. In Verbindung mit dem europäischen Green Deal, der darauf abzielt, dass europäischen Rechenzentren bis 2030 CO2-neutral werden, sind lokale Server wirtschaftlich und nachhaltig nicht mehr sinnvoll.
Eine Studie von 451 Research im Auftrag von Amazon Web Services (AWS) hat ergeben, dass der Energieverbrauch von europäischen Unternehmen um fast 80 Prozent verringert werden könnte, wenn sie Anwendungen in der AWS Cloud ausführen, anstatt eigene Rechenzentren zu betreiben. Die Studie ergab außerdem, dass Server in der Cloud im Vergleich zu den Rechenressourcen eines durchschnittlichen europäischen Unternehmens etwa dreimal energieeffizienter sind, AWS-Rechenzentren sogar bis zu fünfmal. In den Rechenzentren werden die verfügbaren Ressourcen optimal ausgelastet, dadurch arbeitet die Cloud energieeffizienter als ein lokaler Server vor Ort. Das können sich auch KMU zu Nutze machen.
2. Ein hybrides Arbeitsmodell einführen
Cloud Computing verbessert nicht nur die Effizienz und den Energieverbrauch, sondern öffnet auch die Tür zu einem hybriden Arbeitsplatz. Angepasst an die Bedürfnisse des Unternehmens kann ein hybrides Arbeitsmodell die Vorteile der persönlichen Anwesenheit im Büro wie den persönlichen Austausch und die Vorteile durch die Arbeit zu Hause wie konzentriertes Arbeiten mit einem möglicherweise höheren Produktivitätslevel oder der Wegfall des Arbeitsweges vereinen. KMUs kommt auch zu Gute, dass hybride Arbeitsplätze die Gemeinkosten reduzieren.
3. Die Kraft der Nachhaltigkeit nutzen
KMUs können ein drittes Mal profitieren, indem sie Nachhaltigkeit in ihrem gesamten Betrieb konsequent vorantreiben. Nachhaltige Betriebsabläufe sparen nämlich dann Kosten, wenn etwa Technologien wie KI zur Effizienzförderung eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür sind Unternehmen mit Lagerhäusern: Durch den Einsatz von Cloud-basierten Lösungen für die Logistik kann sichergestellt werden, dass jeder ausgelieferte Lkw auch tatsächlich voll beladen ist – die Harvard Business School nennt dies eine „Shared Value Opportunity“. Unternehmen sollten über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen auf jeden Fall selbstbewusst sprechen, denn das Thema wir auch für Kund:innen immer wichtiger.
Mithilfe cloudbasierter Anbieter können KMUs eine verlässliche Infrastruktur aufbauen. Diese schlanken, intelligenten, cloudbasierten Systeme bringen die Interessen des Unternehmens mit denen des Planeten in Einklang. Clevere KMUs können also in Krisen Chancen entdecken, und eine Vorreiterrolle auf dem Weg in eine grünere Zukunft einnehmen.
*Der Autor Carlo Giorgi ist EMEA SMB Director bei Amazon Web Services (AWS).
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