Der Einfluss der CIOs steigt rasant

CIOs haben die Herausforderungen der Covid-19-Pandemie gemeistert und an Ansehen gewonnen. 2021 werden viele an der Seite des CEO das digitale Business ausbauen und den Wandel gestalten. [...]

Der CIO rückt näher an das Topmanagement heran (c) pixabay.com

„In der Corona-Krise hat die IT ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und ihre Reputation im Unternehmen stark verbessert“, sagt Andy Rowsell-Jones, Vice President und Distinguished Analyst beim Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner. Nun gehe es darum, die Lehren aus der Pandemie zu ziehen und den Ausbau des digitalen Business zu beschleunigen.

Rowsell Jones arbeitet in Gartners CIO & Executive Leadership Research-Team, das jedes Jahr rund 1800 CIOs aus 74 Ländern zu ihren Plänen und Prioritäten befragt. Ein Ergebnis der diesjährigen Erhebung lautet: CIOs schätzen den digitalen Reifegrad ihrer Organisation höher ein als noch 2019. Sie pflegen intensivere Beziehungen zum Topmanagement und werden zunehmend als Berater in Sachen Digitalisierung wahrgenommen.

Diese Position sollte ihnen helfen, die digitale Transformation in ihren Unternehmen noch schneller voranzutreiben, kommentiert Rowsell Jones. Er sieht dafür Handlungsbedarf in mehreren Feldern.

Kundenorientierung und Customer Experience

So müssten CIOs auf eine konsequentere Kundenorientierung drängen und dazu beitragen, die Customer Experience zu verbessern. Laut der jüngsten Umfrage sind die IT-Chefs dabei auf dem richtigen Weg. Sie wollen die schon während der Krise ausgebauten digitalen Kanäle im kommenden Jahr intensiver nutzen und neue Produkte und Services schneller auf den Markt bringen.

Die Investitionspläne der befragten CIOs passen zu diesen Bemühungen. 41 Prozent wollen mehr Geld für Customer Experience ausgeben, knapp ein Drittel investiert verstärkt in CRM-Lösungen. Mehr finanzielle Mittel stehen auch für den Bereich „E-Commerce, Citizen Portal, Website“ zur Verfügung. Geht es um IT-Infrastruktur, planen die CIOs zunehmend in Container-Techniken und die quelloffene Plattform Kubernetes zu investieren.

Kräfte freisetzen durch kulturellen Wandel

Laut Gartner geht es 2021 verstärkt darum, weitere Kräfte für den digitalen Wandel freizusetzen und den dafür nötigen Kulturwandel zu befeuern. CIOs sollten sich demnach mehr Zeit nehmen, um Topmanagern und auch dem CEO den Nutzen neuer IT-Errungenschaften zu erklären. Rund 80 Prozent der befragten IT-Führungskräfte nähmen diese Aufgabe bereits wahr. 70 Prozent gaben an, sie würden öfter die Verantwortung für wichtige strategische Initiativen übernehmen. Fast ebenso viele wollen Business-Verantwortliche davon überzeugen, sich stärker in die IT-Projekte in ihrem Bereich einzubringen.

„In der Corona-Krise hat die IT ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und ihre Reputation im Unternehmen stark verbessert“, sagt Andy Rowsell-Jones, Vice President und Distinguished Analyst bei Gartner (c) Gartner

In der Corona-Krise sind viele CIOs nach eigenen Angaben verstärkt dazu übergegangen, den Nutzen der IT zu messen und auch zu kommunizieren. Um Fachabteilungen besser beraten zu können, hätten sie zudem ihre Business-Kenntnisse ausgebaut. IT-Führungskräfte sollten das durch die Pandemie entstandene Momentum nutzen, um die Kultur in ihren Unternehmen nachhaltig zu verändern, empfiehlt Rowsell Jones.

Ballast abwerfen für die Digitalisierung

Mehr denn je werde es 2021 darauf ankommen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und „Ballast abzuwerfen“, so der Gartner-Analyst. Er rät CIOs, stärker zu priorisieren: Wertschaffende Aktivitäten sollten die IT-Chefs ausbauen, unverzichtbare Aufgaben rationalisieren und alles andere auf die Streichliste setzen.

Unverzichtbar ist in einem digitalisierten Unternehmen vor allem die IT-Sicherheit: So wollen mehr als 60 Prozent der Interviewten mehr in Cyber und Information Security investieren. 58 Prozent erhöhen zudem ihre Ausgaben für Business Intelligence und Analytics. Auch der Einsatz von Cloud-Services und Cloud-basierten Anwendungen wird 2021 weiter stark zunehmen. Zugleich verstärken die CIOs ihre Investitionen in den Bereichen Process Automation, künstliche Intelligenz / Machine Learning und Digital Workplace. Für Infrastruktur und Data Center wollen sie dagegen weniger Geld ausgeben.

IT-Budgets wachsen langsamer

Trotz der ambitionierten Pläne zur Digitalisierung rechnen viele CIOs für 2021 nicht mit einem adäquaten Anstieg ihrer IT-Budgets. Die Auswirkungen der Corona-Krise, allen voran der gestiegene Kostendruck, machen sich bemerkbar. Den Gartner-Zahlen zufolge verlangsamt sich das Wachstum der verfügbaren IT-Finanzmittel weltweit. Für 2020 verzeichnen die Auguren noch einen Anstieg der IT-Budgets um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2021 sei nur noch mit einem Plus von 2,0 Prozent zu rechnen.

Dabei schneidet die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) mit einem Plus von 2,7 Prozent noch am besten ab. CIOs in Nordamerika (plus 1,2 Prozent) sowie in Lateinamerika und im asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum (jeweils plus 1,9 Prozent) erwarten geringere Zuwächse.

Um das digitale Business zu beschleunigen, reichen solche Steigerungsraten nicht aus, kommentiert Gartner-Mann Rowsell-Jones. Er plädiert dafür, vorhandene Mittel umzuverteilen: „CIOs müssen andere Prioritäten setzen, um mehr Ressourcen für digitale Innovationen verwenden zu können.“

*Wolfgang Herrmann ist Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.


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