So machen Sie Rechenzentren fit für die Hybrid Cloud

An der Cloud kommt künftig kein Unternehmen mehr vorbei. Doch wie werden die interne IT-Infrastruktur und IT-Prozesse fit für die Hybrid-Cloud? Müssen Firmen aufwändig Cloud-Ready werden, oder geht der Weg auch einfacher? Wir haben die Antworten. [...]

DER ANDERE, PRAGMATISCHE WEG
Eine andere Meinung vertritt Dr. Sebastian Ritz, Geschäftsführer der iNNOVO Cloud GmbH: „Eine umfassende Analyse zur Cloud-Readiness ist nichts anderes als die Bewahrung des Geschäftsmodells der alten IT-Welt. Diese Analyse ist oft viel zu aufwändig und teuer und endet in einer nicht umsetzbaren PowerPoint-Strategie, an der nur Berater verdient haben. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollten lieber mit einem ersten Projekt in die Cloud gehen, eine digitale Plattform aufbauen und diese dann schrittweise erweitern. Ein solches Vorgehen entspricht den agilen Entwicklungsmethoden.“

Ein Anlass für den Weg in die Cloud besteht laut Ritz, wenn die bestehende Hardware im Rechenzentrum, etwa ein Mail-Server, nicht mehr den gestiegenen Leistungsanforderungen genügt oder zyklusmäßig ersetzt werden muss. Auch Migrationsprojekte oder der Einsatz moderner Kollaborationsanwendungen sind Motive, warum sich Firmen mit der Cloud beschäftigen.

Dr. Sebastian Ritz, Geschäftsführer der iNNOVO Cloud GmbH:

Als Beispiel nennt Ritz die Verlagerung von 50 Arbeitsplätzen mit Thin Clients und Office 365 in eine Virtual Private Cloud. Die Cloud-Workplaces sind via VPN mit dem eigenen Rechenzentrum oder dem des Providers verbunden, greifen über Schnittstellen auf den Terminal Server und ein Shared Filesystem zu. „99,9 Prozent der Anwendungen sind Terminal-Server-fähig, auch das ERP- oder CRM-System“, erläutert Sebastian Ritz. Etwas Aufwand sei für die Koppelung des Active Directory, Single-Sign-On über Konnektoren und Plug-Ins, die Konfiguration der File-Sharing-Berechtigungen und den sicheren Aufbau der Verbindung zwischen der Cloud und dem eigenen Rechenzentrum notwendig. „Noch komplexere Vorbereitungen wie Automatisierung und Self Service können sein, müssen aber nicht im ersten Schritt sein. Für den Gang in die Cloud ist der Umbau der Software- oder System-Architektur nicht unbedingt notwendig.“

Matthias Pfützner, Solution Architect Cloud bei Red Hat, entgegnet: „Für Anwender, die primär auf Software-as-a-Service setzen, ist tatsächlich nicht so viel Aufwand erforderlich. Anders sieht es bei größeren Unternehmen, die umfassendere Services aus der Cloud beziehen wollen, und auch bei Firmen, die ihre Dienste und Anwendungen selbst aus der Wolke anbieten. Sie müssen tatsächlich Cloud-Ready sein.“ Entscheidend sind demnach also die Perspektive – Anbieter oder Anwender -und die Größe des Unternehmens.

„AS-A-SERVICE“: KONVERGENZ ZWISCHEN CLOUD-ANWENDER UND -ANBIETER
Tobias Regenfuß, Managing Director Infrastructure Services bei Accenture, stellt sogar eine zunehmende Konvergenz und Verschmelzung der Anwender- und Anbieter-Perspektive fest. „Die Kunden erwarten Angebote „as-a-Service“, für die keine Investitionen oder Grundgebühren anfallen. Solche Modelle lassen sich in der Public Cloud gut umsetzen. Viele Unternehmen werden zukünftig Komponenten für eigene Produkte oder Services aus der Public Cloud beziehen und zu neuen Anwendungen veredeln, etwa aus den Bereichen Analytics oder IoT. Diese bieten sie ihren eigenen Kunden wiederum „as-a-Service“ – quasi als Cloud-Dienste – an.“

Tobias Regenfuß, Managing Director Infrastructure Services bei Accenture:

Solche Firmen müssen ihre interne IT-Infrastruktur und -Architektur entsprechend vorbereiten. Dazu gehören ein benutzerfreundlicher Service Katalog (mit IaaS und PaaS-Komponenten), eine Cloud-Management-Plattform für die Orchestrierung der Bereitstellung und Überwachung der Dienste, eine Security-Architektur (mit Identity Management und Active Directory-Einbindung) und die erforderlichen Netzwerke für die Verbindung der klassischen, internen IT-Umgebung mit der Cloud. Dazu Tobias Regenfuß: „Mobile Apps, Webanwendungen und andere digitale Dienste aus der Cloud müssen auf Daten im Backend zugreifen können. Dafür benötigen Unternehmen eine Service-Schicht in die alte Welt, eine Art „App-Store“ für den Backend-Zugriff über APIs. Gelingt diese Verbindung, erreichen Unternehmen die erforderliche Flexibilität und Geschwindigkeit in der „neuen“ Welt, sowie signifikante Kostensenkung bei hoher Stabilität in der „alten“ Welt.“

*Jürgen Mauerer betreibt als freier Journalist ein Redaktionsbüro in München.


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