In Deutschland zählen sie zu den Exoten, in den USA nutzen bereits viele Manager soziale Netzwerke, um sich ins Gespräch zu bringen. Zwei Experten verraten, worauf CIOs im Social Web achten sollten. [...]
Welche Folgen es haben kann, sich unüberlegt in sozialen Netzwerken zu verhalten, bekam eine Sparkassendirektorin aus Sachsen-Anhalt zu spüren. Denn ihr wurde fristlos gekündigt, nachdem sie unter einem Beitrag ihres Mannes, der die Chefs seiner Frau beleidigte, „Gefällt mir“ klickte. Das Beispiel der Kündigung ist ein besonders extremes, doch es verdeutlicht, dass soziale Netzwerke ein öffentlicher Raum sind, in dem man nicht unbeobachtet bleibt.
Das Beispiel soll nicht zur Abschreckung dienen, im Gegenteil. Soziale Netzwerke sind besonders gut dafür geeignet, sein Profil zu schärfen und sich eine persönliche Marke aufzubauen. Einer, der dies in der CIO-Community sehr früh beherrscht hat, ist der ehemalige Fressnapf-CIO Bernd Hilgenberg. Hilgenberg, der sich mittlerweile mit dem CIO Consulting Team als Berater selbständig gemacht hat, hält das Thema soziale Netzwerke und IT-Manager für „kein leichtes“. „Ich habe in Gesprächen mit vielen Ex-Kollegen feststellen können, dass doch einige Vorbehalte hinsichtlich beruflicher Präsenz und der damit verbundenen Aktivtäten in sozialen Netzwerken existieren. Es scheint die Sorge zu geben, dass Aktivitäten von IT-Managern in sozialen Netzen als Indiz für eine zu geringe Auslastung gesehen werden“, so Hilgenberg. Anders könne er Aussagen wie: „Für soziale Netze habe ich keine Zeit – ich muss arbeiten“ nicht interpretieren.
Wollen IT-Manager sich in sozialen Netzwerken präsentieren, rät Hilgenberg, mit dem Arbeitgeber zu klären, wie solche Initiativen vom Unternehmen gesehen werden. Denn mittlerweile gibt es in vielen Firmen sogenannte Social Media Guidelines mit Vorgaben, wie Mitarbeiter sich verhalten sollen, wenn sie im Namen der Firma in sozialen Netzwerken aktiv sind.
Bislang sind Manager im deutschsprachigen Raum im Social Web lediglich in Einzelfällen aktiv, beobachtet Kixka Nebraska, die sich als Profilagentin auf die Themen Social Media-Profile, digitale Tools und Identitätsmanagement spezialisiert hat und die digitale Sichtbarkeit ihrer Auftraggeber erhöht. „In den USA ist es sehr viel häufiger zu beobachten, dass Manager sich über die Social Media-Kanäle aktiv ins Gespräch bringen und ihre Personenmarke aufbauen“, sagt die Profilagentin. Das soziale Netz bedeute Kommunikation. „Wer darauf nicht wirklich Lust hat, wer kein Interesse daran hat, sich persönlich einzubringen, der wird es nicht leicht haben, positive Erfahrungen im Digitalen zu sammeln.“ „Persönlich“ meine dabei nicht „privat“. Es gehe darum, als Mensch hinter dem Arbeitszusammenhang wahrnehmbar zu sein, doch niemand erwarte private Geständnisse.
OHNE STRATEGIE DROHT VERZETTELUNG
Doch Nebraska warnt: Ohne eine klare Strategie und eine Idee des Profils, das digital aufgebaut werden soll, drohe sehr schnell Verzettelung. Auf die Strategie legt auch Bernd Hilgenberg großen Wert. Er empfiehlt CIOs, die in sozialen Netzwerken aktiv werden möchten, eine Standortbestimmung. Sie sollten sich darüber klar werden, ob sie sich in sozialen Netzwerken zu einem bestimmten Thema positionieren möchten, sich über Produkte ihres Arbeitgebers äußern oder auf diesem Weg neue Mitarbeiter gewinnen möchten. Aus der Strategie würde sich dann die Zielgruppe ableiten: „Möchte man zum Beispiel über IT-Strategie berichten sind, sind Facebook und Stayfriends gewiss nicht die richtigen Plattformen. Vielleicht ist ja ein eigener Blog die beste Möglichkeit, die jeweiligen Botschaften zu verbreiten“, so Hilgenberg.
Die Profilagentin sieht Xing im deutschsprachigen Raum nach wie vor als das relevante Business-Netzwerk, ergänzend empfiehlt sie für Manager mit internationalen Kontakten LinkedIn. Ob eine Facebookpräsenz unter geschäftlichen Gesichtspunkten notwendig ist, hängt ihrer Meinung nach von der Branche ab.
EIN AKTUELLES POTRÄT IST PFLICHT
Sowohl für Bernd Hilgenberg als auch die Profilagentin sollte ein vollständiges Profil in einem sozialen Netzwerk ein aktuelles Bild enthalten. „Ein gutes Foto ist für einen professionellen Auftritt grundlegend, auch wenn ich wegen der bereits sehr fortgeschrittenen Gesichtserkennungssoftware dazu rate, so wenig Motive wie notwendig in Umlauf zu bringen“, so die Profilagentin. Ein sehr gutes Porträt sollte über alle Plattformen eingesetzt werden, und der Dateiname sollte dabei der des Abgebildeten sein, so dass auch die Suchmaschinen etwas damit anfangen können. Profile ohne ein Foto würden so gut wie kein Feedback erzeugen: „Wer es nicht für nötig hält, diese Basisausstattung aufzuweisen, dem wird im Umkehrschluss kein Vertrauen geschenkt“, findet die Profilagentin.
Neben dem fehlenden Foto fällt ihr auch unangenehm auf, wenn Profile veraltete Daten enthalten oder wenn jemand Auszeichnungen aufzählt, die älter als zehn Jahre sind. Wenn das nicht gerade der „Oscar“ wäre, wirke so etwas eher peinlich. Bernd Hilgenberg rät für die Aktivität in sozialen Netzwerken außerdem zur Regelmäßigkeit. „Ein kurzes helles Aufflackern von Aktivitäten reicht nicht aus, um eine dauerhaft große Reichweite zu erreichen“, so Hilgenberg. Zudem sollten Inhalte von guter Qualität ein anhaltender Maßstab sein. Wer sich im jeweiligen Netzwerk kontinuierlich mit anderen vernetzt, die ähnliche Interessen verfolgen, könne so zusätzlich seine Reichweite schrittweise erhöhen.
Bei ihrem Engagement in sozialen Netzwerken sollten CIOs auch an das Thema IT-Sicherheit denken. Die Profilagentin rät zu entsprechenden Vorkehrungen. Denn: „Manager sind für Identitätsdiebstahl prädestiniert, der Titel und der Firmenname wecken besonders schnell das Interesse der Profis“, sagt sie. Dagegen helfe ein maximal zuverlässiges Passwort (abwechselnde Ziffern, Groß-/Kleinschreibung, eher länger als kürzer) und ein minimal offener Umgang mit persönlich identifizierbaren Informationen wie Geburtsdaten, E-Mailadressen, Namen von Angehörigen oder auch Namen von Haustieren, die erschreckend häufig für Passworte genutzt würden. Hochgeladene Fotos sollten keine geocodierten Meta-Daten enthalten, wenn ausgeschlossen werden soll, dass Firmen-Meetings oder andere Aufenthaltsorte nicht trackbar sein sollen. „Auch unter diesem Aspekt empfiehlt es sich, sich mit den Einzelheiten der verschiedenen Plattformen vertraut zu machen und im Zweifelsfall eher rigidere Privatsphäreeinstellungen zu setzen“, so die Empfehlung der Profilagentin.
POSITIVBEISPIEL OLIVER BUSSMANN
Beispielhaft für die Präsenz eines IT-Verantwortlichen in sozialen Netzwerken ist das Social-Media-Engagement von Oliver Bussmann. Bussmann, der seit 2009 als SAP-CIO tätig war und ab Juni die IT der Schweizer Großbank UBS verantwortet, belegte Anfang des Jahres in einem Ranking der Huffington Post zu den Most Social CIOs on Twitter den Spitzenplatz. Mitte Januar veröffentlichte Bussmann auf Slideshare vier Social Media-Tipps für das Jahr 2013. Darin schrieb er unter anderem: „Find your right community and set up a personal homepage for all your social media channels“. Für seine Homepage oliverbussmann.com nutzt er beispielsweise den Online-Dienst about.me, auf dem man seine Social Media-Aktivitäten gebündelt darstellen kann.
* Andrea König ist Redakteurin der deutschen Computerwoche.
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