Wenn Unternehmen in "die Cloud gehen", muss die IT-Abteilung sich wandeln. Sie wird noch stärker als bisher zum Dienstleister der Fachabteilungen. Cloud-Integratoren können dabei entscheidend helfen. [...]
EIN KATALOG FÜR ALLE CLOUD-SERVICES
Heiko Henkes, Director Advisor beim Marktforschungsunternehmen Experton bzw. dem globalen Sourcing Advisor Information Services Group (ISG), beschreibt Cloud-Strategien der Anwenderunternehmen so: „Immer mehr Unternehmen wollen die verschiedenen Cloud-Services in einem Katalog bündeln und buchbar machen.“ Allerdings, so Henkes, seien die Plattform- und Infrastruktur-Services in der Public Cloud für Unternehmen ohne spezielles Know-how nicht ohne weiteres einsetzbar. Sie brauchen Hilfe im Umgang mit den Angeboten, so der Berater: „Natürlich standardisieren die Anbieter ihre Dienste. Lösungen kommunizieren über APIs miteinander. Immer mehr Komponenten werden per Code gesteuert. Aber die Lösungen harmonieren noch längst nicht alle so miteinander, wie es für einen reibungslosen Geschäftsablauf nötig wäre.“ Hinzu kommt: In den Unternehmen gibt es noch sehr viele Legacy-Anwendungen einzubinden. Dafür braucht man Integrationsspezialisten, die eine einheitliche Plattform bereitstellen können, über die alle relevanten Ressourcen angebunden sind: Die unternehmenseigene IT-Infrastruktur ebenso wie Public-Cloud-Anbieter und SaaS-Anwendungen.
BESSER VERNETZEN
Ein zentraler, aber häufig vernachlässigter Aspekt bei der Bereitstellung von integrierten Cloud-Services ist die Qualität der Netzwerkanbindung. Für ein kleines Team mit einigen Dutzend Mitarbeitern kann es völlig ausreichend sein, einen Cloud-Service über das Internet zu nutzen. Aber wenn mehrere Tausend Nutzer auf unternehmenskritische Anwendungen wie zum Beispiel CRM-Systeme aus der Cloud zugreifen, wird es zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor, wie zuverlässig und sicher die Anbindung ist und ob der Anbieter zum Beispiel maximale Latenzzeiten zusichern kann. Salesforce beispielsweise kooperiert mit BT für einen direkten und sicheren Zugang zu seiner Customer-Success-Plattform.
DER CIO MUSS FÜHREN
Eine weitere wichtige Frage, die Unternehmen bei der Integration ihrer Cloud-Services zu berücksichtigen haben, ist die nach der Sicherheit und Compliance über die verschiedenen Bestandteile der Cloud hinweg. Viele Anwender sind gerade dabei, erst einmal bestehende Verträge zu überprüfen. Dabei geht es in der Regel noch gar nicht um Multi-Cloud-Orchestrierung und -Absicherung, sondern ganz grundsätzlich um die Änderungsanforderungen, die sich aus der Cloud-Nutzung generell ergeben. Heiko Henkes ist sicher: „Hier kommt noch eine ganz neue Komplexität auf die Unternehmen zu, etwa wenn es um Microservices geht, die aus unterschiedlichen Quellen zusammengeschaltet werden, um endkundenrelevante Prozesse zu betreiben. Wer steht in solch einem Szenario dafür gerade, wenn es nicht funktioniert?“
Zur Klärung dieser Frage müssen viele Parteien an einen Tisch – von der Technik und dem Serviceprovider über den Datenschutzbeauftragten bis hin zum Kundenservice. „Und hier ist die Führungsrolle des CIO gefragt“, sagt Henkes. „Er muss Wege finden, die Erwartungen des Business mit dem technisch Machbaren zu erfüllen und dabei auch die Einhaltung von Sicherheits- und Compliance-Vorgaben im Blick behalten.“ Ein Cloud-Integrator mit einem breiten Angebot von Services über den gesamten Stack kann dem CIO dabei den Rücken frei halten, damit er sich auf die kritischen Punkte der IT-Transformation konzentrieren kann.
MULTI-CLOUD: EINE FRAGE DES VERTRAUENS
Generell, so Henkes, stehen die Unternehmen bei der Integration ihrer Cloud-Services jedoch immer noch ganz am Anfang: „Grund dafür ist zum einen die hohe Komplexität der Materie“, urteilt der Berater, „aber es ist auch eine Frage des Vertrauens: Wer übernimmt letztlich die Verantwortung, wenn die Systeme immer weniger voneinander abzugrenzen sind?“
DIE 9 WICHTIGSTEN ANFORDERUNGEN AN CLOUD-INTEGRATOREN
- Transparenz in den Verträgen
Eindeutig formulierte SLAs mit Verantwortlichkeiten und Nennung persönlicher Ansprechpartner sowie die Möglichkeit, kundenindividuelle Verträge zu gestalten.
- Klare Strukturen
Sowohl in der Zusammenarbeit mit dem Kunden, in den internen Abläufen und in der Zusammensetzung müssen Organisation und Prozesse nachvollziehbar dokumentiert sein.
- Nachweis über organisatorischen Reifegrad
Kann der Dienstleister die ITIL-Konformität seiner Services und entsprechende Zertifizierung seiner Mitarbeiter nachweisen? Welche Plattformen besitzt der Provider selbst, was kann er alles aus einer Hand anbieten, ohne Rückgriff auf Dritte?
- Globale Präsenz
Rechenzentren in allen strategisch wichtigen Regionen sind bei komplexen Anwendungen Voraussetzung für eine positive Benutzererfahrung. Auch ein Helpdesk in der jeweiligen Landessprache und Professional-Services-Ressourcen in Kundennähe sollten vorhanden sein.
- Kommunikationskompetenz auf lokaler Ebene
Vor allem im außereuropäischen Ausland hängt der Erfolg von Projekten entscheidend davon ab, dass die Beteiligten auf beiden Seiten sich sprachlich und kulturell auf einer Ebene verständigen können.
- Hochverfügbare Ressourcen auf neuestem Stand
Egal ob Infrastruktur, Plattform oder Anwendung – nur wenn der Provider auf allen Ebenen über ausreichende Ressourcen auf dem aktuellen Stand der Technik verfügt, ist er in der Lage, die Verfügbarkeit der Services gemäß SLA wirklich zu gewährleisten.
- Technologische Kompetenz
Wie gut kennen sich die Mitarbeiter wirklich aus mit den eingesetzten Integrations-Tools? Wie viel Erfahrung haben Sie mit neuen Technologien wie Open Stack oder Docker? Hier sollte spätestens der Initialworkshop klare Antworten liefern.
- Agilität
Wer andere bei der digitalen Transformation unterstützt, sollte selbst bereit und fähig sein, dabei neue Methoden wie agiles Projektmanagement und DevOps einzusetzen.
- Referenzbeispiele
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Case Studies vermitteln einen ersten Eindruck von der tatsächlichen Leistungsfähigkeit des Providers. Noch besser sind persönliche Gespräche mit anderen Kunden.
*Uwe Küll ist freier Journalist in München.
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