EU-Projekt hebt Navigation auf das nächste Level

Navigation via Satellit ist eine tolle Erfindung. Doch Radfahrerinnen, und Fußgeher, aber auch Vermessung- und Kartierungsprofis sowie autonom fahrende Fahrzeuge benötigen eine noch genauere und sichere satellitengestützte Navigation als bisher. Unter Leitung des AIT Austrian Institute of Technology entwickelt man bei neuen Horizon Europe Projekt einen innovativen, cloudbasierten Lokalisierungsdienst zur Positionierung und Navigation in Städten. [...]

Egeniouss Smartphone Navigation: Apps für Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgänger und Fußgängerinnen benötigen eine genaue und sichere satellitengestützte Navigation. Mittels des EU-Projekts egeniouss wird eine präzisere Navigation möglich sein (c) AIT
Egeniouss Smartphone Navigation: Apps für Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgänger und Fußgängerinnen benötigen eine genaue und sichere satellitengestützte Navigation. Mittels des EU-Projekts egeniouss wird eine präzisere Navigation möglich sein (c) AIT

Es kommt leider nicht seltener, dass Häuserschluchten die für die Navigation wichtigen Satellitensignale stören, die viele Anwendungen unzuverlässig, unsicher oder sogar unbrauchbar machen. So können beispielsweise Verkehrsteilnehmer aufgrund der fehlerhaften Verortung in kritische Situationen geraten, die im schlimmsten Fall zu Unfällen führen. Das EU-Projekt egeniouss wirkt dem entgegen und hebt Anwendungen in der Navigation und Positionsbestimmung im städtischen Raum auf ein neues Niveau.

Gemeinsam mit sechs europäischen Partnern aus vier Ländern arbeiten das AIT Center for Vision, Automation & Control (AIT VAC, Projekt-Koordinator) sowie das AIT Center for Technology Experience (AIT TE) dreieinhalb Jahre am Projekt egeniouss. Ziel ist die Entwicklung einer neuartigen Technologie zur Optimierung satellitengestützter Navigationssysteme. Technisch gesehen geht es um eine hochpräzise und sichere cloudbasierte, visuelle Lokalisierungstechnologie. Satellitengestützte Positionierung wird durch einen Abgleich der aufgenommenen Bilder aus der Umgebung (z.B. von Häuserfassaden) mit dem Bilddatenbestand in der Cloud ergänzt. Dies ermöglicht eine deutlich präzisere Positionierung von mehreren Metern herkömmlicher Satellitennavigation bis auf wenige Dezimeter. Für die Anwendung von egeniouss bedarf es eines mobilen Geräts – wie z.B. eines Smartphones oder einer Smart Watch, eines Tablets oder einer Drohne – das mit Kamera, GNSS-Empfänger und einem leistungsfähigen Prozessor ausgestattet ist.

Drei Anwendungsfälle

Drei komplementäre Anwendungsfälle zur Ausschöpfung des gesamten AAA-PNT-Potenzials: Um das gesamte Potential der „AAA-PNT“-Lösung (die Buchstaben stehen für Affordable (leistbar), Accurate (genau) and Assured (gesichert) und Positioning, Navigation and Timing) auszuloten und für die Allgemeinheit zugänglich und erschwinglich zu machen, werden drei sehr unterschiedliche Anwendungsfälle erprobt: zwei Smartphone-Anwendungen zur Fahrradnavigation und professionellen Vermessung/Kartierung sowie ein robotischer Anwendungsfall zu Sonderlieferungen durch Drohnen, wie etwa im medizinischen Bereich.

Koordinator Phillipp Fanta-Jende (AIT VAC) betont: „Obwohl egeniouss mit anderen Satellitennavigationssystemen wie GPS, GLONASS, BeiDou usw. kompatibel sein wird, bietet nur
die europäische GNSS-Infrastruktur die ideale Grundlage zur Ausschöpfung des gesamten Potenzials von egeniouss: die hohen Standards an Positionierung und Navigation wie sie sonst nur in professionellen Anwendungen üblich sind, werden für jeden zugänglich und erschwinglich gemacht. Unser übergeordnetes Ziel ist die ‚Demokratisierung von AAA-PN‘ und zugleich die breitest mögliche Anwendung in unterschiedlichsten Marktsegmenten.“

AIT Forscher Helmut Schrom-Feiertag vom Center for Technology Experience ergänzt: „Dabei ist es wichtig, unterschiedlichste Benutzer und Benutzerinnen mit Fokus auf Diversität und die relevanten Stakeholder von Anfang an und kontinuierlich in den Prozess miteinzubeziehen. Das ist ganz entscheidend, damit die Lösungen aus den drei Anwendungsfällen in der Praxis dann auch akzeptiert und tatsächlich gerne genutzt werden.“

egeniouss-Basistechnologie mit hohem Marktpotential

egeniouss wird die Navigation im städtischen Raum deutlich verbessern und kann künftig als Basistechnologie in zahlreichen wachsenden Marktsegmenten eingesetzt werden. Hierzu zählen auf der Hardwareseite Wearables und andere AR/MR-Geräte. Auf der Softwareseite profitieren Added Value Service-Apps in den Bereichen Wearables im Gesundheits- & Lifestyle-Markt. Verkehrsbetriebe werden egeniouss zur hochgenauen und kostengünstigen Inspektion der städtischen Schieneninfrastruktur und zum genauen Tracking von Straßenbahnen für verbesserte Fahrgastinformationssysteme nutzen. Ausstatter autonomer Fahrzeuge setzen auf die Maximierung von Sicherheit mittels egeniouss gestützter Lokalisierung und Navigation.

Ismael Colomina, CEO und leitender Wissenschaftler bei GeoNumerics, merkt an, dass „egeniouss ein außerordentlich ehrgeiziges Projekt ist. Im Gegensatz zu anderen Navigationsprojekten basiert dieses auf einem multidisziplinären Ansatz, der von Robotik und Computer Vision bis zu fortgeschrittener Satellitengeodäsie reicht. Wir werden durch diese Synergiebildung in vielen Bereichen große Fortschritte erzielen können“.

Die Laufzeit des Projekts ist von Dezember 2022 bis Mai 2026 veranschlagt. An dem vom AIT geleiteten Projekt nehmen sieben Partner aus vier Ländern teil: das AIT, die Technische Universität Braunschweig (Deutschland), GeoNumerics (Spanien), Crayon (Österreich), CATUAV (Spanien), Centro Español de Logística (Spanien) und OPENGIS.ch (Schweiz).


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*