DSGVO-konform: Captcha-Lösung aus Österreich

Das Wiener Start-up Captcha.eu bietet eine DSGVO-konforme und in Österreich gehostete Alternative zu Google reCAPTCHA. Während der IT-Gigant aus den USA in Europa von Land zu Land durch diverse Gerichtsurteile reguliert wird, erfreut sich Captcha.eu neuer Kunden. [...]

Captcha.eu Kernteam v.l.n.r.: Manuel Rostorfer, Geschäftsführung (Wirtschaft); Sabine Schimpf, Senior Developerin; Helmut Januschka, Geschäftsführung (Technologie); Claudio Frasca, Senior Developer (c) Captcha.eu
Captcha.eu Kernteam v.l.n.r.: Manuel Rostorfer, Geschäftsführung (Wirtschaft); Sabine Schimpf, Senior Developerin; Helmut Januschka, Geschäftsführung (Technologie); Claudio Frasca, Senior Developer (c) Captcha.eu

CAPTCHA ist die Abkürzung von „Completely Automated Public Turing tests to tell Computers and Humans Apart“. Zumeist handelt es sich dabei um einen verzerrten Text, der eingetippt werden muss oder um Bilderrätsel zum Anklicken. Das mag für die Nutzer wie eine lästige Schikane wirken, ist aber für Unternehmen unerlässlich, um sich vor unerwünschtem Spam durch Bots zu schützen. Mit Google reCaptcha v3, hCaptcha, Cloudflare oder der österreichischen Alternative CAPTCHA.eu gehört das aber nun der Vergangenheit an. Ihre Systeme basieren auf einer barrierefreien Analyse des Nutzerverhaltens, was die Benutzerfreundlichkeit massiv verbessert. Gleichzeitig werfen die drei bekannten Anbieter Bedenken hinsichtlich der Datenschutzkonformität auf, da potenziell Daten wie IP-Adressen, Betriebssysteminformationen und Mausbewegungen erfasst und gespeichert werden können. Dies widerspricht der in Europa geltenden Datenschutzgrundveordnung (DSGVO). Kein Wunder, dass europäische Datenschutzaufsichtsbehörden die außerhalb der EU gehosteten Dienste, wie Google reCAPTCHA, genau verfolgen. Je nach landesspezifischen Gerichtsbeschlüssen wird die Verwendung von Captcha-Diensten in unterschiedlicher Weise reglementiert. 

Datenschutzfreundliche CAPTCHA-Alternative aus Österreich

ITWELT.at hat Manuel Rostorfer, Geschäftsführer von Captcha.eu gefragt, wodurch sich Captcha.eu von anderen Anbietern unterscheidet und was für die Zukunft geplant ist.

Manuel Rostorfer, Geschäftsführung
Captcha.eu (Wirtschaft) (c) Captcha.eu

Wodurch unterscheidet sich die Lösung von Captcha.eu von anderen Lösungen bzw. warum müssen keine Rätsel gelöst werden?

1. Einhundertprozentige Barrierefreiheit: Wir verwenden einen Invisible Ansatz, um die Überprüfung des Users für beide Seiten so friktionsfrei wie möglich zu gestalten. Dies wird durch unser eingesetztes Machine-Learning-Modell ermöglicht, dessen Fehlerkennung aufgrund der Verarbeitung von über 100 anonymisierten Signalen nahezu ausgeschlossen ist.
2. Kosten: Aufgrund unserer guten Infrastruktur können wir grundsätzlich billiger als die Konkurrenz sowie bereits ab dem kleinsten Plan ein Hosting in Österreich anbieten, um die DSGVO-Konformität für all unsere Kunden zu wahren.
3. Kunden-Support: Kundenzufriedenheit ist uns ernom wichtig, weshalb jeder Kunde eine Hands-on-Betreuung erhält und mittels Chat-Funktion, Formular-Einsendung oder sogar per Video-Call in wirtschaftlichen oder technischen Belangen von uns unterstützt wird. 

Sie verwenden Machine Learning. Kann Ihre Lösung nicht mit auf Large Language Models basierender KI geknackt werden?

Da wir den Proof-of-Work-Ansatz verfolgen, ist es am Ende vom Endgerät abhängig und für klassische LLMs oder KI-Ansätze nicht wirklich eine Möglichkeit das Captcha zu umgehen.

Ist Ihre Lösung zertifiziert? Gibt es überhaupt entsprechende Zertifizierungsstellen?

In unseren Augen gibt es keine Zertifizierungsstelle dafür. Wir führen jedoch regelmäßige Security Audits inklusive Pentests und SAST-Reports durch, um unsere Anwendung zu überprüfen und stetig zu verbessern.

Blick in die Zukunft: Was sind weitere Schritte bei Ihrer Captcha-Lösung? Mehr Plug-ins? Bildet Ihre Captcha-Lösung, beziehungsweise die Optimierung dieser, auch weiterhin Ihren Unternehmensschwerpunkt oder haben Sie auch andere Produkte in der Entwicklung?

Wir durften innerhalb eines Jahres bereits viele namhafte Kunden gewinnen und befinden uns weiterhin in einer Wachstumsphase. Daher liegt der Fokus in unserem zweiten Jahr im Ausbau des Vertriebs und Steigerung der Bekanntheit sowie Awareness-Schaffung, rund um das Thema Barrierefreiheit und Datenschutz in Bezug auf Captchas. Ein Multiplikator sind hier sicherlich Plug-Ins. Wir bieten bereits eine breite Palette an Plug-Ins an, wie beispielsweise für WordPress, Joomla, TYPO3, NEOS CMS, Adobe Commerce, WooCommerce und viele mehr. Wir freuen uns immer, wenn wir Neukunden gewinnen, die eine völlig neue Plattform mitbringen. Hier gehen wir gerne in Vorleistung und versuchen, dem Kunden zügig ein Plug-In zur Verfügung zu stellen, da es uns den Auftrag sichert und langfristig einen weiteren USP verschafft. Abseits unseres Captchas sind derzeit keine weiteren Produkte geplant.

Oesterreichische Nationalbank (OeNB) setzt auf Captcha.eu

Ein namhafter Kunde ist die OeNB, für die der Datenverkehr eine wichtige Rolle spielt. Während Player wie Google reCAPTCHA ihre Server außerhalb der EU haben und somit ein Datentransfer in die USA stattfinden kann, stehen die Server von Captcha.eu in Österreich. Der Datenverkehr wird über ein Content Delivery Network (CDN) global verteilt, kann jedoch wahlweise innerhalb Österreichs bleiben. Dies kann insbesondere für datenschutzsensible Anwendungen von Vorteil sein. 

Informationssicherheit und Datenschutz seien für die Oesterreichische Nationalbank sehr wichtige Themen, betont Martin Karanitsch, Direktor der Hauptabteilung IT und Kundenservice der OeNB. „In diesem Bereich möchten wir so weit wie möglich digital souverän sein“, sagt Karanitsch, der besonders erfreut ist, dass er dieses Ziel mit einer innovativen Lösung eines jungen österreichischen Startups erreichen kann.

Das Unternehmen Captcha.eu

Das Wiener Start-up Captcha.eu wurde im März 2023 gegründet und  entstand aus der Trennung des Krone-Medienhauses vom US-amerikanischen Captcha-Anbieter Google reCaptcha. Die von der Krone Multimedia GmbH & Co KG selbst entwickelte Lösung war qualitativ so hochwertig, dass die Entscheidung getroffen wurde, Captcha.eu zur Marktreife zu bringen und in eine Gesellschaft auszugliedern, sodass es auch anderen Unternehmen mit ähnlichen Bedürfnissen angeboten werden kann.

Die 100-prozentige Tochter der Krone Multimedia GmbH & Co KG unter der Leitung der beiden Geschäftsführer Helmut Januschka und Manuel Rostorfer zählt bereits zahlreiche Unternehmen aus ganz Europa zu ihren Kunden. Dazu gehören neben der bereits erwähnten OeNB unter anderem A1 (Slovenija), Lekkerland, Oekostrom, die Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) sowie die (teil-)öffentlichen Auftraggeber wie das SalzburgerLand und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

Weitere Informationen unter www.captcha.eu.


Mehr Artikel

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

News

Risiken beim Einsatz von GenAI in vier Schritten senken

Die Themen Datenschutz und Modellverwaltung sind in der Datenwissenschaft zwar nicht neu, doch GenAI hat ihnen eine neue Dimension der Komplexität verliehen, die Datenschutzbeauftragte vor neue Herausforderungen stellt. Die Data-Science-Spezialisten von KNIME haben die Potenziale und Risiken der KI-Nutzung beim Einsatz bei der Datenarbeit zusammengefasst und empfehlen vier Schritte zur Risikominimierung. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*