Das sind die 5 neuen Consumer-Trends

Auf den Hamburger IT-Strategietagen sprach der Engländer David Mattin, Head of Trends & Insights von TrendWatching, darüber, was ab 2017 und danach die wichtigsten Trends sein sollen. [...]

David Mattin, Journalist aus Großbritannien ist hauptberuflicher Trendwatcher. Er weiß, welche neuen Trends auf uns zukommen. Doch was ist überhaupt ein Trend? Mattin definiert erst einmal: „A consumer trend is a new manifestation among people – in behavior, attitude, or expectation – of a fundamental human need, want or desire.“
Menschliche Grundbedürfnisse ändern sich. Und immer, wenn sie sich ändern, entsteht ein neuer Trend, sagt Mattin. „Wie bedient Innovation ein menschliches Bedürfnis in einer neuen Art und Weise?“ Das sei die entscheidende Frage, der sich alle Unternehmen stellen sollten. Social Media sei ein gutes Beispiel für eine derartige Innovation, findet Mattin.
Innovationen ändern wiederum auch die Erwartungen, die die Menschen haben. David Mattin startet eine kurze Umfrage im Publikum: Die Teilnehmer teilen seine These: Je länger Uber am Markt ist, desto weniger sind die Menschen bereit, auf einen Uber-Wagen zu warten.
Neue Erwartungen dehnten sich dann auch auf andere Bereiche und andere Unternehmen aus. Deshalb müsse man sich immer fragen, mit wem das eigene Unternehmen eigentlich konkurriert.
David Mattin stellte fünf Consumer-Trends vor. (c) Foto Vogt
Und das sind die 5 Consumer-Trends nach David Mattin:
1. VIRTUAL EXPERIENCE ECONOMY
Der Status wird immer wichtiger. Die Grundbedürfnisse sind befriedigt. Die Menschen wollen nun ein besonderes Auto haben oder eine tolle Reise machen. Oder anderen Menschen dabei zuschauen, wenn sie etwas Tolles machen. Das Internet of Information wird so zu einem Internet of Expectation.
Eine Erfahrung zu machen, werde immer wichtiger. Ein Beispiel sei das Online-Spiel Pokémon Go. Wie kann man solche virtuellen Erfahrungen kreieren, die Status verleihen? Virtual Experiences wie The Walk, wo man virtuell auf einem Seil zwischen den Twin Towers in New York laufen kann. Ein anderes Beispiel sei No Man’s Sky, ein Videospiel, das fast unendlich groß ist. Es gehe dabei nicht ums Gewinnen, sondern ums Erkunden und dabei in einer fremden Welt neue Ecken zu finden. Manche besuchen auch virtuelle Konzerte, wo man vielleicht als einer von wenigen einen seltenen Auftritt zu sehen bekommt.
2. STATUS
Der ultimative Status sei es, sich von anderen abzuheben. Sich selbst zu verbessern, das sei laut Trendforscher Mattin allgemein ein neuer Trend, nicht nur im Bereich Fitness. Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence) werde bald smarter sein, als es Menschen je sein können, sagt Mattin. Artificial Intelligence könne Menschen helfen, sich als Mensch besser zu fühlen. Ein Beispiel dafür sei Google Goals. Wer eine fremde Sprache lernen will, könne sich seine Ziele in den eigenen Kalender eintragen. Das Programm hilft dabei, sich zu verbessern und soll nerviges Aufschieben der Ziele weitestgehend verhindern helfen. Noch ein Beispiel: Joonko sei ein Unternehmens-Plug-In, verwende die Daten des Unternehmens und helfe dabei, die richtige Mischung an Mitarbeitern zu beschäftigen.
3. INFORMAL INFO
Kunden lieben es, miteinander zu sprechen. Nach den Messaging-Apps kamen die Chatbots. Baidu habe einen Chatbot-Arzt entwickelt, dem man seine Krankheiten anvertrauen könne und der einen berate, was man tun könne, damit es einem besser geht, sagt Mattin. Rent the Runway berät via Snapchat, ob man mit einem bestimmten Kleidungsstück gut angezogen sei. Das Clarion Hotel benutzt Emojis dafür, dass sich Gäste eine Flasche Wasser oder eine Aspirin bestellen können. Neon, ein Bankkonto in Brasilien, das rein in einer Messaging-App und per Handy funktioniert. Das Passwort ist dabei das eigene Gesicht.
4. PERSÖNLICHE FREIHEIT
Toleranz, Respekt und Offenheit seien heutzutage bedroht, sagt Mattin. Menschen wollten online anonym bleiben. Interviewing.io sei eine Plattform, mit denen Unternehmen neue Bewerber interviewen können. Das Geschlecht des Interviewers und des Interviewten wird dabei anonymisiert. „Blind“ ist ein Netzwerk aus Südkorea, mit dem Mitarbeiter untereinander sprechen können – ebenfalls anonym. Candid ist ein neues Netzwerk, das durch Artificial Intelligence intolerantes Verhalten erkennt und verhindert. Whisper und Secret hatten große Probleme mit den Äußerungen ihrer Nutzer. Bei Snapchat tauschen sich jeden Tag Tausende anonym aus. Antipersona kann genutzt werden, um seinen eigenen Facebook-Auftritt durch die Augen einer anderen Person zu sehen.
5. HUMANS RENEWED
„Sei Du die Marke, die alle diese Trends nutzt“, so lautet die fünfte und letzte These von Mattin.
*Johannes Klostermeier ist ein freier Journalist aus Berlin und schreibt über Public IT, Telekommuniakation und Social Media.


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