2. IKT-Konvent: Österreichische IKT-Strategie (endlich) ante portas?

Ranghohe Politiker und Mitglieder der IKT-Branche trafen sich beim 2. IKT-Konvent, der von der Internetoffensive Österreich und der Bundessparte Information und Consulting in der WKÖ veranstaltet wurde. Unter anderem waren Vizekanzler Spindelegger und Staatssekretär Ostermayer, WKÖ-Bundesspartenobmann Hans-Jürgen Pollirer sowie Rudolf Kemler, ÖIAG-Präsident und Präsident der Internetoffensive anwesend. Die große wirtschaftliche Bedeutung des IKT-Sektors war allen bewusst, nun sollen einmal mehr Taten folgen. [...]

Vizekanzler Spindelegger und Staatssekretär Ostermayer haben beim 2. IKT-Konvent, der von der Internetoffensive Österreich und der Bundessparte Information und Consulting in der WKÖ veranstaltet wurde, die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des IKT-Sektors für den Standort Österreich hervorgestrichen. Der Konvent findet zum zweiten Mal statt, nachdem sich bereits im Vorjahr Vertreter der IKT-Branche, der Verwaltung und Politik zusammengefunden hatten, um über erfolgreiche Projekte und künftige IKT-Strategien zu diskutieren.

Seit rund fünf Jahren organisieren sich die großen Unternehmen der Branche gemeinsam mit Vertretern von Politik und Interessensvertretungen in der „Internetoffensive“. In den kommenden Monaten soll eine „IKT-Strategie“ fertiggestellt werden, die dann voraussichtlich nach der Wahl der neuen Regierung präsentiert werden soll

Wie Bundesspartenobmann Hans-Jürgen Pollirer in seiner Begrüßungsansprache hervorstrich, trägt der IKT-Sektor mit 22 Mrd. Euro Umsatz und knapp 100.000 Beschäftigten mehr als 8 Prozent zum BIP bei und trägt damit knapp 30 Prozent des gesamten Wachstums. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie sei zu einem entscheidenden Faktor für den internationalen Standortwettbewerb geworden. Gerade deswegen bedarf es „entfesselter Rahmenbedingungen“ für den IKT-Sektor, um die Innovationen und Geschäftsmodelle der IKT-Unternehmen nicht zu bremsen, fordert Pollirer.

„Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind in Österreich und international ein immer wichtiger werdender Faktor für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Daher ist es notwendig, dass Wirtschaft, Verwaltung und Politik in diesem Zukunftsbereich eng zusammen arbeiten“, sagte auch Staatssekretär Josef Ostermayer.

Vizekanzler Michael Spindelegger betonte neben der großen wirtschaftlichen Bedeutung des IKT-Sektors auch, dass die Politik intensive Anstrengungen zur Förderung dieses Bereiches anstellen wird. Wichtige Punkte sind aus seiner Sicht der Ausbau des Breitbandnetzes, Finanzierungsmodelle für neue Geschäftsideen, die Gründung einer Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft und eine verstärkte Bewusstseinsbildung im Bildungswesen, um Kindern die Missbrauchsgefahren moderner Kommunikationstechnologien klar zu machen.

Für die Branche wichtig sind die rasche Versteigerung der digitalen Dividende und die zweckgebundene Verwendung des Versteigerungserlöses für den IKT-Sektor. Staatssekretär Ostermayer bekräftigte, dass die von Bundesministerin Doris Bures versprochenen 250 Mio. Euro im Budget als Investitionstreiber fixiert seien: „Die vorgesehen Mittel aus dem Erlös der Frequenzversteigerung bleiben für die IKT-Branche reserviert. Die Gelder, die in den Wohnbau fließen sollen, ergeben sich aus den nun zusätzlich eingeplanten Einnahmen im Rahmen von Frequenzversteigerungen. Es ist ganz klar, dass es gerade in Zukunftsbereichen wie E-Government, Forschung und bei künftigen IKT-Projekten keinen Sparkurs geben darf.“

Namhafte Vertreter der österreichischen IKT-Unternehmen sprachen in vielen Bereichen von einer Überregulierung, die es abzubauen gilt, um Wachstumsbremsen zu lösen. Darüber hinaus bedarf es einer Sicherheit für das finanzielle Engagement. Beispielhaft wurden die ständigen Diskussionen rund um die Roaming-Regeln und die verpflichtende Wiedereinführung der nicht mehr zeitgemäßen Papierrechnung angesprochen.

Bundesspartenobmann Pollirer appellierte an die Regierungsvertreter, die Anregungen der IKT-Branche im nächsten Regierungsprogramm ihrem wirtschaftlichen Stellenwert entsprechend zu verankern. „Eine zentrale Ansprechstelle für alle IKT-Agenden auf Regierungsebene wäre ein erster wichtiger Schritt“, wiederholte Pollirer einmal mehr die altbekannte Forderung der heimischen IKT-Branche.

MEHR BEWUSSTSEIN GEFORDERT
Die IKT-Branche hat in Österreich einen größeren Anteil an der Wirtschaftsleistung als der Tourismus, ist aber im Bewusstsein deutlich weniger verankert. Dabei wäre eine Weiterentwicklung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs unumgänglich, sagte Rudolf Kemler, ÖIAG-Präsident und Präsident der „Internetoffensive Österreich“, anlässlich des Konvents im Gespräch mit der APA. Die grundsätzlichen Ziele lägen auf der Hand, so Kemler. Schon in der Schule Bewusstsein für Computertechnologie schaffen, die Ausbildung verbessern und mehr öffentliche Mittel für die Infrastruktur bereitstellen, aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern sind einige Punkte.

Jede Milliarde, die in den Sektor investiert wird, schaffe 15.000 Arbeitsplätze, sagt Kemler. Realistisch sei es, im Laufe der kommenden fünf Jahre 10.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. An öffentlichen Mitteln könne man „so viel wie möglich“ brauchen. Mindestens so wichtig wie Geld sei aber der Know-how-Transfer, etwa von Managern der großen Unternehmen an kleine Neugründungen.

Im Internationalen Vergleich sind Schweden, Finnland, Dänemark und die Schweiz Vorbilder für Kemler. Die vier sind – gemeinsam mit Singapur – Top-5 im internationalen Vergleich „Networked Readiness Index“. Österreich kam zuletzt auf Rang 19, war in seinen besten Zeiten aber auch schon Nummer neun, bedauert Kemler. In Skandinavien lernen Kinder schon im Vorschulalter den Umgang mit Computern. In Österreich geschehe das eher unstrukturiert und auf Basis von Eigeninitiative, nicht aber gezielt in der Schule, vergleicht er. (rnf/apa)


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