Themen wie Kundenloyalität und persönliche Ansprache spielen in Tourismus und Hotellerie schon lange eine wichtige Rolle. Doch welche Technologien werden die Transformation der Tourismusbranche entscheidend verändern? [...]
Organisationen weltweit investieren so viel Geld in IT-Sicherheit wie noch nie. Wenn es um Urlaub geht, sind die Erwartungen meist hoch und die Reisemotive so unterschiedlich wie die Menschen. Im Trend liegt eindeutig die Nachhaltigkeit. Ansonsten wollen die einen abseits von Menschenmassen unterwegs sein, die anderen laufend per App informiert werden, das ist unter anderem abhängig davon, woher Gäste kommen und welchen Innovationsgrad sie gewohnt sind. Technologien sind der Schlüssel für zahlreiche Veränderungen, die Teil der neuen Urlaubsrealität sein werden.
Kundenbindung und Nachhaltigkeit prägen als Schlüsselbegriffe auch in Zukunft die Reiseangebote, so viel ist sicher. Was passiert, wenn man diese beiden Aspekte miteinander verknüpft? Immer mehr Gäste hinterfragen schon heute den ökologischen Fußabdruck ihres Aufenthaltes. Der Urlaub wird dementsprechend ausgewählt – und dieses Bewusstsein ist in der nächsten Generation noch deutlich stärker ausgeprägt. Angesichts des dringenden Net-Zero-Ziels ist für viele Akteure in der Hotellerie Nachhaltigkeit also eine wichtige Zielvorgabe. Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Urlaubs-CO2-Werte messen
Hotels können schon jetzt auf künstliche Intelligenz und Machine Learning, Datenanalyse und Berichts-Dashboards setzen, um den CO2-Ausstoß pro Gast zu erfassen und zu analysieren. Diese nachvollziehbaren CO2-Belastungsaussagen dienen als Wettbewerbsvorteil unter den Urlaubsangeboten und zudem als Grundlage für Prognosen und Optimierungen.
Das Internet der Dinge (IoT) eröffnet weitere Möglichkeiten zur Nachhaltigkeitssteigerung. Sensoren können beispielsweise den Wasserverbrauch verfolgen, während intelligente Lichtsysteme den Energieverbrauch reduzieren. Auch das Problem der Lebensmittelverschwendung kann durch Technologie angegangen werden. KI-basierte Smart-Küchen können mithilfe von vernetzten Kameras den Verlust von Lebensmitteln erfassen und minimieren.
Die Erhöhung der Kundentreue durch Nachhaltigkeit wird ein Wettbewerbsvorteil in der Hotellerie der Zukunft werden. Hotels sollten innovative digitale Lösungen aktiv erforschen, nicht nur im Sinne des Umweltschutzes, sondern auch, weil sowohl Regierungen als auch Kunden verstärkt Nachhaltigkeitsbemühungen einfordern.
Jeder Gast hat sein Genom
Und wie steht es um das personalisierte Gästeerlebnis? Auch hier wird Technologie eine Schlüsselrolle spielen. Bei den Amerikanern sind laut Umfragen bereits 61Prozent bereit, ihre persönlichen Daten zu teilen, wenn sie damit ihr Urlaubserlebnis verbessern. In Europa ist die Anzahl noch geringer, was nicht bedeutet, dass interessante Services nicht angenommen würden. Mittels Datenanalyse könnte man den Urlaub auf den Gast zuschneiden. Segmentierungen können genutzt werden, um Gästehistorie, Reisezeit und psychografische Merkmale wie Persönlichkeitseigenschaften zu erfassen. Auf der Makroebene sind demografische Merkmale, Gewohnheiten, oder technologische Affinität der Gäste interessant. Die Technologie generiert ein Genom wie eine virtuelles Geschmacksprofil, das Wünsche und Vorlieben der Gäste erlernen, und damit das reale Urlaubserleben noch zielgerichteter verbessern kann. So können zum Beispiel Gutscheine oder auch Goodies bereitgestellt werden, die auch tatsächlich und passgenau den Vorstellungen der Gäste entsprechen und ihren Aufenthalt dadurch noch weiter aufwerten.
Digitale Zwillinge navigieren Besucher
Smart Hotels und digitale Zwillinge verändern die Spielregeln auch vor Ort. Denn digitale Zwillinge sind virtuelle Nachbildungen physischer Lokationen wie Hotels, Veranstaltungsräume und ganzer Orte. Sie ermöglichen 3D-Visualisierungen in Echtzeit, die Analyse der Nutzung von Einrichtungen und eine Entzerrung von Besucherströmen. Smart Hotels setzen auf eine Kombination von Technologien wie KI und IoT, um sich schnell an sich ändernde Gästeerwartungen anzupassen und Spitzen zu entlasten. Die Möglichkeiten der Technologie reichen von der effizienteren Verwaltung der Innenraumnavigation, über vorbeugende Instandhaltung bis hin zu smarten Parklösungen und automatisierten Qualitätskontrollen. Dies verbessert nicht nur den Service für die Gäste, sondern steigert auch die Effizienz für das Hotelpersonal.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die kommenden Jahre eine neue Ära in Tourismus und Hotellerie einläuten werden. Häufig wird die Technologie für den Gast nicht sofort ersichtlich, sondern vielmehr integrierter Bestandteil der Service sein. Entscheidend ist, dass sie eine langfristige Geschäftsvision unterstützen und sorgfältig auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt sind. Denn der Gast ist König. Das wird sich so rasch nicht ändern.
*Thomas Steirer ist CTO bei Nagarro. Der Artikel erschien in der Ausgabe transform! 03/2023.
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