Die Cloud hat ein Bandbreitenproblem. Konzepte wie Fog Computing und Edge Computing bringen die Intelligenz wieder zurück ins Netz. [...]
CLOUD-ANBIETER SEHEN FOG COMPUTING GELASSEN
Diana McKenzie, CIO beim SaaS-Anbieter Workday, glaubt dennoch nicht an ein baldiges Ende der Cloud. Aussagen wie die von Levine hält sie für „provokante Standpunkte“, die mit der realen Entwicklung in der IT wenig zu tun hätten. Aus ihrer Sicht wird es eher eine Koexistenz aus Edge- und Cloud-Konzepten geben. So könnten Unternehmen beispielsweise Daten aus Edge Devices in der Cloud aggregieren und dort aufwändige Analysen fahren. McKenzie: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bedarf an Cloud Computing-Diensten jemals verschwinden wird.“ Die Herausforderung für CIOs liege darin, die Veränderungen als Prozess zu begreifen statt in Schwarz-Weiß-Kategorien zu denken. Im nächsten Schritt gelte es, eine Architektur zu entwickeln, die beide Konzepte berücksichtigt.
DIE NACHTEILE VON FOG COMPUTING
Beachten sollten IT-Verantwortliche in jedem Fall, dass Fog und Edge Computing-Szenarien auch Probleme mit sich bringen können. Wer die Vorteile nutzen will, muss beispielsweise sicherstellen, dass die „Edge Devices“ auch tatsächlich immer verfügbar sind und zugewiesene Aufgaben erledigen können. In vielen Fällen dürfte das schwierig werden. Wenn der kleine Rechner etwa in einem Smart Meter steckt, ist er zunächst weder gegen einen Ausfall noch vor Missbrauch besonders gut geschützt.
Auch Robert MacInnis vom amerikanischen Beratungs- und Venture-Unternehmen AetherWorks glaubt an eine Kombination aus Fog- und Cloud-Szenarien. Aus seiner Sicht „verlängert“ Fog Computing Konzepte der Cloud ins Netzwerk und bezieht dabei unterschiedlichste Geräte ein, darunter Sensoren oder Überwachungskameras. Die Cloud übernehme nur noch solche Aufgaben, die sich typischerweise besonders gut dafür eigneten. Dazu gehörten etwa das längerfristige Speichern von Daten oder Datenanalysen, die nicht zeitkritisch sind.
Der Fachbuchautor Joe Weinmann sieht Fog Computing denn auch als Teil eines größeren Bildes: On-Premise-, Private- und Public-Cloud-Elemente würden kombiniert mit einer Vielzahl kleiner lokaler Rechenknoten. Am Ende gehe es darum, die richtige Balance zu finden zwischen zentralisierten und im Netz verstreuten Ressourcen.
Wie ein Fog-Szenario im privaten Bereich aussehen kann, beschreibt der Big Data- und Analytics-Experte Bernard Marr. Nach seiner Vorstellung könnte etwa das Notebook im Haushalt Updates aus dem Netz laden und diese an Smartphones und Tablets der Familienmitglieder verteilen. Statt kostbare Bandbreite für jedes einzelne Device in Anspruch zu nehmen, würde Computer-Leistung genutzt, die ohnehin vor Ort ist. Marr: „Das ist Fog Computing.“
*Wolfgang Herrmann ist Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO.
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