Digitale Transformation braucht das richtige Umfeld

Die Covid-19-Pandemie veränderte in nur wenigen Monaten grundlegende Prozesse innerhalb der meisten Unternehmen sowie die Art und Weise, wie Dienstleistungen und Produkte angeboten werden. Gleichzeitig wurde durch die neue Situation deutlich, was IT-Teams leisten und erreichen können. [...]

Eine aktuelle AppDynamics-Studie zeigt, dass 90 Prozent der Unternehmen ihre Prioritäten bei der Digitalisierung im Zuge der Covid-19-Pandemie verändert haben. (c) Pixabay

Nahezu über Nacht verlagerten Unternehmen ihre Geschäfte in eine fast vollständig digitale Welt, während IT- Abteilungen weltweit mit der gestiegenen Nachfrage und der sehr realen Notwendigkeit kämpfen mussten, um die digitale Transformation zu beschleunigen. 90 Prozent der Unternehmen haben ihre Prioritäten bei der Digitalisierung im Zuge der Covid-19-Pandemie verändert, wie eine aktuelle Studie von AppDynamics zeigt. Außerdem sehen dreiviertel der zuständigen Fachleute darin die größte technologische Herausforderung, die ihr Unternehmen jemals erlebt hat. Natürlich hofft jedes Unternehmen, glimpflich durch die Krise zu kommen oder vielleicht sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Dafür ist es allerdings nötig, einige Dinge proaktiv anzugehen:

1. In die eigenen Leute investieren

Ein erster Impuls in der Krise mag sein, alle Investitionen zurückzustellen. Doch bei Digitalthemen kann sich das rächen. Eine frühere Studie von AppDynamics zeigte bereits, wenn Unternehmen in den nächsten zehn Jahren wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen mindestens 45 Prozent der beschäftigten IT-Mitarbeiter als Agents of Transformation auftreten. Dieses Anforderungsprofil erfüllt bisher jedoch nur ein kleiner Teil der Belegschaft. Um gestärkt aus der Krise hervorgehen zu können, ist es also essentiell für Unternehmen, in die Weiterbildung ihrer Angestellten zu investieren. Die aktuelle AppDynamics-Auswertung zeigt, dass 54 Prozent der befragten deutschen Technologie-Experten bisher unbekannte Aufgaben ausführen müssen. Zudem verspüren 64 Prozent von ihnen mehr Druck bei der Arbeit als je zuvor. Hier müssen Unternehmen handeln.

2. Innovationshürden abbauen

Betrachtet man genauer, woher die innovativsten Unternehmen des Digitalzeitalters stammen, stößt man dabei auf das Silicon Valley und Asien. Europa und Deutschland spielen hier keine Vorreiterrolle. Die Unternehmen hierzulande müssen mehr Innovationen wagen, wenn sie nicht abgehängt werden möchten. Jetzt ist eine gute Zeit dafür. Denn einerseits legt die Pandemie Schwächen in der Digitalstrategie schonungslos offen (bestätigen 68 Prozent der von AppDynamics befragten Technologieexperten), andererseits wurden Digitalisierungsprojekte binnen Wochen umgesetzt, für die sonst Monate notwendig gewesen wären (72 Prozent). So gesehen könnte sich die aktuelle Situation als Katalysator für die Digitalisierung erweisen – sofern Unternehmen entschlossen handeln.

3. Visionäres Denken fördern

84 Prozent der Technologieexperten sagen, dass sie gerade jetzt die Freiheit brauchen, um Risiken einzugehen und zu experimentieren. Diesen Weg sollten ihnen Unternehmen nicht verbauen. 86 Prozent der Befragten sehen eine Chance, in der Krise ihren Wert für das Unternehmen unter Beweis zu stellen. Dazu brauchen sie aber ausreichende Spielräume und es dürfen ihnen keine überkommenen Strukturen im Weg stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die gefragten Experten anderswo verwirklichen.

4. Mehr Transparenz und Insights

Digitale Dienste und Anwendungen sind unerlässlich, um die Produktivität der Mitarbeiter auch im Homeoffice aufrechtzuerhalten. Daher ist es für IT-Abteilungen entscheidend, enorme Nachfrageschübe bewältigen zu können. Dies bedeutet, dass man über die richtigen Werkzeuge zur Überwachung und Verwaltung des Tech-Stacks verfügen muss, und das von der Benutzererfahrung auf der Anwendungsebene bis hin zum Netzwerk.

94 Prozent der Technologieexperten betonen, dass Transparenz und Einblicke in die Leistung des Tech-Stacks und seine Auswirkungen auf Kunden sowie deren Geschäft, die wichtigsten Faktoren im derzeitigen Klima sind. Daher sollten Unternehmen ihren IT-Teams die nötige Transparenz über den gesamten Tech-Stack hinweg anbieten. Auf diese Weise erhalten IT-Abteilungen den umfassenden Überblick, den sie benötigen, um die IT-Transformation voranzutreiben und das digitale Kundenerlebnis nachhaltig zu verbessern.

5. Die Komfortzone verlassen

Der technische Fortschritt bringt viele Unternehmensentscheider an ihre Grenzen. „Das haben wir schon immer so gemacht!“ gilt jetzt nicht mehr. Alte Wahrheiten verlieren ihre Gültigkeit und es sind neue Skills gefragt. Unternehmen müssen bereit dazu sein, kalkulierbare Risiken einzugehen und Experimente zu wagen. Nur so lässt sich eine echte digitale Transformation des Unternehmens erreichen.

Fazit

Hinter modernen Hochglanz-Apps verbirgt sich eine immer komplexer werdende Infrastruktur. Sie aufzubauen und zu managen ist eine Aufgabe, die sich mit den etablierten Verfahren und Werkzeugen nicht mehr bewerkstelligen lässt. Das erhöht den Innovationsdruck, der in den meisten Branchen ohnehin schon immens ist. Um diese Herausforderung zu meistern brauchen Unternehmen besonders engagierte Mitarbeiter, die Agents of Transformation. Diese müssen aber auch die passende Umgebung vorfinden, zu der gehört: in das eigene Personal zu investieren, Innovationshürden abzubauen, visionäres Denken voranzutreiben und in die eigene Komfortzone zu verlassen.


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Oliver Köth, Chief Technology Officer, NTT DATA DACH (c) NTT DATA
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