Im Cloud-Markt sehen Experten die zweite Welle rollen. Sie ist geprägt von Multi-Cloud-Szenarien, verstärkter Kostenkontrolle und Trends wie Hyperconverged Infrastructure und Container-Techniken. [...]
Etliche CIOs wollen zwar ihre teuren Data Center loswerden, sind aber unsicher, auf welches Pferd sie im Cloud-Markt setzen sollen. Häufig sind deshalb Colocation-Services von Anbietern wie Equinix oder Digital Reality eine Alternative, berichtet Forrester-Analyst Dave Bartoletti. Sie erlaubten es den CIOs, ihre Systeme in verwalteten Rechenzentren laufen zu lassen und dabei auf einfache Weise auf Public-Cloud-Ressourcen zuzugreifen: „Der große Vorteil von Colocation ist, dass Unternehmen quasi auf Knopfdruck eine direkte Highspeed-Verbindung zu praktisch jedem Public-Cloud-Provider nutzen können.“ Das erleichtere die Implementierung einer Multi-Cloud-Strategie. Darüber hinaus eröffne sich CIOs damit die Möglichkeit, Cloud-Services von AWS, Azure oder der Google-Cloud ausgiebig zu testen, bevor sie sich für eine Migration entscheiden.
CIOs mit einer Multi-Cloud-Strategie erfahren in der Praxis schnell, wie aufwändig und komplex das Vendor Management werden kann. Weder die einkaufenden Sourcing-Manager noch die Anbieter selbst sind bislang ausreichend auf solche Szenarien vorbereitet. Die vielfältigen Nutzungs- und Abrechnungsmodelle von AWS, Microsoft und Co. machen die Sache nicht leichter. „Das Management von Cloud-Kosten ist eine immense Herausforderung, die immer noch größer wird“, so Bartoletti. Er berichtet von einem IT-Manager, der eine Vollzeitkraft nur für die Auswahl und Verhandlung von Cloud-Verträgen einstellen musste.
Nicht jeder CIO ist bereit, Kundendaten und andere sensible Informationen einem Dienstleister anzuvertrauen. Eine Private Cloud ist in solchen Fällen oft die bevorzugte Lösung. Doch ähnlich wie in Public-Cloud-Szenarien sind dafür zahlreiche Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehören Virtualisierungstechniken und Standardisierung ebenso wie Automation-Features, Self-Service-Funktionen und das Ressourcen-Monitoring. Das alles in Eigenregie aufzusetzen, bedeutet einen hohen Aufwand. Hyperconverged-Systeme versprechen hier eine Lösung. Sie bieten vorintegrierte Compute-, Storage und Netzwerk-Ressourcen, die Unternehmen helfen, eine Private Cloud schneller aufzusetzen.
Der Einsatz von Container-Techniken wie Docker erlebt im Cloud-Umfeld einen Boom. Entwickler können damit Softwarecode auf relativ einfache Weise managen und migrieren. Viele Unternehmen nutzen Container mittlerweile dazu, die Portierbarkeit ihrer Anwendungen zwischen den großen Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft oder Google sicherzustellen. Häufig sind derartige Projekte in DevOps-Strategien eingebettet, die die Softwareproduktion beschleunigen sollen. Die Cloud-Anbieter unterstützen dafür nicht nur Docker, sondern auch andere Laufzeitumgebungen wie CloudFoundry oder OpenShift.
Statt Anwendungen einfach unverändert in die Public Cloud zu schieben, versuchen einige Unternehmen, diese für den Cloud-Betrieb zu optimieren. Lift-and-Shift nennen Experten dieses Vorgehen. Die optimale Lösung wäre es demnach, eine Anwendung so umzuschreiben, dass sie Cloud-Features wie die hohe Elastizität und Skalierbarkeit voll nutzen kann. Solche Migrationen können aber sehr teuer werden, gibt Bartoletti zu bedenken. Er empfiehlt den Einsatz von Migrations-Tools, die Unternehmen dabei helfen, eine große Zahl von Anwendungen mit überschaubarem Kostenaufwand anzupassen und in die Cloud zu transferieren.
Etliche Unternehmen hosten mittlerweile auch Enterprise-Anwendungen in der Cloud. Die anfängliche Scheu vieler CIOs, geschäftskritische Software in der Cloud zu betreiben, scheint abzunehmen. So laufen inzwischen auch mächtige SAP-Anwendungen in der AWS-Cloud. Große amerikanische Unternehmen wie der Dollar Shave Club betreiben ihre Spark-Analytics-Systeme auf einer Amazon-Plattform.
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